Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Serbischer Nationalismus: Kosovo-Serben blockieren Gericht
> Das Haager Tribunal verurteilt Kriegsverbecher zu 22 Jahren. Nun wird ein
> Urteil wegen Ausschreitungen vor fünf Jahren in Mitrovica erwartet.
Bild: Brücke in der zwischen Serben und Kosovo-Albaner geteilten Stadt Mitrovi…
SPLIT taz | Als Polizisten der Rechtsstaatsmission Eulex am
Donnerstagmorgen das Gerichtsgebäude von Mitrovica in Kosovo betreten
wollten, wurden sie von Hunderten von Serben abgedrängt. Die
internationalen Ordnungshüter gaben nach und versuchten nicht, den Zutritt
zum Gerichtssaal zu erzwingen.
Die Gewalt gehe wie schon 2008 von den militanten Serben aus, erklärte ein
Sprecher. Wegen der Verwüstung des Gerichts vor fünf Jahren sind sechs
Serben angeklagt, die damals militant gegen die internationale Polizei und
die Kfor-Truppen vorgegangen waren.
Damals waren ein Mensch getötet sowie 88 Polizisten und Soldaten verletzt
worden. Das noch für Donnerstag erwartete Urteil wird von Eulex-Richtern
gefällt. Der von dem Vertreter der radikalen Serben in Nordmitrovica
Radenko Nedeljkovic angeführte Mob will grundsätzlich verhindern, dass das
Gericht Urteile fällen kann. Die radikalen Kosovoserben fürchten die
Etablierung eines Rechststaates.
Bisher konnte die durch Schmuggelgeschäfte finanzkräftig gewordene örtliche
Mafia den Aufbau rechtsstaatlicher Verhältnisse verhindern. Doch mit den
kürzlich unter Aufsicht der EU begonnenen Verhandlungen zwischen Belgrad
und Prishtina über eine Normalisierung der Beziehungen schwimmen ihnen die
Felle davon. Denn bald könnte mit dem Einverständnis aus Belgrad der
Gesetzlosigkeit in diesen von Serben dominierten Teil Kosovos eine Ende
bereitet werden.
Auch in der serbischen Teilrepublik in Bosnien und Herzegowina mußten die
radikalen Nationalisten eine Niederlage einstecken. Die vor einer Woche
zuende gegangene Kampagne von Kriegsveteranen der serbischen Streitkräfte
in Bosnien richtete sich gegen das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag und
das oberste Gericht in Bosnien und Herzegowina. Beiden Insitutionen werfen
die Veteranen vor, einseitig gegen Serben vorzugehen. Doch eine
Mobilisierung der Massen blieb aus. Ein Grossteil der serbischen
Bevölkerung in Bosnien will sich nicht mehr von den Radikalen
instrumentalisieren lassen.
## Für 22 Jahre hinter Gitter
Ungeaqchtet der Kampagne wird in Den Haag weiter gegen mutmaßliche
Kriegsverbrecher verhandelt. Am Mittwochabend ergingen Urteile gegen einen
ehemaligen Polizeichef und einen Innenminister der serbischen Teilrepublik.
Mico Stanisic (58) und Stojan Zupljanin (61) seien des Massenmordes, der
Folter, Vertreibung und Verfolgung von Kroaten und Muslimen während des
Bosnienkrieges 1992 schuldig, befanden die Richter.
Beide müssen für 22 Jahre hinter Gitter. Stanisic und Zupljanin hätten als
Vertraute des ebenfalls in Den Haag vor Gericht stehenden ehemaligen
Serbenführers Radovan Karadzic einen "entscheidenden Beitrag" zu den
Verbrechen serbischer Sicherheitskräfte geleistet, sagte der Vorsitzende
Richter Burton Hall.
Im Zentrum der Anklage standen die Verbrechen in den 1992 errichteten
serbischen Konzentrationslagern Omarska, Keraterm und Trnopolje in
Projedor. Dort wurden über 3.200 nicht-serbische Männer, Frauen und Kinder
gefoltert, vergewaltigt und ermordet.
28 Mar 2013
## AUTOREN
Erich Rathfelder
Erich Rathfelder
## TAGS
Bosnien
Serbien
Den Haag
Geschichtsaufarbeitung
Wahlen
Serbien
Kosovo
Serbien
Serbien
Serbien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nachruf auf Holm Sundhaussen: Die Zwischentöne Sarajevos
Der Historiker Sundhaussen war prägend für die Debatten um Nationalismus
und Chancen in Exjugoslawien. Auch vor Provokantem scheute er nicht zurück.
Kommunalwahlen in Kosovo: Militante Übergriffe und Drohungen
Serbische Extremisten im Norden wollen verhindern, dass ihre Landsleute am
Sonntag wählen gehen. Das ist diesmal gar nicht im Interesse Belgrads.
Berufungskammer des UN-Tribunals: Karadzic erneut belastet
Überraschung in Den Haag: Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen in
Ex-Jugoslawien hat die Klage gegen Radovan Karadzic wieder in Kraft
gesetzt.
Konflikt auf dem Balkan: Serbien und das Kosovo einigen sich
Beide Länder vereinbaren ein Abkommen, das die Rechte der serbischen
Minorität im Kosovo regelt. Ein Dauerstreit ist damit beigelegt, der Weg in
Richtung EU geebnet.
Serbien und Kosovo verhandeln: Serbien vor schwerer Entscheidung
Serbien steht vor einem Dilemma: Den Kosovo behalten oder den EU-Beitritt
anstreben? Beides geht nicht mehr. Nun muss sich das Land entscheiden.
Diplomatie auf dem Balkan: Serbien und Kosovo an einem Tisch
Erstmals treffen sich die Präsidenten beider Staaten zu Gesprächen in
Brüssel. Fortschritte gibt es keine. Belgrad lehnt Kosovos Unabhängigkeit
weiter ab.
Serbien und Kosovo: Grenzstreit beigelegt
Die Regierungschefs Ivica Dacic und Hashim Thaci einigen sich auf
gemeinsame Kontrollen an vier Grenzübergängen. Am Montag soll es losgehen.
Gewalttätiger Protest in Prishtina: Keine Konzessionen an Serbien
Im Kosovo demonstrierten Hunderte gegen Gespräche zwischen der Regierung
Kosovos und Serbien. 22 Menschen wurden dabei verletzt, 26 Demonstranten
verhaftet.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.