# taz.de -- Gewalttätiger Protest in Prishtina: Keine Konzessionen an Serbien | |
> Im Kosovo demonstrierten Hunderte gegen Gespräche zwischen der Regierung | |
> Kosovos und Serbien. 22 Menschen wurden dabei verletzt, 26 Demonstranten | |
> verhaftet. | |
Bild: Wollen nicht mit den Serben reden: Demonstranten im Zentrum Prishtinas. | |
SARAJEVO taz | Die innenpolitischen Kämpfe im Kosovo nehmen an Schärfe zu. | |
Am Montag protestierten hunderte vor allem junge Leute gegen von der EU | |
vermittelte Gespräche zwischen den Regierungen Kosovos und Serbiens. Vor | |
dem Sitz der Regierung flogen Steine auf die Polizei, die Beamten | |
antworteten mit Pfefferspray. Dabei wurden laut Polizeiangaben 22 Menschen | |
verletzt, 18 Polizisten und 4 Demonstranten. 26 Protestierende wurden | |
festgenommen. | |
Die Demonstranten folgten einem Aufruf der Partei Vetevendosje | |
(Selbstbestimmung). Diese bei den letzten Wahlen erstmals ins Parlament | |
gewählte Gruppe wirft den Regierungsparteien vor, korrupt und damit von | |
internationalen Institutionen im Kosovo erpressbar zu sein. Die Regierung | |
des ehemaligen politischen Führers der Nationalen Befreiungsarmee UCK, | |
Hashim Thaci, sei deshalb geneigt, dem Druck der EU nachzugeben und Serbien | |
gegenüber weitere Zugeständnissse zu machen. | |
Der Gründer der Bewegung Selbstbestimmung, der frühere Stundentenführer | |
Albin Kurti, vermutet, dass die EU wegen der Serbengebiete in Nordkosovo | |
Serbien zwar dazu bringen will, den Kosovaren in technischen Fragen | |
entgegenzukommen, jedoch andererseits die Regierung in Prishtina unter | |
Druck setzt. Sie soll auf die Serben Nordkosovos weiter zugehen. | |
Kurti betont immer wieder, dass es allein die Albaner seien, die den vom | |
UN-Vermittler Martti Ahtisaari vorgelegten Friedensplan von 2007 umsetzen. | |
Der Plan steht der serbischen Minderheit im Kosovo weitgehende | |
Autonomierechte zu. Serbien dagegen habe sich geweigert, den Ahtisaari-Plan | |
anzuerkennen. „Jetzt sollen wir gegenüber den Serben in Nordkosovo weitere | |
Konzessionen machen,“ erklärte er vor wenigen Monaten gegenüber der taz. | |
Die serbische Führung unter dem Exregierungsprecher der Milosevic-Zeit, | |
Ivica Dacic, und dem nationalistischen Präsidenten Tomislav Nikolic werde | |
von der EU sogar hofiert. Mit dieser Wahl habe die serbische Bevölkerung | |
gezeigt, dass sie ihre nationalistischen Positionen nicht aufgeben wolle. | |
Am vergangenen Freitag hatten die Regierungen Serbiens und Kosovos nach | |
monatelanger Pause erstmals wieder Gespräche geführt. Serbiens | |
Regierungschef Ivica Dacic und sein kosovarischer Amtskollege Hashim Thaçi | |
trafen sich in Brüssel mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Die | |
EU fordert von Serbien, die Beziehungen zum Kosovo zu verbessern, bevor | |
Belgrad auf den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen hoffen kann. Auch | |
Prishtina solle den Serben entgegenkommen. | |
22 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
## TAGS | |
Bosnien | |
Kosovo | |
Kosovo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Serbischer Nationalismus: Kosovo-Serben blockieren Gericht | |
Das Haager Tribunal verurteilt Kriegsverbecher zu 22 Jahren. Nun wird ein | |
Urteil wegen Ausschreitungen vor fünf Jahren in Mitrovica erwartet. | |
Serben im Kosovo: Straßenblockaden angekündigt | |
Im Kosovo lebende Serben wehren sich gegen neue Grenzregelungen. Sie wollen | |
in den nächsten Tagen alle wichtigen Transitrouten für jeweils zwei Stunden | |
blockieren. | |
Clinton und Ashton auf Balkantournee: Ungenutzte Druckmittel | |
Die EU-Außenbeauftragte und die US-Außenministerin ergehen sich bei ihrem | |
Besuch in Absichtserklärungen. Eine klare Strategie gegenüber der | |
Balkan-Region fehlt. | |
Kosovos Außenminister über Europa: „Serbien muss das akzeptieren“ | |
Für Kosovo sind das derzeit historische Tage, meint Außenminister Enver | |
Hoxhaj. Jetzt gehe es darum, den europäischen Integrationsprozess | |
voranzubringen. | |
Staatsgründungen im Vergleich: Lange Wege zur Unabhängigkeit | |
Seit Ende des Kalten Kriegs drängen mehr Völker auf ihre nationale | |
Souveränität. Kosovo schaffte es, die Südossetier müssen warten. |