# taz.de -- Serbien und Kosovo: Grenzstreit beigelegt | |
> Die Regierungschefs Ivica Dacic und Hashim Thaci einigen sich auf | |
> gemeinsame Kontrollen an vier Grenzübergängen. Am Montag soll es | |
> losgehen. | |
Bild: Blockade an der Grenze zwischen Serbien und Kosovo. | |
BELGRAD taz | Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton konnte in der Nacht | |
zu Mittwoch endlich einen Durchbruch im Dialog zwischen Belgrad und | |
Prishtina vermelden. Die Regierungschefs Serbiens und des Kosovo, Ivica | |
Dacic und Hashim Thaci, hatten sich in Brüssel auf gemeinsame Grenzposten | |
geeinigt. | |
Nach anfänglichem Abtasten gingen der ehemalige Pressesprecher von Slobodan | |
Milosevic und der frühere Kommandant der Kosovo-Befreiungsarmee UCK in der | |
dritten Gesprächsrunde konkret zur Sache: Es wurde vereinbart, dass die | |
Grenzübergänge zwischen Serbien und dem Kosovo – Konculj, Merdare Jarinje | |
und Brnjak – bis zum Jahresende gemeinsam von der serbischen, der | |
kosovarischen Polizei und der EU-Rechtsstaatsmission Eulex kontrolliert | |
werden. In Jarinje und Merdare soll das Regime schon ab dem kommenden | |
Montag starten. Die Bauarbeiten sind fast beendet. | |
Beide Seiten mussten Kompromisse eingehen. Für Serbien, das die | |
Unabhängigkeit Kosovos nicht anerkennt, ist es ein harter Schlag, dass die | |
Grenzposten überhaupt bestehen. Statt von einer Grenze spricht man in | |
Belgrad von „administrativer Trennlinie“ und „statusneutralen Übergänge… | |
Prishtina verzichtete im Gegenzug darauf, dass an den Grenzposten jegliche | |
Staatssymbole stehen. | |
Des Weiteren sollen für Serben im Nordkosovo bestimmte Waren zollfrei aus | |
Serbien eingeführt werden können. Zudem werden sie nicht mit kosovarischen | |
Autokennzeichen fahren müssen, die man, ohne die kosovarische | |
Staatsangehörigkeit zu besitzen, nicht bekommen kann. Serbien wiederum | |
verpflichtet sich, eine komplette Einsichtnahme in die Finanzierung der | |
serbischen Parallelstrukturen im Kosovo zu gewährleisten. | |
Thaci und Dacic vereinbarten auch die Einrichtung von Kontaktbüros im | |
Rahmen der EU-Delegationen in Belgrad und Prishtina. Diese werden jedoch | |
keinen diplomatischen Status haben. Eine multiethnische Polizeieinheit im | |
Kosovo soll die serbisch-orthodoxen Kulturdenkmäler und Kirchen schützen. | |
Eine Gruppe von Serben demonstriert seit dem vergangenen Sonntag am | |
Grenzübergang Jarinje gegen die „Einführung der Grenze zum Mutterland“. | |
Während nationalistische Partein in Serbien „Verrat“ schreien, ist Thaci in | |
Prishtina Angriffen extremistischer Parteien ausgesetzt. Für sie ist ein | |
Dialog mit den „serbischen Mördern“ so lange nicht akzeptabel, wie sich | |
Belgrad für „serbische Gräueltaten“ nicht entschuldigt und die | |
Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt. | |
5 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Andrej Ivanji | |
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