# taz.de -- Neuer Stress bei Suhrkamp: Worte auf der Waage | |
> Hans Barlach streitet sich mit Peter Handke und Rainald Goetz – über | |
> seinen Anwalt. Unklar ist, ob er den Autoren mit einem Verlagsausschluss | |
> drohen will. | |
Bild: Peter Handke nannte Hans Barlach einen „Unhold“. | |
Es ist gerade einmal eine Woche her, dass der | |
Suhrkamp-Minderheitsgesellschafter Hans Barlach vom Frankfurter Landgericht | |
[1][2,2 Millionen Euro] aus den Verlagsgewinnen des Geschäftsjahrs 2010 | |
zugesprochen bekam, da sorgt eine neue Pressemitteilung des Hamburger | |
Unternehmers für Verwirrung. Diesmal geht es um Worte, die in Berlin vor | |
Gericht gesagt wurden – oder eben nicht. | |
Nach der Frankfurter Urteilsverkündung hatten die [2][Frankfurter | |
Allgemeine Zeitung (FAZ]) und Süddeutsche Zeitung Barlach mit dem Satz „Ein | |
Autor, der mich in derartiger Form beschimpft, gehört aus dem Verlag | |
geschmissen“ zitiert. Barlach habe diesen Satz in einer Berliner | |
Verhandlung „über seinen Anwalt ausrichten“ lassen, so die FAZ. Die Drohung | |
sei nicht schriftlich protokolliert, doch es gebe „mehrere Zeugen“. | |
Der schimpfende „Autor“ sind in diesem Fall zwei: die Schriftsteller | |
Rainald Goetz und Peter Handke. Letzterer hatte Barlach in einem Artikel | |
als [3][„Unhold“] beschimpft, Goetz nannte den Unternehmer [4][in einem | |
Interview] einen „Wimp“ und „Feigling“. Barlach schreibt dazu, er habe … | |
„als persönlich Betroffener (…) kritisch über Herrn Handke und Herrn Goetz | |
geäußert“, was ihm vom Suhrkamp-Verlag „nunmehr vor Gericht zum Vorwurf“ | |
gemacht werde. | |
Der in der Presse zitierte Satz hingegen stamme gar nicht von ihm und sei | |
auch nicht so geäußert worden: „Zur richtigen rechtlichen Einordnung für | |
das Gericht hat der Anwalt im Rahmen der mündlichen Verhandlung als | |
Argument für eine verteidigende öffentliche 'Gegenerklärung' von mir gegen | |
die Schmähkritiken von Herrn Handke und Herrn Goetz die Überlegung ins Feld | |
geführt, dass solche reinen Schmähkritiken von Autoren derartig schwer | |
wiegend würden und sogar ein Grund sein könnten, das Vertragsverhältnis zu | |
diesen Autoren in Frage zu stellen.“ Es sei lediglich um eine rechtliche | |
Einordnung gegangen. | |
Allerdings sind auf dem Wege der „rechtlichen Einordnung“ vor Gericht seit | |
Dezember vergangenen Jahres schon die Geschäftsführung des Verlags | |
abberufen und die vom Verlag zur Vermögensbildung gedachten Gewinne dem | |
Minderheitsgesellschafter Barlach zugesprochen worden. Nach [5][diesen | |
juristischen Teilerfolgen] im jahrelangen Streit zwischen Barlach und der | |
Familienstiftung muss man Barlachs jüngste Äußerung sehr ernst nehmen. Für | |
die kommenden Urteilsentscheidungen ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. | |
29 Mar 2013 | |
## LINKS | |
[1] /Urteil-im-Suhrkamp-Streit/!113160/ | |
[2] http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/suhrkamp/suhrkamp-prozess-das-u… | |
[3] /!107641/ | |
[4] http://www.sueddeutsche.de/kultur/rainald-goetz-im-interview-wie-ein-stumpf… | |
[5] /Medienrechtler-zum-Suhrkamp-Streit/!111968/ | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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