# taz.de -- Neue Runde im Suhrkamp-Streit: Keinen Cent für Barlach | |
> Der Verlag versucht, die Auszahlung des rebellischen Gesellschafters zu | |
> verhindern. Ein gerichtlicher Sachverwalter steht jetzt zwischen ihm und | |
> dem Geld. | |
Bild: Hans Barlach ist hier nicht sonderlich wohl gelitten. | |
BERLIN taz | Neuer Move im Suhrkamp-Streit: Der traditionsreiche Literatur- | |
und Sachbuchverlag hat einen Antrag auf Einleitung eines sogenannten | |
Schutzschirmverfahrens nach dem „Gesetz zur weiteren Erleichterung der | |
Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) beim zuständigen Amtsgericht in | |
Berlin-Charlottenburg eingereicht. | |
Hintergrund ist, dass der mit 39 Prozent an Suhrkamp beteiligte | |
Minderheitengesellschafter Hans Barlach auf eine Auszahlung von | |
bilanziellen Gewinnen in Millionenhöhe bestanden hat, in der Sache auch vor | |
Gericht recht bekam - die Ausschüttung den Verlag allerdings finanziell | |
gefährdet hätte. So hat die Suhrkamp-Geschäftsführung diesen Schritt | |
vollzogen. | |
Offenbar war das die letzte Möglichkeit, den Verlag zu retten. „Im Rahmen | |
des jetzt beantragten Verfahrens“, pressemitteilt Suhrkamp, „können diese | |
Ausschüttungsverpflichtungen suspendiert und der Verlag in seiner Existenz | |
geschützt werden.“ Im Klartext: Barlach bekäme, wenn dem Antrag | |
stattgegeben wird, kein Geld. Suhrkamp bliebe aber handlungsfähig. | |
Mitarbeiterverträge sind durch die Antragstellung nicht betroffen. | |
Autorenverträge bleiben bestehen. | |
Damit hat die Auseinandersetzung zwischen der Suhrkamp-Verlegerin Ulla | |
Berkewicz und Hans Barlach eine neue Stufe erreicht. In mehreren | |
Gerichtsverfahren streitet man sich seit Monaten, was im schlimmsten Fall | |
zu einer Zerschlagung, faktisch also zu einer Auflösung des renommierten | |
Verlages führen könnte. Mit dem Antrag versucht der Suhrkamp-Verlag die von | |
Hans Barlach blockierten Entscheidungsmöglichkeiten wieder zu öffnen. | |
Wichtige Entscheidungen würden unter einem solchen Schutzschirm nur noch | |
unter Mitwirkung von Sachwaltern vollzogen, zum vorläufigen Sachwalter hat | |
das Amtsgericht den Rechtsanwalt Rolf Rattunde bestellt. Damit werden diese | |
Entscheidungen den andauernden Auseinandersetzungen auf Gesellschafterebene | |
entzogen. | |
Weiter heißt es in der Mitteilung: „Das Schutzschirmverfahren ist kein | |
klassisches Insolvenzverfahren.“ Wie es bei Suhrkamp weitergeht, bleibt | |
allerdings weiterhin offen. „Das Schutzschirmverfahren ermöglicht im | |
Interesse beider Gesellschafter den Fortbestand des Verlages im Sinne der | |
von Siegfried Unseld begründeten Tradition und seiner Ziele“, betont die | |
Pressemitteilung ausdrücklich. Ob das auch die Ziele von Hans Barlach sind, | |
der ja offenbar Gesellschafter bleibt, ist zu bezweifeln. | |
27 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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