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# taz.de -- Hilfe der EU: Milliardenflucht aus Zypern
> Das Land bekommt Hilfskredite, allerdings reicht das Geld nicht, weil
> viele Anleger ihr Geld abgezogen haben. Jetzt muss der Inselstaat noch
> mehr sparen.
Bild: Kann jetzt wieder weitergebaut werden? Betonskelett in Nikosia
BERLIN taz | Das Rettungspaket für Zypern steht. Die Finanzminister der
Eurogruppe haben dem Programm am Freitag zugestimmt, erklärte
Eurogruppenchef Jereon Djisselbloem im irischen Dublin.
Die Rettung Zyperns vor dem Bankrott wird dabei wesentlich teurer als
bisher geplant. Nicht 17,5, sondern 23 Milliarden Euro sind notwendig, um
die dortigen Banken zu rekapitalisieren und den Staatshaushalt zu stützen.
Eine Erhöhung der Kreditzahlungen durch EU und IWF ist aber nicht
vorgesehen: Es bleibt bei den 10 Milliarden Euro, wovon der IWF eine
Milliarde übernehmen wird. Dadurch erhöhen sich die Belastungen für die
etwa 850.000 griechischen Zyprer von 7,5 auf 13 Milliarden Euro. Gemessen
an der Einwohnerzahl wären das in Deutschland astronomische 1,3 Billionen
Euro.
Die drastische Kostensteigerung um 5,5 Milliarden Euro ergibt sich daraus,
dass viele Anleger seit Anfang des Jahres ihr Geld aus Zyperns Banken
abgezogen haben, sagte Zyperns Regierungssprecher Christos Stylianides,
Kapital, das den Banken jetzt fehlt. Damals waren erste Gerüchte über eine
Beteiligung der Sparer aufgekommen. Die alte Schätzung der EU stammte vom
November 2012.
Das meiste des zyprischen Anteils werden die Anleger der Laiki-Bank und der
Bank of Cyprus tragen müssen. Bei der Laiki, die abgewickelt wird, könnten
alle Gelder über 100.000 Euro verloren gehen, bei der Bank of Cyprus dürfte
es 60 Prozent betreffen.
Der Aderlass betrifft nicht nur private Sparer aus Zypern und dem Ausland,
sondern auch Unternehmen und Pensionsfonds. Reichen wird das Geld nicht.
Deshalb sind Privatisierungen und zusätzliche Belastungen der Bürger
vorgesehen.
So sollen 10 der insgesamt 13,9 Tonnen der zyprischen Goldreserve verkauft
werden. Das dürfte 400 Millionen Euro einbringen. 1,4 Milliarden erhofft
man sich aus Privatisierungen staatlicher Firmen. Durch Erhöhung von
Firmen- und Kapitalertragsteuern will Zypern weitere 600 Millionen Euro
generieren. Die Mehrwertsteuer steigt von 17 auf 19 Prozent, die Steuern
auf Benzin, Tabak und Alkoholika steigen. Um Geld zu sparen, müssen
Staatsangestellte auf bis zu 14,5 Prozent ihres Gehalts verzichten.
Gehälter, Pensionen und Renten sollen Anfang 2014 noch weiter sinken.
Die EU prognostiziert für 2013 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung
Zyperns um 8,7 Prozent, 2014 sollen es minus 3,9 Prozent werden. Schon im
Jahr 2015 soll es wieder aufwärts gehen. Manche Beobachter halten diese
Zahlen für zu optimistisch. So dürfte die Arbeitslosigkeit - derzeit bei 15
Prozent - in den nächsten Monaten explodieren und damit den vorgesehenen
Kostenrahmen bei den Staatsausgaben sprengen.
So steht neben vielen kleineren Unternehmen auch die nationale
Fluggesellschaft Cyprus Airways wegen fehlender staatlicher Hilfszahlungen
vor dem Aus. Das Unternehmen gilt als ein Beispiel für ineffiziente
Betriebe, beschäftigt es bei nur zehn vorhandenen Flugzeugen doch 1.000
Angestellte.
Der Bundestag soll nächste Woche über das Zypern-Programm abstimmen. Ob
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine eigene Mehrheit erreicht, steht
dahin. Hans Michelbach, Vorsitzender der Mittelstands-Union, sagte, er
könne sich dies nicht vorstellen. Als Grund dafür führte er an, es sei
ungeklärt, wie Zypern seinen Eigenanteil erreichen könne.
12 Apr 2013
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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