# taz.de -- Bundestag stimmt Zypern-Hilfe ab: Ansteckungsgefahr verhindert | |
> Der Bundestag stimmt den Milliarden-Hilfen für Zypern zu. Außerdem | |
> verlängert das Parlament Hilfskredite für Irland und Portugal um sieben | |
> Jahre. | |
Bild: Zypern selbst muss Milliardensummen zur Sanierung des Staatshaushalts auf… | |
BERLIN dpa | Deutschland hat endgültig grünes Licht für die | |
Milliarden-Hilfen zugunsten der Inselrepublik Zypern gegeben. Im Bundestag | |
stimmte am Donnerstag wie angekündigt eine große Mehrheit der Abgeordneten | |
von Union, FDP, SPD und Grünen für das Hilfspaket. | |
Die Linksfraktion lehnte es wie schon frühere Rettungsaktionen für | |
angeschlagene Euro-Länder ab. Die Euro-Länder unterstützen das kleine | |
Zypern mit bis zu neun Milliarden Euro, der Internationale Währungsfonds | |
(IWF) will bis zu eine Milliarde Euro beisteuern. Für die Hilfen stimmten | |
487 Abgeordnete, 102 votierten dagegen, 13 enthielten sich. 602 Abgeordnete | |
gaben ihre Stimme ab. | |
Gegner des Zypern-Hilfspakets waren am Mittwoch vor dem | |
Bundesverfassungsgericht mit ihrem Antrag gescheitert, die Abstimmung im | |
Bundestag über die Milliarden-Hilfe zu verhindern. Das Entscheidungsgremium | |
des für die Zypern-Hilfen zuständigen dauerhaften Rettungsschirms ESM soll | |
am Mittwoch zustimmen, so dass erste Gelder für Nikosia Anfang Mai | |
ausgezahlt werden könnten. | |
Die Parlamentarier stimmten außerdem einer leichten Anhebung des | |
Haftungsanteils Deutschlands beim auslaufenden Euro-Rettungsfonds EFSF von | |
29,07 auf 29,13 Prozent zu. Das Parlament billigte auch Erleichterungen für | |
Irland und Portugal. Die Laufzeiten der Hilfskredite für beide Länder | |
sollen um sieben Jahre verlängert werden, um die Ansteckungsgefahren für | |
die Eurozone zu mindern. | |
## Rettung vor dem Staatsbankrott | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, das Zypern-Paket sei | |
notwendig, um die Stabilität und Handlungsfähigkeit der Euro-Zone zu | |
schützen. „Wenn wir Zypern nicht helfen, steht Zypern unausweichlich vor | |
dem Staatsbankrott.“ | |
Dann drohten neue Ansteckungsgefahren für andere Euro-Krisenstaaten und | |
gefährdeten Fortschritte in Griechenland, Irland oder Portugal. Die | |
Euro-Länder seien bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise auf dem | |
richtigen Kurs. Dabei dürften die Deutschen nicht vergessen, welche Lasten | |
die Bürger in den Krisenstaaten zu schultern hätten. | |
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier kritisierte Schäuble hart. Das Ja | |
der SPD zum Rettungspaket sei keine Zustimmung zum Zypern-Krisenmanagement | |
der Regierung. „Das war Dilettantismus.“ Die zunächst in Zypern geplante | |
Einbeziehung von Kleinanlegern sei ein Riesenfehler gewesen und habe | |
europaweit für Angst und Verunsicherung gesorgt. Das sei eine „erbärmliche | |
Vorstellung“ der Euro-Retter gewesen. „Und sie haben darin keine saubere | |
Rolle gespielt“, sagte Steinmeier zu Schäuble. | |
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast warf der Regierung mangelnden Einsatz | |
bei der Regulierung der Finanzmärkte oder dem Kampf gegen Steueroasen vor. | |
Deutschland müsse sich stärker als bisher für Investitionsprogramme etwa | |
zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit einsetzen. Der als Euro-Kritiker | |
bekannte FDP-Abgeordnete Frank Schäffler sprach von „kollektivem | |
Rechtsbruch“. Zypern sei nicht systemrelevant für den Euro-Währungsraum, | |
wie es als Voraussetzung für die Hilfen vorgeschrieben sei. | |
## Zypern werde nicht zurückzahlen | |
Linkspartei-Fraktionschef Gregor Gysi argumentierte, alle Auflagen, die | |
jetzt auch Zypern gemacht würden, führten dazu, dass die Kaufkraft in dem | |
Land zurückgehe, damit auch die Wirtschaft und die Steuereinnahmen. „Zypern | |
und die anderen Länder werden deshalb nicht in der Lage sein, die Darlehen | |
zurückzuzahlen.“ Dieses Geld werde wiederum in Deutschland bei den | |
Sozialausgaben fehlen. | |
Zypern selbst muss Milliardensummen zur Sanierung des Staatshaushalts | |
aufbringen. So sollen Gläubiger und Anteilseigner der zyprischen Banken | |
sowie Anleger mit Guthaben über 100 000 Euro zur Kasse gebeten werden. Auch | |
werden Banken abgewickelt oder restrukturiert. Hinzu kommen höhere Steuern | |
sowie Einnahmen aus Privatisierungen und Goldverkäufen sowie Reformen. | |
18 Apr 2013 | |
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