| # taz.de -- Kommentar EU-Initiative: Hollandes Seifenblase | |
| > Frankreichs Präsident will mit der Initiative einer | |
| > EU-Wirtschaftsregierung aus der Defensive kommen. Dafür aber ist der | |
| > Vorschlag zu schwammig. | |
| Es ist eine an sich gute politische Recycling-Idee, die François Hollande | |
| auf die politische Tagesordnung setzt. Die schöne Vorstellung von einem | |
| vereinten Europas, von einer Partnerschaft, die im gemeinsamen Interesse | |
| die Probleme anpackt und löst, die für die nationalen Regierungen der | |
| Mitgliedsstaaten eine Nummer zu groß sind. | |
| Dazu braucht es, wie Hollande richtigerweise meint, [1][zuerst konkrete | |
| Schritte]: eine Wirtschaftsregierung, eine Koordination der politischen | |
| Ziele und Praktiken. | |
| Die Enttäuschung vieler EU-Bürger, die nicht mehr an die Europa-Idee und | |
| die Vorteile der Währungsgemeinschaft glauben, rührt nicht nur vom Ärger | |
| über „Technokraten“, den Populisten tunlichst schüren, sondern mehr noch | |
| von der Handlungsunfähigkeit der bisherigen Institutionen. | |
| Wo angesichts der Krise und der Konkurrenz mittels Sozial- und Ökodumping | |
| starke Interventionen und Regulationen gefragt wären, herrscht eine | |
| gähnende politische Ohnmacht, über die der administrative Aktivismus der | |
| Kommission und nächtelange Debatten der Staats- und Regierungschefs nicht | |
| hinwegzutäuschen vermögen. | |
| Nur beruht diese Hilflosigkeit der EU nicht nur auf fehlender Macht, | |
| sondern auch auf einem schreienden Demokratiedefizit. Und da liegt auch | |
| erneut die Schwäche von Hollandes Vorstößen. Um Angela Merkel und andere | |
| unentbehrliche Partner nicht gleich vor den Kopf zu stoßen, schweigt er | |
| sich unter anderem auch über die Frage der Legitimität aus. | |
| Wer nominiert oder wählt diese Wirtschaftsregierung und ihren Vorsitzenden, | |
| wer bestimmt ihre Kompetenzen, wem gegenüber ist sie verantwortlich? Und | |
| wer kann entscheiden, was mit den umstrittenen Euro-Bonds finanziert werden | |
| darf? | |
| Bestimmt hat Hollande dazu Vorstellungen, doch er behält sie vorerst für | |
| sich. Das ist schade, denn seine Offensive droht damit wie eine Seifenblase | |
| zu platzen. Innenpolitisch gibt diese Offensive dem Präsidenten eine | |
| trügerische Rückendeckung. Was Frankreich alleine nicht schafft, soll die | |
| EU zustande bringen. Wenn das nicht gelingt, könnte Hollande sagen, er habe | |
| es wenigstens versucht. Das aber reicht nicht. | |
| 17 May 2013 | |
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| ## AUTOREN | |
| Rudolf Balmer | |
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