# taz.de -- Ehegattensplitting für Homosexuelle: Das Finanzamt wird zum Outing… | |
> Die Lohnsteuerkarte verrät nach Einführung des Ehegattensplittings für | |
> Homosexuelle, wer verpartnert ist. Bei der katholischen Kirche droht dann | |
> die Kündigung. | |
Bild: Sieht harmlos und rosa aus, aber kann Existenzen gefährden: Die Lohnsteu… | |
BERLIN taz | Verpartnerten Homosexuellen, die bei der katholischen Kirche | |
arbeiten, droht nach Einführung des Ehegattensplittings die Kündigung. Sie | |
müssen beim Finanzamt einschreiten, damit es nicht dazu kommt. Denn nun | |
werden sie in der Steuerbehörde als verheiratet geführt. Dies wird durch | |
die Zuteilung der Steuerklasse für Verheiratete auf der monatlichen | |
Lohnsteuerabrechnung sichtbar. Bisher wurden Verpartnerte dort als ledig | |
geführt. | |
Mit verpartnerten Homosexuellen hat wiederum der Arbeitgeber katholische | |
Kirche ein Problem. Offiziell dürfen zwar Homosexuelle in kirchlichen | |
Einrichtungen beschäftigt werden. Doch dies nur, solange sie ihre | |
Sexualität nicht „ausleben“. | |
Tun sie es doch, droht die fristlose Kündigung. Nun aber wird ihr | |
Personenstand durch die Angabe der Lohnsteuerklasse für Verheiratete | |
bekannt. Und unter Verpartnerten dürfte die zölibatäre Lebensführung eher | |
selten sein. Darum schlägt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Alarm. | |
„Nach der jetzigen Fassung des Paragrafen 38b des Einkommensteuergesetzes | |
wird Eheleuten zwangsweise eine Steuerklasse zugeteilt, aus der ihre | |
Arbeitgeber ersehen können, dass sie eine Ehe eingegangen sind“, erläutert | |
Manfred Bruns, Sprecher des LSVD. Diejenigen Homosexuellen, die bei der | |
katholischen Kirche arbeiten, müssen nun also einen Extraantrag beim | |
Finanzministerium stellen. | |
## Absichtlich ungünstig | |
Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte, dass die Wahl einer | |
ungünstigeren Steuerklasse durchaus möglich sei – auf einen gesonderten | |
Antrag hin. „Das haben wir extra für solche Fälle eingerichtet“, so ein | |
Sprecher. | |
Vor einem solchen Problem standen in der Vergangenheit nämlich auch schon | |
Geschiedene, die neu heirateten. Auch dies missbilligt die katholische | |
Kirche und sprach in solchen Fällen schon Kündigungen aus. Verpartnerte | |
Homosexuelle beantragen nun weiterhin die Steuerklasse eins für Ledige. Bei | |
der Berechnung der Einkommensteuer am Ende des Jahres werden sie dann | |
wieder wie Verheiratete behandelt und profitieren dann auch vom | |
Ehegattensplitting. | |
Die katholische Kirche definiert ihren Umgang mit Homosexuellen in einem | |
Schreiben der Glaubenskongregation von 1986 einigermaßen spitzfindig: „Die | |
spezifische Neigung der homosexuellen Person ist zwar in sich nicht | |
sündhaft, begründet aber eine mehr oder weniger starke Tendenz, die auf ein | |
sittlich betrachtet schlechtes Verhalten ausgerichtet ist. Aus diesem | |
Grunde muß die Neigung selbst als objektiv ungeordnet angesehen werden.“ | |
Aus diesem Satz leiten die kirchlichen Arbeitgeber ab, dass praktizierende | |
Homosexuelle für den Dienst bei der Kirche nicht tragbar sind. | |
11 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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