# taz.de -- Wahlkampfthema Pflege: SPD verspricht Bürgerversicherung | |
> Private Pflegezusatzversicherung abschaffen, mehr Leistungen für | |
> Demenzkranke: Die SPD stellte ihre Eckpunkte zum Thema Pflege vor. | |
Bild: Unbehandelte Depressionen können zu Demenz führen. Die SPD will deshalb… | |
BERLIN taz | Die SPD will das Thema Pflege im Wahlkampf zur „absoluten | |
Chefsache“ machen. Das kündigte der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl | |
Lauterbach, im Kompetenzteam des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück | |
zuständig für Gesundheitspolitik, am Montag in Berlin an. | |
Im Falle eines Wahlsiegs werde die SPD die Bürgerversicherung einführen – | |
nicht nur im Bereich der Kranken-, sondern auch der Pflegeversicherung, | |
kündigte Lauterbach an. Die geplanten qualitativen Leistungsverbesserungen | |
in der Pflegeversicherung, insbesondere für Demenzkranke, könnten | |
allerdings zu einem Anstieg des Pflegebeitragssatzes um einen halben | |
Prozentpunkt führen, sagte Lauterbach. Dies entspräche jährlichen | |
Mehrkosten von rund 5 Milliarden Euro. | |
Die erst vor wenigen Monaten von Schwarz-Gelb beschlossene staatliche | |
Förderung privater Pflegezusatzversicherungen will die SPD im Fall eines | |
Wahlsiegs wieder abschaffen. Stattdessen werde es steuerliche Anreize für | |
barrierefreies Wohnen geben. | |
Daneben sieht das SPD-Konzept zur Pflege vor, die Heime zu einer besseren | |
Personalausstattung zu verpflichten, die Begutachtung der stationären | |
Versorgung weg von den Pflegekassen in unabhängige Hände zu legen und die | |
Gabe von Arzneimitteln sorgfältiger zu überprüfen. „Derzeit werden viele | |
Medikamente verschrieben, ohne jemals an alten Menschen getestet worden zu | |
sein“, kritisierte Lauterbach. | |
Ein weiteres Problem sei die laxe Verabreichung von Medikamentencocktails, | |
die sich gegenseitig beeinflussten und oft gefährliche Nebenwirkungen | |
hätten. Diese „systematische Übertherapie“ sei zu beenden. | |
## Mehr Geld für Psychotherapie | |
Die so eingesparten Mittel sollten insbesondere für mehr Psychotherapie in | |
der Pflege eingesetzt werden. Auf diese Weise könne gerade bei depressiven | |
Pflegebedürftigen der Übergang in die Demenz „entschleunigt“ werden, so | |
Lauterbach: „Wir wissen, dass unbehandelte Depression Demenz beschleunigt.“ | |
Um dem Mangel an Pflegekräften zu begegnen, müsse der Beruf des | |
Altenpflegers attraktiver werden. Die Ausbildung müsse kostenlos werden, es | |
müsse unterschiedliche Karrierestufen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten | |
geben. | |
Schon heute fehlten zwischen 100.000 und 200.000 Pflegekräfte. Diese Lücke | |
drohe ohne Gegensteuern um jährlich 50.000 bis 100.000 zu wachsen: „Weil | |
die Belastungen so hoch sind, gehen diejenigen, die noch da sind, am Ende | |
auch noch“, warnte Lauterbach. | |
24 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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