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# taz.de -- McDonald´s, Burger King und Co: Ein-Dollar-Menüs gegen die Krise
> Der Fastfood-Markt ist hart umkämpft, die Branche trickreich. Selbst in
> den USA wächst jetzt die Kritik an ihrer Gehalts- und Mitarbeiterpolitik.
Bild: Wird die Finanzkrise überleben: Ronald McDonald.
BERLIN taz | Intern hält man das sicher für Fürsorge. In der vorigen Woche
hat McDonald’s USA Tipps ins Netz gestellt, wie die Mitarbeiter mit ihrem
geringen Lohn besser zurechtkommen. „Jeder Tag und jeder Dollar macht den
Unterschied“, heißt es motivierend auf der Website, die Kassenkräften und
Küchenpersonal einfache Buchführung nahebringen will.
Was gut gemeint war, entwickelte sich zum Bumerang für den Konzern. In dem
Rechenbeispiel geht McDonald’s davon aus, dass man noch einen zweiten
Vollzeitjob braucht, um über die Runden zu kommen und zudem auf Heizung
verzichten kann. Häme und Kritik von Gewerkschaftsseite folgten.
McDonald’s-Gehälter bewegen sich in den USA am Rande der Mindestlohngrenze.
Die firmeneigene Kalkulation machte deutlich: Ohne staatliche Zuschüsse und
Lebensmittelmarken lässt sich damit kein Leben finanzieren.
Im Mutterland des Fastfood stehen McDonald’s und die anderen
Fastfood-Ketten wegen ihrer Gehalts- und Mitarbeiterpolitik mehr und mehr
in der Kritik. Als im April in New York 400 McDonald’s-Mitarbeiter aus
Protest gegen ihre Löhne streikten, in den USA ein überraschendes
Engagement, führte das zu einer tagelangen Debatte über den wachsenden
Niedriglohnsektor.
## Die Fastfood-Branche überlebt die Wirtschaftskrise
Bislang hat die hart umkämpfte Branche die Krise ohne Blessuren
überstanden. Sie reagierte auf die Umsatzeinbrüche nach 2008 mit
Ein-Dollar-Menüs und warb mit größeren Sortimenten und ansprechenderem
Ambiente. Das zahlte sich aus: 2012 konnte zum Beispiel Pizza Hut bei einem
Reingewinn von 1,6 Milliarden Dollar die Dividende um 18 Prozent erhöhen.
Den Konkurrenten erging es ähnlich gut. Seit 2009 hat die Branche doppelt
so viel Mitarbeiter mehr eingestellt als im Landesdurchschnitt. Experten
prophezeien dem Markt ein Wachstumspotenzial von vier Prozent. Am Montag
legte McDonald’s zwar Quartalszahlen vor, die mit einem Prozent unter den
Erwartungen auf dem US-Markt liegen. Sie zeigen aber nur, wie sehr die
Konkurrenz dem Branchenprimus das Geschäft streitig macht. Weltweit wuchs
der Umsatz von McDonald’s um 2,4 Prozent.
In Europa und Deutschland läuft die Branche den Entwicklungen in den USA
hinterher. Der Burger ist nicht mehr alles, die Kunden verlangen nach Pizza
und Sandwich, nach Huhn, Fisch oder vegetarischen Angeboten. Die
Speisekarten werden größer, die Kassen klingeln aber vor allem wegen Kaffee
und Snacks.
## Burger King holt nicht auf
Burger King hat diese Entwicklung verschlafen. Jahrelang der einzige
ernsthafte Konkurrent zum Branchenersten McDonald’s, befindet sich Burger
King inzwischen im großen Feld der Verfolger. Im ersten Quartal 2013 ging
der Umsatz weltweit um 1,5 Prozent zurück, in den USA sogar um drei
Prozent.
Erst im vergangenen Jahr wurde das Kaffeegeschäft größer ausgebaut. In
Europa war Burger King auch vom Pferdefleischskandal betroffen. Der Konzern
machte jahrelang mit Burgern vom Grill Reklame, weist nun aber deutlicher
darauf hin, nicht nur Fleisch im Angebot zu haben.
Mit knapp 700 stagniert die Zahl der Filialen. Noch immer versucht Burger
King, mit Billigangeboten Boden gegenüber McDonald’s gut zu machen. Der
Konkurrent dagegen ist dazu übergegangen, mit dunklem Holz, schweren
Stoffen und Lounges vergessen zu machen, dass es um Fastfood geht. Je
länger der Kunde im Laden ist, um so mehr gibt er offenbar aus.
So leicht sind Kunden aber nicht zu blenden. Marktforschungen zeigen, dass
es honoriert wird, wenn das Sparmenü schnell und freundlich über den Tresen
gereicht wird. Es kommt also auch auf motivierte Mitarbeiter an. Wenigstens
in dieser Hinsicht führt Burger King noch vor McDonald’s. In den USA.
24 Jul 2013
## AUTOREN
Jörn Kabisch
## TAGS
Fastfood
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