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# taz.de -- Österreich schiebt acht Pakistanis ab: Kein Schutz vor den Taliban
> Pakistan sei sicher, sagen die Behörden. Die Betroffenen fürchten jedoch
> um ihr Leben. Trotz heftiger Proteste werden sie über Berlin ausgeflogen.
Bild: Konnte die Abschiebung nicht verhindern: Der Erzbischof von Wien, Kardina…
WIEN taz | Acht pakistanische Flüchtlinge sind am Montagmorgen trotz
heftiger Proteste aus Österreich abgeschoben worden. Weder die Kritik von
Kardinal Christoph Schönborn noch Sitzblockaden vor dem Abschiebezentrum in
Wien konnten die Aktion verhindern. Die ganze Nacht hatten rund 100
Demonstranten vor der Rossauer Kaserne ausgeharrt und versucht, die
Ausgänge zu blockieren. Kurz nach acht Uhr rückte die Antiterrortruppe Wega
mit mehreren Hundertschaften an, um den Weg frei zu machen.
Nicht einmal Flüchtlingsanwalt Lennart Binder wurde vorgelassen. „Den haben
sie sehr rüde behandelt“, sagt die Filmemacherin Tina Leisch, die dabei
war, bis die protestierende Menge eingekesselt und in eine Seitengasse
abgedrängt wurde. Dort nahm die Polizei die Personalien auf und erstattete
gegen alle Anzeige.
Die acht Pakistaner wurden zum Flughafen Schwechat gebracht, wo eine
kleinere Demonstration sich versammelt hatte. Die Flüchtlinge sollen auf
einen Sammelflug der EU-Grenzabwehragentur Frontex von Berlin gesetzt
worden sein, der am Dienstag in der pakistanischen Metropole Lahore
erwartet wurde. Polizeisprecher Roman Haslinger bestätigte, dass vier
Männer bereits unterwegs seien und die vier anderen im Laufe des Tages
folgen würden.
Die Abgeschobenen gehören zu einer Gruppe von Flüchtlingen, die Ende
vergangenen Jahres zuerst vor der Wiener Votivkirche campierten, um auf
ihre Lage aufmerksam zu machen. Als die Polizei vor Weihnachten [1][das
Lager räumte], suchten sie in der Kirche Zuflucht, die ihnen von Kardinal
Christoph Schönborn auch gewährt wurde. Im März akzeptierte die Gruppe die
Verlegung in das nahe gelegene Servitenkloster, das noch bis Oktober zur
Verfügung stehen wird.
## Einige der Flüchlinge kommen aus dem Swat-Tal
Die meisten der damals über 60 Flüchtlinge kommen aus Pakistan, das von
Österreich nicht als unsicheres Land eingestuft wird, obwohl das
Außenministerium eine Reisewarnung erlassen hat. Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner (ÖVP) versuchte diesen Widerspruch zu erklären: „Die
Reisewarnungen gelten ja in erster Linie für österreichische Staatsbürger,
wo es darum geht, wo kann man Urlaub machen. Gerade für Österreicher
besteht ja eine Gefährdungslage, weil sie oft Ziel antiwestlicher Kräfte
sind und über keinerlei lokale Kenntnisse verfügen.“
Im vergangenen Jahr haben nur 14 von 1.800 Pakistanern in Österreich Asyl
erhalten. Von den Abgeschobenen kommen einige aus dem Swat-Tal, wo das
Terrorregime der Taliban jede Abweichung von einer extremen Koran-Auslegung
verfolgt.
20 Flüchtlinge mussten sich nach negativen Asylbescheiden bereits seit
einigen Wochen jeden Tag bei der Polizei melden. Am Sonntag wurden die acht
bei dieser Gelegenheit festgenommen.
In einem Kommuniqué klagen die verbliebenen Asylwerber darüber, dass viele
der Betroffenen traumatisiert seien: „Das Leben jener, die die Regierung
kritisiert haben, ist in Pakistan in Gefahr. Keiner sollte in ein Land
abgeschoben werden, wo er mit Festnahme, Folter, politisch motivierten
Repressalien und Lebensgefahr rechnen muss.“
Auf die Frage, ob sie für die Sicherheit der Abgeschobenen in Pakistan
garantieren könne, antwortete Innenministerin Mikl-Leitner ausweichend:
„Ich kann auch nicht garantieren, dass einem Asylwerber hier in Österreich
kein Verkehrsunfall passiert.“ Erfreut zeigte sich vor allem die
rechtslastige FPÖ in einer schriftlichen Stellungnahme: „Auf Druck der
Freiheitlichen scheint der Rechtsstaat letztlich doch noch zu siegen.“
29 Jul 2013
## LINKS
[1] /Fluechtlingscamp-in-Wien-geraeumt/!108145/
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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