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# taz.de -- Homophile niederländische Fußballer: Gay Pride mit Feierbiest van…
> Jede Menge Fußballprominenz nahm an der Gay Pride in Amsterdam teil. Der
> Kicker-Verband engagiert sich. Aktive Spieler hingegen halten sich
> zurück.
Bild: Herzallerliebst: Gay Pride 2013 in Amsterdam
AMSTERDAM taz | Illustre Teilnehmer sind keine Seltenheit der berühmten
Bootsparade, die im Rahmen des Amsterdam Gay Pride durch die Grachten der
niederländischen Hauptstadt zieht. Das Verteidigungsministerium ist bereits
zum dritten Mal vertreten, dazu kommt eine schwimmende Delegation des
sozialliberalen Kabinetts.
Doch die populärsten Vertreter schickte am Samstag wohl der niederländische
Fußballverband KNVB aufs Wasser: Ein eigenes Boot mit kickender Prominenz
soll dem verbandseigenen „Aktionsplan Fußball für alle“ Ausdruck verleihe…
Die Crew kann sich sehen lassen: Bondscoach Louis van Gaal testet unter
Regenbogenflaggen bei einem der größten Freiluftexzesse des Landes, ob das
Feierbiest in ihm noch lebt. Assistiert wird er dabei von Stürmerlegende
Patrick Kluivert. Mit dabei sind unter anderem Ronald de Boer, Pierre van
Hooijdonk, Brian Roy und Aron Winter. Alles in allem hat der KNVB die
Erfahrung von mehr als 300 Länderspielen an Bord.
„Bei diesem weltbekannten Event zeigen wir, dass der niederländische
Fußball für ein offenes und sicheres Sportklima steht, in dem alle sie
selbst sein können“, ließ der KNVB vorab in einer Presseerklärung
verlauten. Für den Bondscoach ist die Teilnahme offenbar Ehrensache, wobei
seine Analyse sich eher am Idealzustand orientiert: „Akzeptanz von
Homosexualität im Fußball sollte eigentlich überhaupt kein Thema sein.
Genau wie Herkunft oder Religion das auch nicht sind“, wird van Gaal im
Fachblatt Voetbal International zitiert.
Wenn der KNVB sich nun medienwirksam auf dem Gay Pride einschifft, wirbt er
damit auch für seinen Aktionsplan. So sollen „Vertrauenskontaktpersonen“
angestellt werden, die im Fall sexueller Einschüchterung und
Diskriminierung als Ansprechpartner dienen. In Zusammenarbeit mit Experten
wie der John-Blankenstein-Foundation will man Workshops anbieten, um das
Thema Homosexualität im Sport großflächig auf die Agenda zu bringen.
## Aus dem Schrank
„Komm aus dem Schrank [der niederländische Begriff für Coming-out], dein
Team ist reif dafür“, heißt es in einem eigens produzierten Clip auf der
Website des KNVB. In niederländischen Onlineforen wird dieser Tage
diskutiert, ob dem tatsächlich so ist. Dabei gibt es durchaus Stimmen, die
die Diskriminierung von Homosexuellen vor allem als Phänomen der Fans
verorten, während sie unter Spielern bereits kein Thema mehr sei.
Ungeachtet dessen besteht in den Niederlanden ähnlich wie in den meisten
großen westlichen Fußballländern in den letzten Jahren ein wachsendes
publizistisches Interesse an kickenden Homosexuellen. „Hurra für den Homo“,
titelte etwa die Fußballzeitschrift Hard Gras unlängst.
Die Zeitschrift widmete ihre Covergeschichte dem US-amerikanischen Profi
David Testo, der sich 2011 geoutet hatte. In den Niederlanden selbst blieb
es auf oberer Ebene bislang beim 2006 verstorbenen John Blankenstein, der
in den 1980er und 1990er Jahren als Fifa-Schiedsrichter auf höchstem Niveau
pfiff und sich in der European Gay and Lesbian Sports Association (EGLSF)
engagierte.
## QFF – Queer Football Fanclubs
Kaum verbreitet sind auch homosexuelle Fanklubs – ein bemerkenswerter
Gegensatz zu der allgemeinen Reputation, wonach das Land eine Pionierrolle
einnimmt beim Kampf für sexuelle Gleichberechtigung. Im europäischen
Netzwerk Queer Football Fanclubs (QFF) haben sich 24 zusammengeschlossen,
wovon allerdings 20 aus Deutschland stammen.
Seit diesem Sommer gibt es in den Niederlanden Vorreiter: die Roze Règâhs
(Slang für Rosa Reiher, das Wappentier des Klubs), die den Ehrendivisionär
ADO Den Haag supporten und von diesem ausdrücklich unterstützt werden. Ihre
Gründung vor einigen Wochen sorgte für reichlich Aufmerksamkeit, was nach
eigener Darstellung nicht allein dem Sommerloch geschuldet war.
Leichte Unstimmigkeiten gab es im Vorfeld des Gay Prides nur über die
Tatsache, dass wegen des Saisonauftakts in der Eredivisie kaum aktive
Kicker auf dem KNVB-Boot vertreten sind. Ausnahme ist Mark-Jan Fledderus,
Kapitän von Roda JC Kerkrade, das bereits am Abend zuvor zur Eröffnung beim
Meister Ajax gastiert. Auch Roda-Coach Huub Brood ist an Bord, während die
Lokalhelden durch Abwesenheit glänzen. „Ein Rätsel“, kommentiert Fledderu…
Diverse Onlinekommentare legten dem Ajax-Team indes nahe, in ihren neuen
Auswärtsjerseys an der Parade teilzunehmen. Deren Design, schwarz mit rosa
Ärmelstreifen, hatte bei der Vorstellung Anfang des Sommers sehr gemischte
Reaktionen geerntet. Für Roda-Kapitän Fledderus ist seine Teilnahme
„normal“. Als Aushängeschild sieht Flederus sich allerdings nicht. Und um
gleich Klarheit zu schaffen, sagte er schon mal, dass von ihm kein
Coming-out zu erwarten sei: „Ich habe eine Freundin.“
4 Aug 2013
## AUTOREN
Tobias Müller
## TAGS
Fußball
Homosexuelle
Schwule
Amsterdam
Gay Pride
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Louis van Gaal
Serbien
Bravo
Diskriminierung
Homosexualität
Vietnam
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Homosexualität im Profisport
Fußball
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