| # taz.de -- BND-Kooperation mit der NSA: Undurchsichtiger Datenhandel | |
| > Erst jetzt wird bekannt: Nach 9/11 haben die Deutschen eine Vereinbarung | |
| > mit der NSA getroffen. Das Ausmaß des Austauschs schockt die | |
| > Kontrolleure. | |
| Bild: „Nicht schlimm, es ist richtig“: Georg Streiter über die Zusammenarb… | |
| BERLIN taz | „Uneingeschränkte Solidarität“ hatte Kanzler Gerhard Schröd… | |
| (SPD) den USA nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 zugesichert. | |
| Erst seit diesem Wochenende weiß die Öffentlichkeit, dass diese auch die | |
| millionenfache Weitergabe von Daten durch den Bundesnachrichtendienst an | |
| sein US-Pendant NSA beinhaltet. | |
| Laut einem vom Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden ans Licht gebrachten | |
| Dokument, das der Spiegel abdruckte, geht es um mehrere Hundert Millionen | |
| Telefon- und Internetverbindungsdaten pro Monat – die, wie der BND | |
| beteuert, aber nicht in Deutschland erhoben würden, sondern vielmehr die | |
| Kommunikation von Ausländern im Ausland beträfen, „insbesondere in | |
| Krisengebieten“. | |
| Eine entsprechende Vereinbarung zur Zusammenarbeit am BND-Standort im | |
| bayerischen Bad Aibling wurde schon im Jahr 2002 geschlossen, wie nun erst | |
| bekannt wurde. | |
| Laut BND-Gesetz ist eine Weitergabe solcher Informationen aber nur möglich, | |
| wenn es „zur Wahrung außen- und sicherheitspolitischer Belange der | |
| Bundesrepublik Deutschland erforderlich ist und das Bundeskanzleramt seine | |
| Zustimmung erteilt hat“. | |
| Elf Jahre und zwei Regierungswechsel später hat an diesem Montag nun der | |
| Vizesprecher der schwarz-gelben Bundesregierung, Georg Streiter, diese | |
| Praxis verteidigt. Dass der BND bei der Auslandsaufklärung mit der NSA | |
| zusammenarbeite, sei „nicht schlimm, es ist richtig“. Auch er beteuerte, | |
| dass die an die NSA weitergereichten Daten nicht von Deutschen stammten und | |
| auch nicht aus Leitungen in Deutschland kämen. „Es gibt keine | |
| millionenfache Grundrechtsverletzung durch deutsche Geheimdienste“, sagte | |
| Streiter. | |
| ## Überraschung über Umfang der weitergegebenen Daten | |
| Dass es über die Zusammenarbeit zwischen BND und NSA seit 2002 eine | |
| Vereinbarung gebe, sei nicht nur der Regierung bekannt, sondern auch dem | |
| Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags, so Streiter; | |
| veröffentlichen könne man das Geheimdokument nicht. | |
| Hört man sich im Parlamentarischen Kontrollgremium um, das den | |
| Geheimdiensten auf die Finger schauen soll, ist mehreren Mitgliedern weder | |
| die Vereinbarung von 2002 bekannt noch die Tatsache, dass gleich | |
| millionenfach Verbindungsdaten vom BND an die NSA weitergereicht werden. | |
| „Dass die Geheimdienste zusammenarbeiten, war klar, aber der Umfang der | |
| weitergegebenen Daten überrascht mich“, sagt Gisela Piltz, die für die FDP | |
| in dem Gremium sitzt. | |
| Die nun bekannt gewordene Vereinbarung ist für Piltz neu – ebenso geht es | |
| Hans-Christian Ströbele von den Grünen, dem dienstältesten Mitglied des | |
| Kontrollgremiums. Am kommenden Montag trifft sich das geheim tagende | |
| Gremium zu seiner nächsten Sondersitzung in der NSA-Ausspähaffäre. Ein | |
| weiterer Termin ist für den 19. August angesetzt. | |
| Der massivste Verdacht ist weiter nicht vom Tisch: dass die NSA oder von | |
| ihr beauftragte Firmen selbst Daten aus Deutschland abgreifen. Ob und | |
| inwieweit die NSA dies mache, könne die Regierung weiterhin nicht sagen, so | |
| Streiter am Montag. „Vielleicht ändert sich das einmal“, sagte er mit Blick | |
| auf die seit Wochen laufenden Anfragen an die USA. | |
| 5 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf Wiedmann-Schmidt | |
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