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# taz.de -- US-Mail-Dienst macht dicht: Kein Fußbreit den NSA-Spähern
> Edward Snowden soll ihn genutzt haben, doch der E-Mail-Service Lavabit
> ist nun eingestellt. Sein Besitzer will den Behörden keinesfalls Zugang
> zu Kundendaten verschaffen.
Bild: In die digitale Post anderer reinglotzen? Mit Lavabit nicht drin.
SAN FRANCISCO rtr/dpa | Ein vermutlich auch von dem amerikanischen
Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden genutzter verschlüsselter
E-Mail-Service hat am Donnerstag seinen Dienst abrupt eingestellt. Anlass
dafür sind möglicherweise ein Rechtsstreit und Versuche der US-Behörden,
Zugriff auf die Kundendaten zu erlangen.
„Ich sehe mich gezwungen, eine schwierige Entscheidung zu fällen - entweder
mitschuldig an Verbrechen gegen das amerikanische Volk zu werden oder zehn
Jahre harte Arbeit aufzugeben und Lavabit zu schließen“, erklärte der
Besitzer des E-Mail-Dienstes Lavabit, Ladar Levison, auf der
[1][Internetseite] des Unternehmens.
Er habe sich entschieden, die Arbeit einzustellen; er dürfe aber nicht über
die Ereignisse der vergangenen sechs Wochen diskutieren, die zu dieser
Entscheidung geführt hätten. Das entspricht dem Zeitraum, seit Snowden mit
seinen Informationen über die Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes NSA an
die Öffentlichkeit ging.
Die jüngsten Erfahrungen hätten ihn eine sehr wichtige Lektion erteilt,
schrieb Levison. Solange es keine klaren Aktionen des Kongresses oder der
Justiz dazu gebe, könne er nur jedem dringend abraten, seine privaten Daten
einem Unternehmen anzuvertrauen, dass direkte Beziehungen zu den
Vereinigten Staaten habe. Das US-Justizministerium äußerte sich zunächst
nicht dazu.
## „Einzigartiger Fall“
Lavabit hatte seinen Kunden zugesagt, dass deren E-Mails auf den Servern
des Unternehmens verschlüsselt werden und dass ein Zugang zu den Mails nur
mit dem Passwort des Nutzers möglich sei.
Lavabits Erklärung lässt vermuten, dass die US-Behörden möglicherweise
Zugang zur E-Mail-Korrespondenz von Snowden, zu anderen Informationen über
ihn oder zum Schlüssel seiner Mails bekommen wollten oder sogar einen
Zugang zu den Daten der Hunderttausenden anderen Lavabit-Kunden.
Es handele sich um einen seltenen und vielleicht sogar einzigartigen Fall,
dass ein US-Unternehmen lieber seine Tätigkeit einstelle als einer Bitte
von US-Behörden zur Herausgabe von Informationen nachzugeben, sagte Kurt
Opsahl, ein Anwalt der Bürgerrechtsgruppe [2][Electronic Frontier
Foundation] in San Francisco. Ihm sei kein Fall bekannt, wo ein Anbieter
sich entschlossen habe, unter diesen Umständen seinen Dienst einzustellen.
Allerdings folgte wenige Stunden später auch der Maildienst Silent Circle
aus dem US-Staat Maryland dem Vorbild von Lavabit. Alle Daten seien bereits
vernichtet worden, sagte der Chef von Silent Circle, Mike Janke, der New
York Times. „Wir dachten, es sei besser, Kritik von Kunden zu bekommen, als
gezwungen zu werden, sie auszuhändigen.“ Silent Circle habe zwar noch noch
keine Durchsuchungs-Befehle oder andere Anfragen bekommen, wollte aber
gerade deswegen handeln, solange es noch rechtlich möglich war.
Im Rahmen der von Snowden angestoßenen Enthüllungen war herausgekommen,
dass die großen amerikanischen E-Mail-Anbieter wie Google und Microsoft und
andere von den Behörden gedrängt wurden, die Geheimdienste bei der
Ausspähung von Daten zu unterstützen.
9 Aug 2013
## LINKS
[1] http://lavabit.com/
[2] http://www.eff.org/
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