| # taz.de -- Breite Zustimmung für Obamas „No“: Ohrfeigen aus Moskau | |
| > Außenpolitisch verursacht er eine Eiszeit. Doch zu Hause erntet | |
| > US-Präsident Barack Obama Beifall für seinen Korb an Russlands Präsident | |
| > Wladimir Putin. | |
| Bild: Bereits beim letzten Treffen der beiden Staatschefs Obama und Putin in Ir… | |
| WASHINGTON taz | „Es ist unserer Ansicht nach konstruktiver, das Treffen zu | |
| verschieben, bis auf unserer gemeinsamen Agenda mehr Ergebnisse vorliegen“, | |
| begründete Obamas Sprecher, Jay Carney, am Mittwoch in Washington, die | |
| Absage des Zweiertreffens am Rande des G-20-Gipfels. Eine Ansage, die in | |
| den USA viel Zustimmung erntete. | |
| Es gebe nicht genügend Fortschritt bei bilateralen Fragen für solche | |
| Gespräche - angefangen von Abrüstungsbemühungen über Handels- und | |
| Wirtschaftsfragen bis zu Angelegenheiten der globalen Sicherheit oder der | |
| Menschenrechte. Dann erst räumte Carney ein: Das russische Asyl für den | |
| US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden sei „auch ein Faktor, den | |
| wir bei der Bewertung des gegenwärtigen Stands unseres bilateralen | |
| Verhältnisses berücksichtigt haben.“ | |
| „Der Präsident hat ganz klar die richtigen Entscheidungen getroffen“, lobte | |
| der einflussreiche demokratische Sentator Charles Schumer: „Putin benimmt | |
| sich wie ein Pausenhoftyrann und verdient den Respekt nicht, den er mit | |
| einem bilateralen Gipfel erhalten hätte.“ | |
| Die Absage habe helfen sollen klarzumachen, „wie inakzepatbel es ist, dass | |
| die russische Regierung Snowden einen Flüchtlingsstatus einräumt“, sagte | |
| der Republikaner Ed Royce, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im | |
| Repräsentantenhaus. Und Außenamtsspecherin Jen Psaki erklärte: „Wir haben | |
| keine Angst, klar zu sagen, wo wir unsere Meinungsverschiedenheiten haben.“ | |
| ## Feindselige Rhetorik | |
| Seit langem hatten nicht nur die Falken im Kongress darauf gedrängt, | |
| Präsident Putin nach einer Reihe von Provokationen die rote Karte zu | |
| zeigen. Immer feindseliger wurde ihre Rhetorik. „Das Verhältnis zwischen | |
| den USA und Russland ist vergifteter als jemals seit dem Ende des Kalten | |
| Krieges“, sagte Schumer. | |
| In einem Fernsehinterview des Senders NBC hatte Obama sich bereits am | |
| Vortag „enttäuscht“ über die Snowden-Entwicklung geäußert. Sie reflekti… | |
| die „unterschwelligen Herausforderungen“, die die USA im Umgang mit der | |
| russischen Regierung bewältigen müssten. „Es gibt Zeiten, da rutschen sie | |
| wieder in das Denken und die Mentalität des Kalten Krieges zurück.“ | |
| Obamas Kritiker, wie der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, | |
| John Boehner, reagierten auch mit Hähme: „Die Außenpolitik mit der | |
| selbsternannten eigenen Handschrift von Obama - ein Neustart mit Russland - | |
| ist soeben kollabiert“, erklärte Boehner durch seinen Sprecher Brendan | |
| Buck. Tatsächlich sei das Verhältnis beider Länder seit Obamas Amtsantritt | |
| nicht wirklich von der Stelle gekommen, meinen Beobachter. | |
| Die Beziehung der beiden Großmächte war spätestens seit Putins | |
| Amtsübernahme im Mai 2012 kontinuierlich auf den derzeitigen Tiefpunkt | |
| zugesteuert. Das Asyl für Snowden, von dem das Obama-Team vergangene Woche | |
| auch nur durch die Breaking News von CNN erfuhr, war nur noch das | |
| i-Tüpfelchen einer Kette von Provokationen. | |
| ## Warnung vor Erniedrigung | |
| Zu den jüngsten Ohrfeigen aus Moskau gehört Putins Schulterschluss mit | |
| Syriens Diktator Baschar al-Assad. Während Washington fortwährend | |
| verkündete, dass dessen Tage gezählt seien, lieferte Moskau ihm Waffen. | |
| Unter anderem blockierte Russland eine Syrien-Resolution im | |
| Uno-Sicherheitsrat, um der US-Strategie zum Sturz des Machthabers einen | |
| Riegel vorzuschieben. Als Obama im Juni bei seinem Besuch in Berlin eine | |
| neue Abrüstungsrunde für Atomwaffen anregte, ignorierte es der Kremlchef, | |
| der sein Land wiederum durch den US-Raketenschild in Osteuropa provoziert | |
| sieht. | |
| Beider Treffen am Rande des G8-Gipfeltreffens in Irland war offenkundig von | |
| wenig Zuneigung geprägt. Russland moniert, dass die USA zwar in Sachen | |
| Menschenrechte immer andere Länder belehrten, aber sich im Fall Snowden | |
| selbst nicht an die Regeln hielten. Erst am Dienstag hatte Obama in der | |
| NBC-“Tonight Show" erklärt, er habe „keine Geduld mit Ländern, die Schwul… | |
| Lesben und Transsexuelle auf eine Art behandeln, die sie beleidigen oder | |
| ihnen gar schaden.“ Obama warnte auch davor, Homosexuelle bei den | |
| Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zu erniedrigen. | |
| Doch der US-Präsident weiß auch, dass sein Land auf ein halbwegs | |
| partnerschaftliches Verhältnis zu Russland angewiesen ist, um etwa Krisen | |
| wie die in Syrien oder den Atomkonflikt mit dem Iran zu lösen. Auch für den | |
| Abzug der US-Truppen aus Afghanistan setzt Obama auf russische Kooperation. | |
| Würde Putin den Truppen den Durchzug durch sein Land verwehren, bliebe | |
| ihnen lediglich der weitaus kompliziertere und gefährliche Weg durch | |
| Pakistan. | |
| Trotz der Verstimmungen will Obama im September zum G20-Gipfel reisen. An | |
| diesem Freitag wollen sich zudem die Außen- und Verteidigungsminister | |
| beider Länder in Washington treffen. Das war wegen der Snowden-Affäre lange | |
| Zeit in Frage gestellt worden. „Wir arbeiten weiter mit Russland in | |
| Angelegenheiten, in denen wir eine gemeinsame Basis finden können“, | |
| erklärte dazu Obamas stellvertretender Sicherheitsberater Ben Rhodes. | |
| 8 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Passenheim | |
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