# taz.de -- TV-Duell zur bayrischen Landtagswahl: Mykonos kann kommen | |
> SPD-Herausforderer Ude griff Bayerns Ministerpräsident Seehofer beim | |
> TV-Duell immer wieder an. Wirklich punkten konnte er aber nicht. | |
Bild: Klare Sache: Horst Seehofer und Christian Ude beim TV-Duell | |
UNTERFÖHRING taz | Für Christian Ude, den Herausforderer von der SPD bei | |
der bayerischen Landtagswahl, war das TV Duell gegen Ministerpräsident | |
Horst Seehofer (CSU) die letzte Chance. Genutzt hat er sie so gut er | |
konnte. Für einen Wahlsieg am 15. September wird es wohl trotzdem nicht | |
reichen. | |
Schon die Fans der beiden Lager nahmen vorweg, wie das Duell zwischen den | |
beiden Kandidaten laufen würde. Zu beiden Seiten der Zufahrtsstraße zum | |
Sendestudio hatten sie sich postiert. Rechts die Anhänger Seehofers in | |
weiß-blau, links die Ude-Fans in rot. | |
Während die einen brav „Christian Ude“ skandierten, konterten die anderen | |
vergnügt „Ab nach Mykonos“. Der 65-jährige Ude darf bei der nächsten | |
Kommunalwahl im März 2014 aus Altersgründen nicht mehr als Münchner | |
Oberbürgermeister kandidieren. Dieses Amt bekleidet er seit 1993. Auf der | |
griechischen Insel Mykonos hat er mit seiner Frau Edith von Welser-Ude ein | |
Ferienhaus. | |
Seit Monaten liegt die bayerische SPD in den Umfragen abgeschlagen zurück. | |
Just am Tag vor dem TV Duell, das der bayerische Rundfunk (BR) am | |
Mittwochabend live übertrug, verbreitete der Fernsehsender Sat.1, dass die | |
CSU auf eine absolute Mehrheit hoffen kann. Laut den Daten des Instituts | |
GMS Dr. Jung liegen die Christsozialen mit 47 Prozent klar vorn, es folgen | |
mit großem Abstand SPD (18), Grüne (13), Freie Wähler (8) und die FDP (5). | |
## 57 Prozent der Wähler für Seehofer | |
Könnten die Bayern ihren Ministerpräsidenten direkt wählen, würden sich | |
derzeit 57 Prozent der Wähler für Seehofer entscheiden, für Ude nur 34 | |
Prozent. Damit fällt Ude zurück. Im Juli stand es noch 52:36 für Seehofer, | |
im Juni 50:39. Angesichts dieser Zahlen hatte Herausforderer Ude bei dem | |
einzigen direkten Aufeinandertreffen mit Seehofer kaum etwas zu verlieren, | |
jedoch eine Menge zu gewinnen. Das Problem ist nur: Die grobe, verbale | |
Attacke ist nicht Udes Stil. | |
Immer wieder versuchte Ude, Seehofer und seine Politik argumentativ zu | |
kritisieren. Doch Seehofer ließ sich nur bei einigen wenigen Themen aus der | |
Ruhe bringen – und konterte, ebenso wie seine Fans draußen vor der Türe, | |
mit einer gewissen Lässigkeit. | |
Eröffnet wurde die Debatte von BR-Moderator Siegmund Gottlieb mit dem | |
Aufreger-Thema Nummer eins: der Pkw-Maut. Der bayerische Ministerpräsident | |
hatte die Einführung einer solchen Maut widerholt zur Bedingung für eine | |
Regierungsbeteiligung im Bund erklärt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt | |
dies ab. | |
Ude bezeichnete Seehofers Forderung nach einer Belastung nur für | |
ausländische Autofahrer als „Hirngespinst“. „Es ist ein Thema, das deutl… | |
macht, wie mit haltlosen Versprechen die Öffentlichkeit irre geführt wird“, | |
sagte Ude. Seehofer erwiderte, dass einer Umfrage zufolge selbst 80 Prozent | |
der SPD-Wähler eine solche Maut begrüßen würden und blieb bei seiner These: | |
„Wir werden gemeinsam mit der Kanzlerin eine Lösung finden“. Wie man etwas | |
durchsetze in Berlin oder Brüssel, darin habe er mittlerweile reichlich | |
Erfahrung, so Seehofer. | |
## Bayerische Natur nicht verspargeln | |
Immer wieder griff Ude die Politik der CSU an, sprach vom „G8-Murks“ und | |
bezeichnete den Vorstoß der Christsozialen im achtstufigen Gymnasium | |
künftig ein so genanntes „Flexijahr“ für diejenigen Schüler einzuführen, | |
die den Stoff in der verkürzten Zeit nicht bewältigen können als | |
„Schnapsidee“. Er kritisierte den Mangel an Ganztagsbetreuungsangeboten an | |
bayerischen Schulen, das lange Zögern der CSU beim Kita-Ausbau, die | |
Einführung des Betreuungsgeldes und Seehofers neusten Plan bei der | |
Energiewende, den Mindestabstand für Windräder zu verdoppeln. | |
Seehofer indes beschwor wie so oft Bayerns Spitzenposition im | |
Bundesländervergleich. So schnitten bayerische Kinder im Bildungsvergleich | |
stets gut ab und der Freistaat habe im Vergleich zu allen anderen | |
westdeutschen Bundesländern beim Kita-Ausbau die größte Dynamik entwickelt. | |
Die Windkraft könne nur im Einklang mit den Menschen und der Natur | |
erfolgen, sagte Seehofer: „Diese wunderschöne bayerische Natur lasse ich | |
nicht planlos verspargeln.“ All dem konnte Ude nicht viel entgegenbringen. | |
Nur bei der Verwandtenaffäre im bayerischen Landtag, die vor allem | |
Abgeordnete der CSU betroffen hatte, konnte Ude wirklich punkten. Der | |
Münchner Oberbürgermeister gilt als integer und hat seine Karriere als | |
Kommunalpolitiker bislang gänzlich ohne Skandal bestritten. Als | |
Ministerpräsident werde er einen Rat einführen, der klare Regeln aufstellen | |
würde: „Was ist angemessen, was ist vertretbar“, sagte Ude. | |
## Wort gehalten | |
Wie stets hatte Ude auch diesmal wieder mit einem sehr bayern-spezifischen | |
Problem zu kämpfen: Die wirtschaftliche Lage des Bundeslandes ist | |
ausgesprochen gut, wenn auch mit regionalen Unterschieden, die | |
Arbeitslosigkeit aber dennoch generell gering. | |
Die Kritik der Opposition liegt also meist nur im Detail. Immer wieder | |
musste Ude Seehofers Politik sogar loben – und tat es auch, bisweilen aber | |
mit dem feinsinnigen Humor, der dem Münchner Juristen, der sich auch als | |
Kabarettist einen Namen gemacht hat, zu eigen ist: „Wenn sie bei mir | |
abschreiben, Herr Seehofer, kommt auch was Gutes raus“, sagte er direkt an | |
seinen Widersacher gewandt. | |
Der nahm im Gegenzug Udes Wahlkampagne aufs Korn. „Ich habe Wort gehalten“, | |
sagte er immer wieder und spielte damit auf ein Plakat an, das Ude mit den | |
Buchstaben „Wort“ in Händen zeigt. „Ja, halten Sie auch mal das Wort“, | |
antwortete Ude verzweifelt. Gröberen Attacken, wie sie gegen Seehofer wohl | |
nötig wären, beherrscht Ude einfach nicht. | |
5 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
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