# taz.de -- Streit um PKW-Maut: Merkel fährt zurück | |
> Erneute Rolle Rückwärts: Die Kanzlerin schließt Straßengebühren nicht | |
> mehr generell aus. Das Justizministerium hält dagegen. | |
Bild: Kommt da bald auch eine deutsche Vignette drauf? | |
BERLIN taz | Die Kanzlerin rudert zurück. Sie schließt nun eine Pkw-Maut | |
nicht mehr generell aus. „Vertrauen Sie mir, wir werden eine Lösung | |
finden“, sagte sie in einem Interview. Die von der CSU geforderte „Pkw-Maut | |
für Ausländer“ hält das Bundesjustizministerium aber für rechtswidrig. | |
„Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben.“ Das sagte Kanzlerin Angela Merkel | |
jüngst beim TV-Duell mit SPD-Konkurrent Peer Steinbrück. Doch mit diesem | |
Machtwort konnte sie die Debatte nicht beenden. CSU-Chef Horst Seehofer | |
hält an seinen Plänen fest. Prompt gibt die Kanzlerin nach und erklärt: | |
„Kluge Politik bringt immer auch verschiedene Sichtweisen zusammen.“ Der | |
ADAC, der die Maut-Pläne ablehnt, wirft Merkel „Wortbruch“ vor. | |
Was Seehofer vorhat, ist allerdings auch rechtlich problematisch. Eine | |
„Pkw-Maut für Ausländer“ verstößt eindeutig gegen europäisches Recht. | |
Danach ist grundsätzlich „jede Diskriminierung aus Gründen der | |
Staatsangehörigkeit verboten“. Es gibt auch keinen anderen EU-Staat, in dem | |
eine Maut nur von Ausländern erhoben wird. | |
Früher forderte die CSU keine Maut für Ausländer, sondern eine allgemeine | |
Maut mit einer Kompensation für deutsche Autofahrer. Vermutlich wird die | |
CSU in den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl auch zu dieser | |
Forderung zurückkehren. Diskutiert wird dabei vor allem über eine | |
entsprechende Kürzung der Kfz-Steuer. Wenn eine Jahres-Vignette zum | |
Beispiel 100 Euro kostet, würde die Kfz-Steuer als Ausgleich um 100 Euro | |
reduziert. | |
Zusammen betrachtet, wirken die Maßnahmen wie eine versteckte | |
Diskriminierung von Ausländern. Es wird zwar eine Maut für alle eingeführt, | |
aber nur die Deutschen erhalten einen Ausgleich, sodass die zusätzlichen | |
Mittel für den Straßenbau am Ende nur von Autofahrern aus dem Ausland | |
aufgebracht werden. Dementsprechend sieht das Bundesjustizministerium in | |
einem Vermerk, der der taz vorliegt, „europarechtlich erhebliche Risiken“. | |
Denn auch eine „Umgehung“ des Diskriminierungsverbots sei unzulässig. | |
## Kompensation durch Kfz-Steuer? | |
In Deutschland hat die EU-Kommission 2006 eine Kompensationslösung nach der | |
Einführung der Lkw-Maut beanstandet. Geplant war, dass Spediteure | |
Quittungen von deutschen Tankstellen einreichen können, um sich die | |
bezahlte Mineralölsteuer erstatten zu lassen. Die EU-Kommission sah darin | |
eine Bevorzugung von deutschen Spediteuren, da diese eher im Inland tanken | |
als Lkw-Fahrer aus dem Ausland. | |
Stattdessen hat der Bundestag anschließend die Kfz-Steuer für deutsche | |
Laster auf das von der EU vorgegebene Minimum abgesenkt. Diese Kompensation | |
hat auch die EU-Kommission akzeptiert. Eine Kompensation bei der Kfz-Steuer | |
scheint also im Prinzip durchaus möglich zu sein. | |
10 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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