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# taz.de -- Kommentar EU und Agrarkraftstoffe: Das Biosprit-Desaster
> Es ist nicht effizient, auf wertvollen Ackerflächen Spritpflanzen
> anzubauen. Es braucht Strukturen in der EU, die Fehlentscheidungen
> rücknehmbar machen.
Bild: Auch das Argument der Industrie, die Pflanzen würden doppelt genutzt, tr…
Die Biokraftstoffpolitik der EU ist ein Irrweg. Es ist nicht effizient, auf
wertvollen Ackerflächen Spritpflanzen anzubauen. Auch das Argument der
Industrie, die Pflanzen würden doppelt genutzt, trägt nicht. Zwar wird etwa
aus Raps Kraftstoff und Tierfutter. Aber das ist nur in einer
Landwirtschaft mit Massentierhaltung nötig, die das Parlament wirklich ganz
schnell abschaffen sollte.
Allerdings hat sich das EU-Parlament aus guten Gründen schwergetan, den
Markt für Agrarkraftstoffe in Europa, den es selbst politisch geschaffen
hat, innerhalb kürzester Zeit einzustampfen. Landwirte und Unternehmer
haben aufgrund politischer Entscheidungen investiert und Infrastrukturen
aufgebaut. Es ist leicht, dieser Industrie den Satz vom toten Pferd
vorzuhalten, von dem man absteigen sollte. Klug ist es nicht.
Früher oder später werden Pflanzen dazu beitragen müssen, fossile
Energieträger zu ersetzen. Diese Rohstoffwende wird ohne zahlreiche
Versuche und Irrtümer nicht auskommen. Damit der notwendige Großversuch
gelingt, gilt es, aus dem Biosprit-Desaster zu lernen: Erstens muss die
Politik Ziele setzen – etwa im Klimaschutz –, sich technologischer Vorgaben
aber enthalten. Hier wiederholt die EU ihren Fehler in der
Energiepflanzenförderung, indem sie Kraftstoffe etwa aus Reststoffen
protegiert und deren ökologische Risiken ausblendet.
Zweitens braucht es Strukturen, die Fehlentscheidungen rücknehmbar machen.
Das heißt auch, Unternehmen Zeit zu geben, aus gescheiterten Versuchen
auszusteigen, und sie zur Not dabei zu unterstützen. Das
Institutionengefüge der EU mit seinen Checks and Balances ist am ehesten
geeignet, solche Lösungen zu finden.
11 Sep 2013
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
EU-Politik
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Agrarpolitik
Agrosprit
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