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# taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Ihr fehlt die Liebe zu Europa“
> Der ehemalige „Bauernrebell“ José Bové hat keine Lust mehr auf Angela
> Merkel. Österreichs Außenminister Michael Spindelegger dagegen kriegt
> nicht genug von ihr.
Bild: Abschied oder Weitermachen? Europa ist gespalten.
„Four more years!“, fordert der österreichische Außenminister Michael
Spindelegger im aktuellen sonntaz-Streit. Angela Merkel steht seiner
Meinung nach für eine starke Wirtschaft und eine Perspektive für alle
Leistungswilligen. „Sie bleibt ihren Grundwerten treu, auch in schwierigen
Zeiten. Das hat Charme“, schwärmt der ÖVP-Parteichef, der sich derzeit
selbst im Wahlkampf befindet.
Zwar scheint für viele Deutsche die Kanzlerfrage bereits entschieden. Doch
im europäischen Ausland wird die Bundestagswahl mit Spannung erwartet.
Insbesondere die krisengeschüttelten Länder im Süden sehnen sich nach einem
Machtwechsel in Deutschland. Anderswo hingegen ist die Kanzlerin überaus
beliebt.
„Eine weitere Amtszeit für Angela Merkel? Tausend Mal Ja!“, schreibt etwa
der 18-jährige VWL-Student Aymeric de Ranquet aus Frankreich, der sich in
der konservativen UMP-Jugend engagiert. „Ihr und ihren mutigen Reformen ist
es zu verdanken, wenn heute Deutschland die wichtigste Stütze Europas ist.“
Ganz anders sieht das sein Landsmann José Bové, ehemaliger „Bauernrebell“
und heute grüner EU-Abgeordneter: „Angela Merkel ist sicherlich keine
Antieuropäerin. Aber ihr fehlt die spürbare Liebe zur europäischen Idee.“
Die Kanzlerin habe die Brüche zwischen den Ländern durch ihre Sparpolitik,
ihr schulmeisterliches Auftreten und den Vorschlag, ein exklusives
Parlament für die Eurozone einzurichten, noch vertieft. „Die EU benötigt
Mut zu neuen Schritten, kein drittes Mandat für Merkel!“
## Die europäische Integration steht auf dem Spiel
Gegen eine Wiederwahl der Kanzlerin spricht sich auch die griechische
Politologin und Linken-Abgeordnete Maria Giannakaki aus. Merkels strenge
Sparpolitik manövriere Südeuropa in eine Sackgasse. „Auch für Deutschland
kann dies nichts Gutes heißen, denn auf lange Sicht kann doch kein Land
Europas den eigenen Wohlstand aufrecht erhalten, während alle Nachbarländer
leiden.“
Als Schicksalswahl für Europa bezeichnet der Anwalt und Aktivist Fabio
Gándara aus Spanien die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag. Eine weitere
Amtszeit Angela Merkels hält er für das denkbar schlechteste Szenario. Ihre
neoliberale Europapolitik werde furchtbare Folgen haben: „Sie gefährdet die
Exporte, die Deutschland haben wachsen lassen. Sie wird die Erholung der
Länder auf ewig hinauszögern. Und sie wird zu Wut führen, die die
europäische Integration selbst aufs Spiel setzt.“
Doch auch in Europa erhitzt die Kanzlerin nicht jedes Gemüt. „Persönlich
ist mir die Dame völlig gleichgültig“, schreibt der serbische
Kommunikationswissenschaftler Zoran Cirjaković. Die meisten seiner
Landsleute seien ähnlich desinteressiert: „Europaskeptische Nationalisten
erkennen in Angela Merkel nichts, weshalb sie sie hassen würden, während
proeuropäische Liberale es nicht schaffen, irgendetwas Liebenswertes an ihr
zu finden.“
Die sonntaz-Frage beantworten außerdem die Vizepräsidentin des
italienischen Senats, Valeria Fedeli, der ehemalige Berater Václav Havels
und Direktor der New York University in Prag, Jirí Pehe, der britische
Publizist Richard Norton-Taylor, der bulgarische Filmregisseur Christo
Bakalski sowie der rumänische Historiker Viorel Achim in der aktuellen
sonntaz von 21./22. September.
21 Sep 2013
## AUTOREN
Lea Becker
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