# taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Wir werden die FDP vermissen“ | |
> „Satire ohne FDP ist wie Brüderle ohne Riesling“: Wie Satiriker die | |
> unterschiedlichen Ergebnisse der Bundestagswahl beurteilen. | |
Bild: Weg damit. | |
Leere und Ruhe nach einem müden Wahlkampf. Nur fünf Bundestagssitze | |
trennten Angela Merkel letztlich von der absoluten Mehrheit. Knapp, aber | |
eben doch verfehlt. Ein mögliches Bündnis aus SPD, Linken und FDP scheint | |
hingegen auch ausgeschlossen. Und mit der FDP flog die letzte willfährige | |
Mehrheitsbeschafferin aus dem Parlament. Was bleibt also von dieser | |
Bundestagswahl? Und wie sehen das eigentlich die Satiriker dieses Landes? | |
„Bundestagswahlen sind nur noch ein Relikt aus einer demokratischen | |
Vergangenheit“, meint der Kabarettist Christoph Sieber, der es „schön | |
findet, dass wir uns dieses Ritual trotzdem gönnen.“ Wenn Wahlen also keine | |
Rolle mehr spielen, war dann überhaupt irgendwas letzten Sonntag? „Na | |
klar“, sagt Jasmin Al-Safi von der NDR-Sendung Extra 3: „Satire ohne FDP, | |
ist wie Brüderle ohne Riesling.“ | |
Auch andere Humoristen sehen das so und sorgen sich im aktuellen | |
sonntaz-Streit um Stoff für ihre Kabarett-Programme: „Ohne Brüderle und | |
Roth sehe ich Schwarz für's Inhaltliche“, meint etwa Pierre M. Krause aus | |
der Harald Schmidt Show. | |
Andere freuen sich hingegen über das Ausscheiden der Liberalen. Dustin | |
Hoffmann vom Berliner Landesvorstand der Satirepartei Die Partei sieht | |
damit vor allem das eigene Wahlziel erreicht: „Uns ist es gelungen die | |
größte der deutschen Spaßparteien aus dem Parlament zu befördern. Die | |
Partei 'Die Partei' konnte erfolgreich so viele Zweitstimmen generieren, | |
wie der FDP Stimmen zum Wiedereinzug ins Parlament fehlten“, sagt Hoffmann | |
stolz. | |
## Bundesweiter Plakat-Tsunami | |
War außer Trauer und Schadenfreude um die FDP denn sonst noch was? Für den | |
Kabarettisten Willy Astor zumindest „viel hohle Phrasendresche und ein | |
bundesweiter Plakat-Tsunami.“ Was diejenigen Deutschen, die gar nicht | |
wählten, wohl gerne hätten, weiß Astor ganz genau: „Die wollen | |
Alternativen, was 'Gescheidtes', den Klug-Glücks-Clan, Die Geissens als | |
Kanzlertandem, Titten, Themen, Temperamente - Katzenberger als | |
Busen-Ministerin mit Pressesprecherin Silly Kohn.“ Aber nun sei erstmal | |
wieder nix, resigniert der Kabarettist. | |
Für den Satiriker Helmut Schleich liegt gerade darin Merkels Erfolgsrezept: | |
„Die Merkel- Botschaft lautet: Wenn's uns wählt's, ändert sich nichts. Noch | |
populistischer formuliert: Wir Deutschen müssen zusammenhalten.“ Am | |
vergangenen Wahlkampf kritisiert Schleich vor allem die Sprache: Von | |
"faulen Griechen“, „chaotischen Italienern" und „Autobahnmaut für | |
Ausländer“ zu sprechen, schüre „latenten Fremdenhass“. | |
## Schlag ins Gesicht | |
taz-Leser Moritz Müller ärgert vor allem die Uneinigkeit auf der | |
politischen Linken: SPD und Grüne seien schlicht zu eitel um mit der | |
Linkspartei zusammenzuarbeiten. Auch Anuschka Guttzeit sieht das so: „Dass | |
SPD und Grüne diese Chance nicht ergreifen, ist ein Schlag ins Gesicht | |
ihrer Wählerschaft.“ | |
Rainer Winters, der den Streit per Mail kommentierte, schritt im Wahlkampf | |
selbst zur Tat. 1.000 Anti-CDU-Postkarten ließ er auf eigene Kosten drucken | |
und verteilte sie in Mainz an Passanten. „Um Nichtwähler zur Wahl zu | |
bringen und linkes Wählerpotential zu aktivieren“, wie er selbst sagt. Von | |
überzeugten CDU-Wählern erhielt er die Karten oft postwendend zurück: „Wir | |
wählen ohnehin, aber das Richtige.“ | |
Die sonntaz-Frage beantworten außerdem die Kabarettisten Serdar Somuncu, | |
Luise Kinseher und der in Österreich tätige Satiriker Dirk Stermann - in | |
der aktuellen sonntaz von 28./29. September. | |
28 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Weiss | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Satiremagazin | |
FDP | |
Grüne | |
Streitfrage | |
Wahl 2013 - Meinung | |
Mutti | |
Wahl 2013 - Meinung | |
Trittin | |
SPD | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wahlergebnis als Selbstentmachtung: Demokratie ist kein zu weites Feld | |
Hinter der Fassade einer boomenden Wirtschaft erodiert die politische | |
Kultur dieses Landes. Deswegen müssen die Bürger mehr Konflikte wagen. | |
Essay zur Großen Koalition: Der Schlaf der Demokratie? | |
Eine Große Koalition kann erfahrungsgemäß ganz agil sein – wenn die | |
Opposition ihre Chancen ergreift. Die Not- sollte aber keine Dauerlösung | |
werden. | |
Kolumne Die eine Frage: Wird Jürgen Trittin Vizekanzler? | |
Wahldesaster hin oder her: Falls es zu einer Schwarz-Grünen Koalition | |
kommt, wird Jürgen Trittin Minister im Kabinett Merkel. | |
SPD-Parteikonvent hat entschieden: Sozis werden mit Union verhandeln | |
Steinbrück ist Geschichte und Gespräche mit der CDU sind die Zukunft. So | |
will es die SPD. Ein Koalitionsvertrag soll von der Basis abgesegnet | |
werden. Seehofer findet das blöd. | |
Kommentar Linke Wahlentäuschung: Wachsen mit Angela | |
Nur wer vage bleibt, nur wer vor allem sich selbst als Lösung verkauft, | |
gewinnt eine Wahl. Angela Merkel ist die Meisterin dieser Disziplin. | |
Schlagloch Bundestagswahl: Wir sind nicht adäquat | |
Das Anti-Merkel-Lager erstickt an seiner eigenen Genügsamkeit. Wir bewegen | |
uns einfach nicht auf der Höhe der Herausforderungen. |