| # taz.de -- Kommentar Wahlen in Österreich: Rechts abgebogen | |
| > Auf den ersten Blick bleibt alles beim Alten. Beim zweiten wird deutlich, | |
| > dass die fremden- und europafeindlichen Politiker gewonnen haben. | |
| Bild: Der gar nicht so heimliche Sieger, Heinz-Christian Strache von der FPÖ. | |
| Österreich rückt in Krisenzeiten nach rechts. Diesen Trend haben die | |
| Nationalratswahlen vom vergangenen Sonntag bestätigt. | |
| Vordergründig bleibt zwar alles beim Alten weil die Regierungsparteien SPÖ | |
| und ÖVP neuerlich mit einer Mandatsmehrheit ausgestattet wurden. Die | |
| gemeinsame Mehrheit wird aber von Wahl zu Wahl prekärer und die Fortsetzung | |
| der ehemals großen Koalition kann kaum als sexy verkauft werden. Die | |
| Koalitionsparteien stehen also unter einem gewissen Zugzwang. | |
| Kanzler Werner Faymann appelliert als Chef der stärkeren Partei an die ÖVP, | |
| ihre Blockade einer umfassenden Bildungsreform und eines gerechteren | |
| Steuersystems aufzugeben. In Wahrheit sitzt aber die zur Rolle des | |
| Juniorpartners verdammte ÖVP am längeren Hebel. Denn eine rechnerische | |
| Mehrheit von ÖVP, FPÖ und Team Stronach, der Partei des austro-kanadischen | |
| Milliardärs Frank Stronach, ist möglich. Vizekanzler Michael Spindelegger | |
| will sich daher alle Optionen offen halten und kann bei den bevorstehenden | |
| Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ jederzeit damit drohen, die Karte der | |
| Rechtsregierung zu ziehen. | |
| Man erinnere sich an 1999. Damals kam Wolfgang Schüssel während der | |
| Verhandlungen mit der SPÖ gleichzeitig mit der FPÖ ins Geschäft und ließ | |
| sich dann von Jörg Haider zum Bundeskanzler machen. | |
| In der ÖVP gibt es eine gar nicht unbedeutende Gruppe, die das | |
| Zusammenleben mit der SPÖ so satt hat, dass sie die Variante | |
| ÖVP-FPÖ-Stronach nicht nur zum Pokern nutzen will, sondern als ernsthafte | |
| Alternative anpeilt. In vielen Punkten herrscht mit den Rechtspopulisten | |
| größere Übereinstimmung als mit der SPÖ. | |
| Aber selbst wenn nach wahrscheinlich langwierigen Koalitionsverhandlungen | |
| die Fortsetzung des Status Quo beschlossen wird, ist zu erwarten, dass die | |
| konservativen Positionen der ÖVP größeres Gewicht bekommen. Die | |
| EU-feindliche und fremdenfeindliche FPÖ wird heimlich mitregieren. | |
| 30 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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