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# taz.de -- Österreichische Partei Team Stronach: Der Eigentümer grollt
> Frank Stronach hat sich eine Partei gekauft. Die ist bisher nur mäßig
> erfolgreich und jetzt gibt es auch noch Krach an der Führungsspitze.
Bild: Stronach und Nachbaur 2013 im Wahlkampf.
WIEN taz | Frank Stronach und seine Partei sorgen in Österreichs Politik
immer wieder für originelle Neuerungen. Seit Freitag hat das Team Stronach,
das mit elf Abgeordneten im Nationalrat vertreten ist, eine
Fraktionschefin, die nicht der Partei angehört.
Wegen „Auffassungsunterschieden", wie es aus der Partei heißt, kehrte
Kathrin Nachbaur nämlich der vom austrokanadischen Multimilliardär
gegründeten Gesinnungsgemeinschaft den Rücken. Sie hat aber nicht die
Absicht, den Fraktionsvorsitz oder gar ihr Abgeordnetenmandat abzugeben.
Stronach, der gut die Hälfte seiner Zeit in seiner Wahlheimat Kanada und
den USA verbringt, wo er in seinen zahlreichen Unternehmen nach dem Rechten
sehen muss, war wieder einmal zu Besuch in Wien. Er war diese Woche als
Zeuge in einem Prozess geladen, bei dem es um die mutmaßliche Veruntreuung
von Fördergeldern in der österreichen Fußball-Bundesliga geht.
En passant erfuhr er dort von Journalisten, dass seine Vertraute Kathrin
Nachbaur Mutterfreuden entgegenblickte. Für einen Mann, der über seine
Untergebenen immer alles zu wissen wünscht, war das augenscheinlich ein
Schock. Tags darauf wurde bekannt, dass die 35jährige Vertraute als
Geschäftsführerin der Frank Stronach Beteiligungs GmbH gefeuert war.
Den Verlust des stolzen Salärs von 140.000 Euro jährlich kommentierte sie
lapidar: „Ist halt so".Um das Über leben der Frau muss man sich trotzdem
keine Sorgen machen. Neben ihrem Abgeordnetengehalt von etwa 8000 Euro
bezieht sie auch noch 4000 Euro monatlich als Chefin der
Stronach-Parteistiftung.
## Zu viel Eigenständigkeit
Über einen Zusammenhang der überraschenden Kündigung mit ihrer
Schwangerschaft spekuliert nicht nur die Boulevardpresse. Möglicherweise
hat sich die studierte Juristin aber auch einfach zu viel Eigenständigkeit
herausgenommen. Schon im Wahlkampf hatte sie vor laufender Kamera sanften
Widerspruch gewagt, als Stronach von der Einführung der Todesstrafe für
Serienmörder schwadronierte.
Stronachs cholerische Auftritte im Fernsehen sind legendär.
Journalistenfragen betrachtet er als Belästigung. Wenn ein Interviewer
seinen Sermon unterbrechen wollte, wurde er zornig. Statt dem vollmundig
erwarteten Einzug ins Bundeskanzleramt, gab es dann am Wahlabend
enttäuschende 5,7 Prozent. Stronach selbst ließ sich im Parlament nur
wenige Male blicken. Dann installierte er mit Nachbaur seine rechte Hand
aus dem Magna-Konzern als Fraktionschefin. In den Umfragen verbleibt das
Team Stronach, dessen ideologisches Profil jenseits neoliberaler Positionen
schwer zu fassen ist, um die Einprozentmarke.
Die Frage, ob parteilose Abgeordnete eine Parlamentsfraktion anführen
können, beantwortete der ÖVP-nahe Parteienexperte Werner Zögernitz in den
Ö1-Nachrichten mit einem klaren Ja. Die Parlamentsfraktion sei eine eigene
juristische Person. Parteimitgliedschaft sei formal nicht erforderlich. Ob
diese Lösung politisch haltbar ist, muss sich zeigen.
Robert Lugar, der letztes Jahr selbst zugunsten von Nachbaur den
Fraktionsvorsitz abgeben musste, fordert die Parteikollegin auf, der
Verwirrung ein Ende zu machen und klarzustellen, ob sie jetzt ausgetreten
sei oder nicht. Meinungsverschiedenheiten seien ja kein Grund für einen
Parteiaustritt. Kathrin Nachbaur macht ihm diese Freude nicht: sie ist
abgetaucht. Und Frank Stronach hat sich am Samstag wortlos nach Kanada
verabschiedet.
22 Nov 2014
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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