# taz.de -- Wirbel um Kieler OB Susanne Gaschke: Mehr als ein komplizierter Ste… | |
> Kiels Stadtoberhaupt liegt mit der SPD geführten Regierung | |
> Schleswig-Holsteins heftigst im Clinch. SMS-Texte werden missverstanden | |
> und der Staatsanwalt ist eingeschaltet. | |
Bild: Hat derzeit wohl eher Sympathien für die lokale Opposition als für die … | |
KIEL dpa | Der Streit zwischen Kiels Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke | |
(SPD) und der Landespolitik geht in unverminderter Schärfe weiter. | |
Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) wies erneut Vorwürfe politischer | |
Einflussnahme auf das Prüfverfahren der Kommunalaufsicht zurück. „Die | |
Kommunalaufsicht handelt unabhängig“, sagte der Regierungschef am Mittwoch | |
im Innen- und Rechtsausschuss des Kieler Landtags. | |
Bei seiner SMS an Gaschke vom 17. September habe es sich um „einige | |
kollegiale Hinweise für vernünftiges Krisenmanagement“ gehandelt. Zugleich | |
warf er seiner Amtsnachfolgerin im Kieler Rathaus bezüglich ihres | |
Steuerdeals mit einem Augenarzt „nicht ausreichendes Durchdringen des | |
Sachverhalts“ vor. Er fügte hinzu: „Aber leider geht es hier mittlerweile | |
um viel mehr als einen komplizierten Steuerfall.“ Wer behaupte oder | |
öffentlich den Eindruck erwecke, dass Behörden nicht objektiv prüfen, der | |
sei beweispflichtig. | |
Am Dienstag hatte der Konflikt um den sogenannten Steuerdeal Gaschkes mit | |
einem Augenarzt eine neue Eskalationsstufe erreicht. Innenminister Andreas | |
Breitner (SPD) warf Gaschke und ihrem Ehemann, dem | |
SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Bartels, Nötigung der | |
Kommunalaufsicht vor und schaltete den Generalstaatsanwalt ein. | |
Breitner erneuerte die Vorwürfe vor dem Ausschuss. „Ich habe mich durch die | |
Eheleute unter Druck gesetzt und auch genötigt gefühlt“, sagte er. Er habe | |
erst am Dienstag den Generalstaatsanwalt eingeschaltet, weil er einige Tage | |
gebraucht habe, um über die Geschehnisse nachzudenken. „Ich habe dann am | |
Montag meine Schlüsse gezogen, brauchte aber auch den rechtlichen Beistand | |
meines Hauses.“ | |
## Breitner demonstriert Gelassenheit | |
Zwischen ihm sowie dem Ehepaar Gaschke/Bartels hat bereits eine juristische | |
Auseinandersetzung begonnen. Breitner bestätigte den Eingang einer | |
Unterlassungserklärung durch Bartels' Anwalt. „Ich sehe das in großer | |
Gelassenheit“, sagte der Innenminister. Es gebe für ihn keinen Anlass, | |
etwas von seinen Vorwürfen zurückzunehmen. | |
Bartels wies Breitners Vorwürfe der Nötigung zurück. Es habe zwar ein | |
Treffen am 23. September gegeben. „Es war aber ein freundschaftliches | |
Gespräch“, sagte er. Seine Frau kündigte an, ebenfalls juristisch gegen | |
Breitner vorzugehen. | |
Albig betonte, die Schilderungen Breitners hätten sich für ihn angehört | |
„wie etwas aus einer anderen Welt, als wären wir ein wenig aus der Zeit | |
gefallen oder wieder in eine Zeit gefallen, von der wir in | |
Schleswig-Holstein glaubten, die gäb's bei uns nicht mehr“. Ärgerlich sei, | |
dass niemand mehr über den eigentlichen Fall rede, bei dem Fehler passieren | |
könnten. | |
Eine mögliche Entschuldigung Gaschkes wäre aus Sicht Albigs nur ein erster | |
Schritt: Ob es ausreiche, wenn sich der Generalstaatsanwalt der Meinung des | |
Innenministers anschließen sollte, müssten andere beurteilen, sagte Albig. | |
## Albig: Wollte Gaschke nicht schaden | |
Zwar sehe er, dass sein freundschaftlich gemeinter Rat per SMS von Gaschke | |
missverstanden worden sei, sagte Albig. Das Letzte, was ihm vorschwebe, sei | |
es, Gaschke zu schaden. „Das ist das, was in meinem Kopf nicht | |
zusammengeht: Wieso ich auf der einen Seite Rat gebe (...) und man trotzdem | |
vermutet, dahinter stecke nur das durchtriebene Spiel, ihr zu schaden. | |
Beides passt nicht zusammen.“ | |
Weiter offen ist, ob sich künftig auch ein Parlamentarischer | |
Untersuchungsausschuss mit dem Fall Gaschke beschäftigen wird. Das hänge | |
von der Auswertung des Wortprotokolls der Ausschusssitzung, der | |
Akteneinsicht und dem Fortgang des weiteren Verfahrens ab, sagte | |
CDU-Fraktionschef Johannes Callsen. | |
Der FDP-Abgeordnete Ekkehard Klug betonte nach der Sitzung, Albig habe | |
nicht schlüssig beantwortet, wie seine SMS „plötzlich in der Hand des | |
Ehepaars Gaschke/Bartels zum Gegenstand einer Nötigung werden konnte“. | |
2 Oct 2013 | |
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