| # taz.de -- US-Zahlungsunfähigkeit abgewendet: Vorläufiges Ende einer Zitterp… | |
| > Der US-Shutdown ist beendet. Die Tea Party stimmt gegen den Kompromiss – | |
| > und kündigt an, Obamacare weiter zu bekämpfen. | |
| Bild: Nun wieder geöffnet: Smithsonian Museum in Washington. | |
| WASHINGTON taz | Eine halbe Stunde nach Mitternacht an dem Tag, an dem der | |
| Beginn den USA die Zahlungsunfähigkeit droht, besiegelte der Präsident eine | |
| Übergangslösung. Das Gesetz, das die beiden Kammern des Kongresses nur | |
| Stunden zuvor angenommen haben, beendet den „Shutdown“ – und erlaubt dem | |
| Finanzminister, weiterhin Schulden aufzunehmen und Geld auszugeben. | |
| Damit endeten auch 16 Tage hausgemachte Krise. Auch die Entscheidung über | |
| einen echten Haushalt ist auf Mitte Januar, die über ein künftiges | |
| Schuldendach auf den 7. Februar verschoben. Details soll eine Kommission | |
| aus beiden Parlamentsfraktionen aushandeln. | |
| Am vorläufigen Ende der Zitterpartie, bei der die Welt als Zaungast | |
| zuschauen musste, wie die Supermacht, die die internationale Leitwährung | |
| kontrolliert, sich selbst lahmlegte, sagte John Boehner in einem | |
| Radiointerview: „Wir haben einen guten Kampf geführt. Wir haben bloß nicht | |
| gewonnen.“ Hinter verschlossenen Türen riet der republikanische „Speaker“ | |
| des Repräsentantenhauses seiner tief gespaltenen Fraktion, „erhobenen | |
| Hauptes“ heim in ihre Wahlbezirke zu fahren, sich zu erholen – und | |
| nachzudenken, wie man künftig besser „als Team“ zusammenarbeiten könne. | |
| In der Einigung ist keine Rede mehr von der Gesundheitsreform, die die | |
| Republikaner ursprünglich finanziell aushöhlen wollten. Dafür haben es die | |
| Winkelpolitiker im Kongress geschafft, einige Vorteile in den Deal | |
| hineinzumogeln. So erhält Ohio, woher Boehner kommt, viermal so viel | |
| Bundeshilfe für einen Staudamm: drei Milliarden Dollar. Angesichts der | |
| knappen Zeit hatten weder Senats- noch Repräsentantenhaus-Abgeordnete Zeit, | |
| die Details zu lesen. | |
| „Wir haben nichts gekriegt“, kommentierte ein Republikaner aus Kentucky. | |
| Andere Mitglieder der radikal rechten Tea Party im Repräsentantenhaus | |
| kündigen an, dass sie weiter daran arbeiten werden, die Gesundheitsreform | |
| auszuhebeln. Und dass sie dazu auch die nächsten Deadlines Anfang 2014 | |
| nutzen werden. | |
| ## Auf Sparpolitik konzentrieren | |
| Im Senat liefen nur Stunden zuvor die gleichen Machtkämpfe zwischen rechten | |
| und „moderaten“ Republikanern ab. Der Chef der Senatsfraktion, Mitch | |
| McConnell, der ebenfalls ein paar zusätzliche Leistungen für sein | |
| heimisches Kentucky herausgeholt hat, erklärt, es gehe nun darum, sich auf | |
| die „wichtigen“ politischen Themen zu konzentrieren – vor allem die | |
| Sparpolitik. | |
| Während McConnell sprach, veranstaltete Senator Ted Cruz (Texas) eine | |
| eigene Pressekonferenz. Er war eine treibende Kraft für den Shutdown. CNN | |
| schaltete mitten in der laufenden Sendung zu dem Rebellen um. Cruz gab die | |
| Niederlage zu, machte moderate Republikaner verantwortlich – und kündigte | |
| an, der Kampf gehe weiter. Er und zwei andere rechte Republikaner, Marco | |
| Rubio und Rand Paul, sind potenzielle Präsidentschaftskandidaten für das | |
| Jahr 2016. Alle drei stimmten gegen den Haushaltskompromiss. | |
| Mit der Einigung im allerletzten Moment können jene 450.000 | |
| Regierungsbeschäftigte, die bis zum Schluss im Zwangsurlaub waren, zurück | |
| zur Arbeit. Wie die 1,3 Millionen Angestellten – darunter befinden sich | |
| Flugkontrolleure und Grenzpatrouillen –, die während des Shutdowns | |
| unbezahlt weiterarbeiten mussten, sollen sie demnächst Lohnnachzahlungen | |
| erhalten. | |
| ## Uneinige Republikaner | |
| Im Repräsentantenhaus haben nur 87 Republikaner für ein Ende der Krise | |
| gestimmt. 144 waren auch am Mittwoch noch bereit, ihr Land in die | |
| Zahlungsunfähigkeit zu steuern. Die Demokraten hingegen haben eine seltene | |
| Einigkeit demonstriert und stimmten in beiden Kammern geschlossen mit Ja. | |
| Einzelne moderate Republikaner und Demokraten hoffen, dass die Krise den | |
| Rebellen eine Lehre ist – und dass Speaker Boehner seine Leute künftig | |
| besser kontrolliert. Linke Demokraten befürchten, dass die Drohung mit | |
| einem neuerlichen Shutdown Anfang kommenden Jahres die Bereitschaft ihrer | |
| eigenen Partei zu sozialen Sparmaßnahmen erhöht. | |
| Präsident Obama versucht nun, zum politischen Alltag zurückzukehren – und | |
| forderte den Kongress auf, endlich die überfälligen Gesetze zu | |
| verabschieden, vor allem die Einwanderungsreform. | |
| 17 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Dorothea Hahn | |
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