# taz.de -- Kommentar Autolobby: Sakrosankte Branche | |
> An der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung hat die Autolobby | |
> direkt mitgeschrieben – und getrickst. Zu befürchten hat sie deswegen | |
> nichts. | |
Bild: Zwar nicht als Autokanzlerin bekannt, aber dennoch lieb zur Industrie: Me… | |
In der Sache ist es banal: Wer ein bisschen in Physik und Mathe aufgepasst | |
hat, weiß, dass ein mehr als zwei Tonnen schweres Luxusauto seinen Fahrer | |
schwerlich energieeffizienter transportieren kann als ein moderner | |
Kleinwagen, der nicht einmal die Hälfte wiegt. Dafür braucht man keine | |
Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung, die den Käufern von Neuwagen | |
zeigt, wie effizient ein Fahrzeug ist – ähnlich wie bei Kühlschränken und | |
Waschmaschinen. | |
Damit den Kaufinteressenten von Protzautos, von teurer Werbung | |
euphorisiert, aber nicht sofort die Schamesröte ins Gesicht steigt, wird in | |
der Verordnung getrickst – und daran hatte die Autolobby direkten Anteil. | |
Die Branche ist in Deutschland so sakrosankt, dass sie ihre Gesetze selber | |
schreiben darf. | |
Der Trick in der Verordnung: Betrachtet wird nicht, wie viel Kraftstoff | |
nötig ist, um eine oder mehrere Personen zu befördern, sondern das | |
Gesamtgewicht des Fahrzeugs wird einbezogen. Und schwuppdiwupp kann ein | |
Straßenpanzer mit ausgereifter Motortechnik effizienter sein als ein | |
schröddeliger Kleinstwagen. Das ist natürlich Volksverdummung, aber die | |
Käufer der dicken Wagen wollen es so, damit sich das schlechte Gewissen | |
besser verdrängen lässt. Und für das Image der Branche wäre es auch nicht | |
gut, böte sie ineffiziente Fahrzeuge feil. | |
Aber die Branche, die ihre Premiumwagen in alle Welt verkauft und so | |
Hunderttausende Arbeitsplätze sichert, hat in Deutschland nichts zu | |
fürchten: Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat bei der Verordnung | |
getrickst, und auch ein SPD-Autokanzler hätte wohl nichts getan, was die | |
mächtigen Konzerne nicht wollen. Dass deren Lobbyverband direkt involviert | |
war, wie jetzt herauskommt, ist zwar dreist, aber letztlich nur peinlich. | |
Es wäre sicher nicht nötig gewesen. | |
29 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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