| # taz.de -- Streit um EU-Agrarzuschüsse: Mehr Kohle für Kleinbauern | |
| > Die Agrarminister der Länder haben sich auf die Verteilung der | |
| > EU-Landwirtschaftssubventionen geeinigt. Großbetriebe kassieren demnach | |
| > bald weniger. | |
| Bild: Ihr ist das egal: Milchkuh in der Lüneburger Heide | |
| MÜNCHEN dpa | Die 16 Bundesländer haben sich nach hartem Tauziehen auf die | |
| künftige Verteilung der EU-Milliardenzuschüsse für die Landwirtschaft | |
| geeinigt. Mehr Geld soll es künftig vor allem für kleinere und mittlere | |
| Bauernhöfe geben. Federn lassen müssen im Laufe der kommenden Jahre vor | |
| allem die größeren Betriebe in Ostdeutschland. | |
| Dennoch stimmten auch die fünf ostdeutschen Länder bei der Sonderkonferenz | |
| in München dem Kompromiss zu, so dass es am Ende ein einstimmiges Votum | |
| gab. Insgesamt ging es um die Verteilung von 6,2 Milliarden Euro im Jahr. | |
| Der Verteilungskampf fiel besonders zäh aus, weil die EU-Agrarzuschüsse für | |
| die deutschen Bauern insgesamt um etwa 10 Prozent gekürzt werden. Ein | |
| erster Einigungsversuch war im August gescheitert. | |
| „Wir haben es geschafft, und wir sind geschafft. (...) Aber das Ergebnis | |
| ist für alle Bundesländer von Vorteil“, sagte der bayerische Agrarminister | |
| Helmut Brunner (CSU), der die Konferenz leitete. „Jetzt hilft der Osten mal | |
| dem Westen“, meinte Till Backhaus, der Ressortchef aus | |
| Mecklenburg-Vorpommern und Sprecher der SPD-Länder. | |
| Die ostdeutschen Bauern profitieren bislang überdurchschnittlich von den | |
| Zuschüssen aus Brüssel. Die Betriebe dort sind überdurchschnittlich groß | |
| und erhalten damit überdurchschnittlich viele Fördergelder. Außerdem | |
| bekommen die ostdeutschen Länder bislang zusätzliche Kompensation für den | |
| Nachholbedarf nach der Wende. Bis Ende des Jahrzehnts soll aber auf eine | |
| „bundeseinheitliche Basisprämie“ für die Bauern umgestellt werden. | |
| ## Einbußungen für Großbetriebe | |
| ## | |
| Die 6,2 Milliarden Euro verteilen sich auf zwei Säulen. Die erste Säule | |
| sind die Direktzahlungen an die Bauern - die Zuschüsse aus Brüssel machen | |
| für viele bis zu 40 Prozent des Gesamteinkommens aus. Die zweite Säule sind | |
| Förderprogramme für die ländliche Entwicklung, Öko-Landbau, Dorferneuerung | |
| und dergleichen mehr. Die Grünen-Agrarminister konnten ebenfalls einen | |
| Erfolg feiern: Sie hatten gefordert, bis zu 15 Prozent der Zuschüsse von | |
| der ersten in die zweite Säule umzulenken, weil von den Direktzahlungen die | |
| Großbetriebe überdurchschnittlich profitieren. | |
| Die ostdeutschen Länder sowie CDU und CSU hatten das ursprünglich | |
| abgelehnt, stimmten dann aber doch zu, 4,5 Prozent der Direktzahlungen in | |
| die zweite Säule umzuleiten. Das sind etwa 220 Millionen Euro. „Es gibt | |
| erstmals eine Stärkung des Mittelstands der ländlichen Betriebe“, sagte die | |
| rheinland-pfälzische Agrarministerin Ulrike Höfken. „Das ist schmerzlich, | |
| aber wir halten das für vertretbar“, sagte Hermann Aeikens (CDU), der Chef | |
| des Agrarressorts in Sachsen-Anhalt. | |
| ## Förderungen der Kleinen | |
| Die bessere Förderung der kleinen und mittleren Betriebe soll so aussehen, | |
| dass ein Bauer für die ersten 30 Hektar Fläche 50 Euro Prämie zusätzlich | |
| erhält, für die nächsten 16 Hektar noch einmal 30 Euro mehr. Das war ein | |
| Hauptanliegen Bayerns gewesen, das Brunner durchsetzen konnte. Die 30 | |
| Hektar entsprechen der Durchschnittsgröße eines bayerischen Bauernhofs, die | |
| 46 Hektar dem Bundesdurchschnitt. | |
| Ein anderer CSU-Politiker – Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich – fand | |
| in einem Punkt aber kein Gehör auf der Agrarministerkonferenz. Alle 16 | |
| Länderministerien – ob von der Union geführt, der SPD oder den Grünen – | |
| sind sich einig, dass der Bund 200 Millionen Euro zusätzlich für die zweite | |
| Säule ausgeben soll. Friedrich leitet derzeit geschäftsführend auch das | |
| Bundeslandwirtschaftsministerium und hatte dem noch eine klare Absage | |
| erteilt. Doch das störte die Agrarminister nicht weiter. „Ich hoffe, er hat | |
| genügend Sachkenntnis mitbekommen, um zu erkennen, dass diese 200 Millionen | |
| sinnvoll sind“, sagte CSU-Parteifreund Brunner. | |
| 5 Nov 2013 | |
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