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# taz.de -- Währungsfonds zu Vermögensabgabe: Her mit der Kohle
> Der IWF prüft, wie man Reiche bei der Konsolidierung der Haushalte
> beteiligen könnte. Die Idee: eine Einmalzahlung in Höhe von 10 Prozent.
Bild: Wer luxuriös wohnt, soll auch ruhig was zahlen.
BERLIN taz | Was von der kleinen Initiative Vermögender für eine
Vermögensabgabe angestoßen und von dem globalisierungskritischen Netzwerk
Attac wie auch von den Grünen aufgegriffen wurde, ist neuerdings auch ein
Thema für den Internationalen Währungsfonds (IWF): eine einmalige Abgabe
auf größere Vermögen, mit der die Staatsfinanzen saniert werden sollen.
Anlass dafür ist, dass die Schuldenquote, also das Verhältnis von
Staatsschulden zur gesamten Wirtschaftsleistung, in den Industrieländern
einen historischen Höchststand erreicht hat: Laut dem
Haushaltskontrollbericht des IWF von Oktober liegt sie bei durchschnittlich
110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zugleich drohen in vielen
Entwicklungs- und Schwellenländern Probleme, wenn es zu Kapitalabflüssen
oder zu Rohstoffpreisrückgängen käme.
„Steuern sind immer ein sensibles Thema“, räumen die Autoren ein. In den
Industrieländern müsse man mit Steuererhöhungen vorsichtig sein, um die
Wirtschaft nicht abzuwürgen. Hier seien Einsparungen sinnvoller – darin
stimmt der IWF mit der harten Linie der Bundesregierung überein.
Doch angesichts der weltweit wachsenden Konzentration von Einkommen und
Vermögen sehen die Autoren noch Spielraum, die Reichen stärker zur Kasse zu
bitten. Krisenländer wie Island, Griechenland und Spanien haben bereits den
Spitzensteuersatz erhöht. Aber in Deutschland dürfte sich ein höherer
Spitzensatz positiv auf die Staatseinnahmen auswirken, so der Bericht.
## „Rein theoretisches Gedankenspiel“
Versteckt in einer kleinen Textbox formulieren die Fondsexperten – „als
rein theoretisches Gedankenspiel“, wie der IWF sich am Dienstag bemüßigt
fühlte zu erklären – die Frage, ob nicht darüber hinaus auch eine einmalige
Vermögensabgabe einen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten könnte: „Der
Reiz einer solchen Steuer ist, dass sie zu keinen ökonomischen Verzerrungen
führt (und von einigen Leuten als gerecht empfunden wird).“
Entscheidend sei, dass man bei der Umsetzung einer solchen Abgabe schnell
sei, um eine Steuerflucht ins Ausland zu verhindern. Als positives Beispiel
nennt der Bericht den Lastenausgleich, mit dem die Bundesrepublik in der
unmittelbaren Nachkriegszeit die Eingliederung der Flüchtlinge finanzierte.
Um die Haushaltsdefizite von 15 Euroländern wieder auf ihr Vorkrisenniveau
zurückzuführen, ist nach Schätzungen des IWF eine Abgabe in Höhe von 10
Prozent nötig.
## Persönlicher Freibetrag von einer Million
Die Fonds-Experten verweisen unter anderem auf eine Untersuchung des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. DIW-Forscher
Stefan Bach hatte im Auftrag der Grünen berechnet, wie eine Vermögensabgabe
aussehen könnte. Die Grünen wollen über zehn Jahre insgesamt 100 Milliarden
Euro einnehmen, um die Folgen der Finanzkrise zu finanzieren. Mit der
Abgabe belegt würden nur Vermögen oberhalb eines persönlichen Freibetrags
von einer Million Euro.
Hinzukommen könnten weitere Freibeträge von 250.000 Euro pro Kind sowie 5
Millionen Euro für Betriebsvermögen, um möglichst keine Arbeitsplätze zu
gefährden.
Unter diesen recht großzügigen Voraussetzungen müsste der Abgabesatz bei
insgesamt 7,18 Prozent liegen, was pro Jahr nur 0,87 Prozent des Vermögens
entspricht. Betroffen wäre davon nicht einmal ein Prozent der Bundesbürger.
Die Empörung über die drohende Enteignung, die die FAZ einen
Liechtensteiner Banker über die IWF-Überlegungen äußern lässt, erscheint
angesichts dieser Zahlen eher abstrus.
5 Nov 2013
## AUTOREN
Nicola Liebert
## TAGS
IWF
Reiche
Einkommen
Euro-Krise
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Schwerpunkt Frankreich
Schuldenbremse
Steueroasen
Schwerpunkt Frankreich
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