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# taz.de -- Münchner Kunstfund: Chagall im Internet
> Nach dem öffentlichen Druck gibt es nun erste Bilder der spektakulären
> Sammlung von Cornelius Gurlitt im Internet zu sehen. Und eine Taskforce
> soll jetzt schnell aufklären.
Bild: Auch Teil des Funds: „Pferde in Landschaft“ von Franz Marc
MÜNCHEN dpa | Nach dem Kunstfund in einer Münchner Wohnung haben die
Behörden eine Liste mit 25 verdächtigen Werken im Internet veröffentlicht.
Am Montagabend wurden Bilder „mit entsprechenden dringenden
Verdachtsmomenten auf NS-verfolgungsbedingten Entziehungshintergrund“ in
die Plattform [1][lostart.de] der Koordinierungsstelle Magdeburg
eingestellt, wie das bayerische Justizministerium, das Kultusministerium
sowie das Bundesfinanzministerium und der Beauftragte der Bundesregierung
für Kultur und Medien in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Unter den
Werken sind Bilder von Marc Chagall, Eugène Delacroix, Carl Spitzweg und
Otto Dix.
Eine Taskforce aus Sachverständigen soll außerdem die Aufklärung
vorantreiben. „Zwischen Bund und Land wurde vereinbart, umgehend eine
qualifizierte Taskforce von mindestens sechs Expertinnen und Experten für
Provenienzrecherche zusammenzustellen", heißt es in der Mitteilung.
Parallel zum Ermittlungsverfahren der Augsburger Staatsanwaltschaft sollen
die Provenienz-Experten der Herkunft der rund 1.400 gefundenen Bilder aus
der entdeckten Sammlung des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt auf den
Grund gehen. Die Leitung der Taskforce soll die frühere
Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel übernehmen.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Augsburg müssen rund 970 der etwa
1.400 gefundenen Werke von Experten überprüft werden. 380 davon können dem
zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten „Entartete Kunst“ nannten,
bei 590 Werken muss laut Mitteilung überprüft werden, ob sie den
rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus
verfolgungsbedingt genommen wurden.
## Rasch und transparent
Was passiert, wenn sich der Verdacht bestätigt, konnte ein Sprecher des
bayerischen Justizministeriums zunächst nicht sagen. Womöglich müssten dann
einzelne Zivilprozesse zwischen Gurlitt und möglichen Vorbesitzern geführt
werden.
„Die Herkunft der beim sogenannten ‘Schwabinger Kunstfund‘ sichergestellt…
Kunstwerke wird so rasch und transparent wie möglich festgestellt“, heißt
es in der Mitteilung. Denn: „Die mit dem ‘Schwabinger Kunstfund‘
aufgeworfenen Fragen zur Restitution im Zusammenhang mit
NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken können in einem Strafverfahren
allein nicht hinreichend geklärt werden.“
Zuvor hatte der frühere Kulturstaatsminister [2][Michael Naumann im
Art-Magazin] gesagt, die Staatsanwaltschaft Augsburg sei mit der Sache ganz
offenkundig überfordert, die Forderungen nach einem offenen Umgang wurden
immer lauter. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S.
Lauder, hatte von der Bundesregierung verlangt, „die Bilder sichtbar zu
machen“, und der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte vor
einem Schaden für Deutschlands Ansehen gewarnt.
## Alle Möglichkeiten ausschöpfen
In Gurlitts Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing waren im Februar 2012
rund 1.400 vielfach verschollen geglaubte Werke gefunden worden. Die
Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der
Steuerhinterziehung und Unterschlagung.
„Sie können davon ausgehen, dass wir flexibel auf die aktuellen Umstände
reagieren und das Erforderliche im Hinblick auf die Interessen der
Geschädigten und den Fortgang der Ermittlungen in die Wege leiten“, hatte
ein Sprecher der Staatsanwaltschaft als Reaktion auf die vorangegangene
Kritik gesagt. „Nach den derzeitigen Gegebenheiten schöpfen wir alle
Möglichkeiten aus.“
12 Nov 2013
## LINKS
[1] http://www.lostart.de/Webs/DE/Datenbank/KunstfundMuenchen.html
[2] http://www.art-magazin.de/szene/67183/michael_naumann_interview
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