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# taz.de -- Flüchtlingsheime in Hamburg: Strahlkräftiger Sinneswandel
> Die Stadt will mehr Flüchtlinge unterbringen, was immer wieder an den
> Anwohnern scheitert. In Harvestehude organisieren sich jetzt die
> Befürworter einer Unterkunft.
Bild: Bei aller Unterstützung ist die Situation für die 130 Menschen desolat:…
Noch vor ihrer Gründung sorgt die Initiative für das Flüchtlingsheim an der
Sophienterrasse für Aufsehen. Denn in Harvestehude an der Außenalster,
einer der teuersten Adressen der Stadt, ist es offenbar nicht
selbstverständlich, dass AnwohnerInnen sich für die geplante Unterkunft
einsetzen.
Um auch die Nachbarschaft des ehemaligen Kreiswehrersatzamts für dessen
Konversion zu erwärmen, laden die Initiatorinnen, die Pastorin der St.
Johannis Kirche, Birgitta Heubach-Gundlach, und Anwältin Hendrikje
Blandow-Schlegel am kommenden Donnerstag zum Gründungstreffen ein.
Für Christiane Schröder, die Sprecherin des städtischen Unternehmens
Fördern und Wohnen, das die Unterkünfte betreibt, steht das Harvestehuder
Engagement für eine Trendwende, die im Herbst eingeleitet worden sei:
Damals wurde auf dem Parkplatz an der Lokstedter Höhe in Eimsbüttel ein
neues Containercamp für rund 200 Menschen eingerichtet. In Lokstedt habe
sich ein großer Unterstützerkreis gebildet, sagt Schröder. Dieses Vorbild
strahle nun aus.
Genau diesen Effekt erhofft sich Liza-Melina Stamos, Pädagogin im
benachbarten Tierpark Hagenbeck: Sie wohnt auch in der Nähe und arbeitet
seit einigen Wochen ehrenamtlich im Containercamp. Jeden Donnerstag schenke
sie den Lokstedter Flüchtlingskindern im Spielcontainer Zeit, wie sie sagt.
Seit sie am vergangenen Freitag mit den Flüchtlingen den Tierpark besuchte,
steht sie hoch im Kurs. Die Namen der insgesamt 50 Mädchen und Jungen hat
sie sich noch nicht alle gemerkt.
„Auch hier gibt es skeptische Nachbarn“, sagt Stamos. Gerade deshalb sei es
wichtig, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Die große Resonanz
auf die Gründung der Lokstedter Initiative habe sie überwältigt. Auch bei
der Zooleitung gab es offenbar ein Umdenken: Sie hatte sich noch im August
gegen die neuen Nachbarn ausgesprochen.
Bei aller Unterstützung ist die Situation der zuletzt rund 130 Menschen in
den Containern desolat: Da leben ganze Familien auf je zwölf Quadratmetern.
Am Eingang zu dem umgewidmeten Park & Ride-Parkplatz, direkt neben dem
U-Bahnhof, steht ein verlassenes Dreirad. Zwei Jungs fahren auf dem Weg
zwischen den Containern im Kreis.
Ein paar Meter weiter, im Spielcontainer, wird gerade aufgeräumt, einer der
Betreuer saugt. Während vier Jungs noch Kicker spielen, räumen die anderen
die Malbücher und Stifte zurück in die Regale. Es ist später
Samstagnachmittag, hier ist für heute Feierabend. Bevor sie den
Spielcontainer verlassen, kriegt noch jeder einen Apfel und einen
Schokoriegel in die Hand gedrückt.
Nebenan gibt es jetzt Abendbrot: Brot, Wurst und Käse aus eingeschweißten
Packungen. Dazu Mineralwasser aus dem Tetrapack und Kaffee. Im
Aufenthaltsraum sitzt kaum jemand. „Die meisten holen sich das Essen hier
nur raus“, sagt Stamos, und essen in ihren Containern.
Weil die Hamburger Flüchtlingszahlen weiter steigen, will der Senat die
Zahl der Plätze aufstocken. Immer noch befinden sich die meisten
Unterkünfte in Randlagen, in der Nähe von Autobahnen oder in
Industriegebieten.
In Nienstedten, mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 150.000
Euro Hamburgs reichster Stadtteil, wollten die Anwohner kein Containerdorf.
Im Oktober hatte die Bezirks-SPD vorgeschlagen, auf einer Schotterwiese
Unterkünfte einzurichten. Inzwischen ist diese Idee wieder vom Tisch. Im
kaum weniger exklusiven Har
vestehude ist das Verfahren schon weiter vorangeschritten: Die zuständige
Sozialbehörde hält das Haus an der Sophienterasse grundsätzlich für
geeignet.
17 Nov 2013
## AUTOREN
Lena Kaiser
## TAGS
Hamburg
Unterbringung von Geflüchteten
Flüchtlingshilfe
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