# taz.de -- Alternativer Koalitionspoker: Machtkampf der Grünen-Frauen | |
> Was tun, wenn Merkel noch mal anruft? Katrin Göring-Eckardt und Simone | |
> Peter sind uneins. Eigentlich streiten sie darüber, wer das Sagen hat. | |
Bild: Können noch lachen: Simone Peter und Katrin Göring-Eckardt im Machtkampf | |
BERLIN taz | Eigentlich ist die Frage, ob die Grünen im Falle eines | |
Platzens der Großen Koalition mit Angela Merkel reden würden, irrelevant. | |
Nichts weist darauf hin, dass die SPD-Basis ihrer Führung die Gefolgschaft | |
verweigern könnte. Doch gerade wenn es um nichts geht, werden Machtkämpfe | |
umso deutlicher. | |
Dieser Effekt ist derzeit bei den Grünen zu beobachten: Katrin | |
Göring-Eckardt, 47, Reala und seit Oktober Fraktionschefin, liefert sich | |
mit Simone Peter, 47, Parteilinke und seit Oktober Parteivorsitzende, einen | |
veritablen Wettstreit. Offiziell geht es darum, was in dem geschilderten, | |
höchst unwahrscheinlichen Fall geschieht. Doch darunter liegt die Frage, | |
wer das Sagen hat in der neuen Grünen-Führung. | |
Göring-Eckardt zeigt erkennbar Ambitionen, die Nummer eins der Partei zu | |
werden. Auf dem letzten Parteitag hielt sie eine gute, inhaltlich dichte | |
Rede, mit der sie klar ihren Führungsanspruch anmeldete. Göring-Eckardt | |
hatte noch nie etwas gegen Bündnisse mit der CDU einzuwenden, auch wenn sie | |
sich während des Wahlkampfs der Sprachregelung unterwarf, Schwarz-Grün | |
faktisch auszuschließen. Nun, da die Verhandlungen zwischen Union und SPD | |
stocken, nutzte sie die Chance, ein Signal zu setzen. | |
„Wir werden nicht unsere Türen verbarrikadieren“, sagte Göring-Eckardt der | |
Bild am Sonntag. Falls Merkel mit der SPD nicht zu Rande kommt, will die | |
Grüne also reden. Auch wenn sie in dem Interview betonte, sie bleibe „sehr | |
skeptisch“, weil es große Differenzen in der Umwelt- und der | |
Flüchtlingspolitik gebe. | |
## Option Rot-Rot-Grün | |
Diese Offenheit, wenige Wochen nachdem die Grünen nach zwei | |
Sondierungsgesprächen unisono verkündet hatten, die inhaltlichen | |
Übereinstimmungen reichten nicht aus, hat Simone Peter als Affront | |
aufgefasst. Die ehemalige Umweltministerin im Saarland ist offen für | |
Rot-Rot-Grün und sieht Bündnisse mit der Union skeptisch. Unter anderem | |
deshalb haben große Teile des linken Parteiflügels sie bei ihrer Wahl | |
unterstützt. | |
Peter gab sich am Montag alle Mühe, die von Göring-Eckardt angestoßene | |
Debatte zu beenden. Die Grünen – und da spreche sie für Partei und Fraktion | |
– gingen davon aus, dass die Große Koalition zustanden kommt, sagte sie. | |
Die Frage nach Schwarz-Grün stehe nicht auf der Agenda, auch seien die | |
Diskrepanzen im Fall des Falles riesig. „Ich halte für unwahrscheinlich, | |
dass sich die Kanzlerin den Advent verdirbt, um erneut mit uns zu | |
sondieren“, lautete Peters Fazit. | |
Sie nutzte die Gelegenheit, um eine zweite, eher virtuelle Debatte zu | |
bewerten – und sich von ihrem Kovorsitzenden Cem Özdemir abzusetzen. Der | |
hatte in einem Interview erklärt, die Linkspartei „wird in den nächsten | |
vier Jahren für uns keine Koalitionsoption sein“. Peter widersprach. | |
Gespräche über neue Machtoptionen müssten schnell beginnen, sagte sie. Wenn | |
Rot-Rot-Grün in zwei Jahren anstehe, müsse das möglich sein. | |
18 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Berlin | |
Katrin Göring-Eckardt | |
Simone Peter | |
Simone Peter | |
Grüne | |
Schwerpunkt Landtagswahlen | |
Wahl 2013 - Meinung | |
Wahl 2013 - Meinung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Grünen-Chefin Peter über ihr neues Amt: „Unser Programm ist nicht zu links�… | |
Nach dem Wahlfiasko der Grünen will Parteichefin Simone Peter „schnell | |
wieder angreifen“ – und sich zur Linkspartei öffnen. Einen radikalen | |
Kurswechsel will sie nicht. | |
Kommentar Neue Grünen-Spitze: Meisterstrategen unter sich | |
Bündnisse mit der CDU? Die Grünen-ChefInnen verfallen wieder in | |
Ausschließeritis – und offenbaren ein seltsames Demokratieverständnis. | |
Sondierungsgespräche in Hessen: Spekulation um Ende von Rot-Rot-Grün | |
Mehreren Berichten zufolge hat Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel die | |
Sondierungen mit Grünen und Linkspartei für gescheitert erklärt. Doch | |
dieser dementiert. | |
Debatte künftige Ausrichtung der Grünen: Im Angesicht des Todes | |
Die Grünen können als marktliberale Ökopartei nur verlieren. Ihnen droht | |
das Schicksal der FDP: das Scheitern an der 5-Prozent-Hürde. | |
Debatte Grüne: Umarmen statt spalten | |
Die Grünen können nur als bürgerliche Ökopartei gewinnen. Die | |
Gerechtigkeitsfrage müssen sie den Linken überlassen. |