| # taz.de -- Kommentar Neue Grünen-Spitze: Meisterstrategen unter sich | |
| > Bündnisse mit der CDU? Die Grünen-ChefInnen verfallen wieder in | |
| > Ausschließeritis – und offenbaren ein seltsames Demokratieverständnis. | |
| Bild: Tief gespalten: die neue Grünen-Spitze Cem Özdemir und Simone Peter | |
| Die Einlassungen der beiden neuen Grünen-ChefInnen machen ratlos. Was will | |
| sie, die sympathische kleine Ökopartei? Die Grünen, das ist für Simone | |
| Peter klar, sind im Fall des Scheiterns der Großen Koalition „nicht Angela | |
| Merkels Notnagel“. Ihr Co-Vorsitzender Cem Özdemir hingegen prognostiziert, | |
| dass die Linkspartei für die Grünen in den nächsten vier Jahren keine | |
| Koalitionsoption sei. Während also die eine Chefin Schwarz-Grün eklig | |
| findet, gibt der andere Chef Rot-Rot-Grün keine Chance. Hm. | |
| Nun könnte man sagen, dass es im Moment egal ist, was die Meisterstrategen | |
| im Grünen-Vorstand wollen oder nicht wollen, denn die Große Koalition wird | |
| kommen. Andererseits zeigt das Wirrwarr, wie tief die Grünen in der | |
| Strategiefrage gespalten sind. Peter und Özdemir sind auch deshalb Chef | |
| geworden, weil sie die jeweiligen Vorlieben repräsentieren. Die einen | |
| Grünen wollen in Zukunft Bündnisse mit der CDU, die anderen wollen die | |
| linke Mehrheit im Parlament endlich in eine politische Option umwandeln. | |
| Um diesen Konflikt zu umgehen, haben sich die Grünen auf ihrem Parteitag im | |
| Oktober auf die uralte Formel der „Eigenständigkeit“ verständigt, ein | |
| hübscher Euphemismus für den Versuch, sich nicht mehr zu Festlegungen | |
| zwingen zu lassen. Leider ist ein solcher Beschluss wenig wert, wenn ihn | |
| jeder nach Lust, Laune und eigener Präferenz auslegt. | |
| Indem Peter und Özdemir nun wieder in Ausschließeritis verfallen, | |
| offenbaren sie ein seltsames Demokratieverständnis, denn sie ignorieren den | |
| Parteitagsbeschluss. Klug sind ihre widersprüchlichen Ansagen auch nicht, | |
| schließlich kann es den Grünen nur nutzen, in Zukunft mehrere Machtoptionen | |
| zu haben. Ohne Not Türen zuzuschlagen, während andere eine Regierung | |
| bilden, ist eine, nun ja: sehr eigenständige Strategie. | |
| 18 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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