# taz.de -- Bundestag-Hauptausschuss: Raus aus dem Stand-by-Modus | |
> Union und SPD setzen ein provisorisches Gremium ein, um die Arbeit der | |
> Fachausschüsse weiter zu gewährleisten. Die Übergangsregelung ist | |
> einmalig, aber sehr umstritten. | |
Bild: Aufgewacht! Für die Fachausschüsse im Bundestag soll es auch vor einer … | |
BERLIN dpa/afp/rtr | Der Bundestag hat erstmals in seiner Geschichte einen | |
Hauptausschuss eingesetzt. Das mit den Stimmen von Union und SPD | |
beschlossene provisorische Gremium soll die Arbeit der Fachausschüsse | |
leisten, solange diese noch nicht konstituiert sind. | |
Von den 47 Mitgliedern entsendet die Union 23 und die SPD 14. Auf Linke und | |
Grünen entfallen jeweils fünf Sitze. Geleitet werden soll das Gremium, das | |
sich noch am Donnerstag konstituieren will, von Bundestagspräsident Norbert | |
Lammert (CDU) und seinen Stellvertretern. | |
Grund für die Einrichtung des provisorischen Gremiums ist die noch | |
ausstehende Bildung einer neuen Bundesregierung. Die Fachausschüsse des | |
Bundestages werden nämlich ebenso zugeschnitten wie die Ressorts der | |
Bundesregierung, deshalb wartet das Parlament zunächst die geplante Bildung | |
des schwarz-roten Kabinetts ab. Dies soll in zwei Wochen geschehen, dann | |
sollen auch die Fachausschüsse des Bundestages gebildet werden. | |
Nach der Konstituierung am 22. Oktober fanden bis zu diesem Donnerstag | |
lediglich eine weitere Bundestagssitzung und eine Fragestunde statt. Die | |
Fraktions-Geschäftsführerin der Bündnisgrünen, Britta Haßelmann, betonte, | |
die Sitzungen seien alle von der Opposition beantragt worden. „Wir wollen | |
nicht länger im Stand-by-Modus sein“, sagte sie, „wir wollen arbeiten.“ | |
Auf der Agenda des Hauptausschusses, der rund zwei Wochen lang existieren | |
soll, stehen keine unaufschiebbaren Aufgaben von nationaler Tragweite. Der | |
Hauptausschuss berät Überweisungen aus dem Plenum und soll sich unter | |
anderem mit Haushaltsfragen und Europa-Angelegenheiten | |
beschäftigen.Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte die Einrichtung des | |
Hauptausschusses unter anderem damit gerechtfertigt, die Petitionen der | |
Bürger müssten weiter bearbeitet werden können. | |
## „Jenseits jeglicher Parlamentspraxis“ | |
Die von Union und SPD vorgeschlagene Einsetzung des Hauptausschusses stieß | |
auf Kritik der Opposition. Ein solches Gremium sei weder im Grundgesetz | |
noch in der Geschäftsordnung des Bundestages vorgesehen und sei daher | |
verfassungswidrig, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken, | |
Petra Sitte. | |
Der Hauptausschuss reiche nicht aus, um die Arbeitsfähigkeit des Parlaments | |
sicherzustellen, sagte die Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Britta | |
Haßelmann. Ein von den Grünen eingebrachter Antrag, die Fachausschüsse | |
schon jetzt einzusetzen, fand wegen der Ablehnung durch Union und SPD keine | |
Mehrheit. | |
Unions-Parlamentsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU) sagte, die | |
Einsetzung des Hauptausschusses sichere die Handlungsfähigkeit des | |
Parlaments. Der Grünen-Antrag, bereits jetzt die Parlamentsausschüsse zu | |
bilden, liege hingegen „jenseits jeglicher Parlamentspraxis“. | |
SPD-Parlaments-Geschäftsführer Thomas Oppermann verwies darauf, dass sich | |
die Bildung der neuen Regierung wegen des SPD-Mitgliederentscheides zum | |
Koalitionsvertrages noch verzögere. Die Abstimmung der Partei sei eine | |
„Bereicherung“ für die Demokratie. | |
28 Nov 2013 | |
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