# taz.de -- Umstrittene Bildungsreform in Spanien: Ethikunterricht wird abgesch… | |
> Religion gewinnt in spanischen Bildungseinrichtungen an Gewicht, | |
> Ethikunterricht wird abgeschafft, Privatschulen werden bevorzugt. Die | |
> Opposition will nicht mitmachen. | |
Bild: Sichtlich zufrieden mit der Reform: Bildungsminister José Ignacio Wert | |
MADRID dpa | Das spanische Parlament hat eine umstrittene Bildungsreform | |
endgültig verabschiedet. Für die Annahme reichten am Donnerstag im Senat | |
die Stimmen der Vertreter der konservativen Volkspartei (PP) von | |
Ministerpräsident Mariano Rajoy. Das Abgeordnetenhaus hatte die Neuregelung | |
schon vor eineinhalb Monaten abgesegnet. Die Opposition votierte | |
geschlossen dagegen und kündigte an, die Reform kippen zu wollen, sobald | |
die Konservativen nicht mehr über die absolute Mehrheit der Parlamentssitze | |
verfügen. | |
Gegen die siebte Bildungsreform seit dem Tod von Diktator Franco 1975 | |
hatten Zehntausende mehrfach mit Demonstrationen und Streiks protestiert. | |
Es wird beklagt, dass der Ethikunterricht gestrichen wird und das Fach | |
Religion mehr Gewicht bekommt, dass Privatschulen gegenüber öffentlichen | |
Einrichtungen bevorzugt werden sollen und Schulen, in denen nach | |
Geschlechtern getrennt unterrichtet wird, wieder mit Steuergeldern | |
unterstützt werden können. Zudem wird das von den Sozialisten eingeführte | |
Fach der Staatsbürgerkunde wieder abgeschafft. | |
Mit dem von Bildungsminister José Ignacio Wert, dem inzwischen in Spanien | |
unbeliebtesten Kabinettsmitglied, erarbeiteten Vorhaben will die Regierung | |
das Niveau an den Schulen verbessern. Derzeit brechen fast 25 Prozent der | |
Schüler ihre Ausbildung vorzeitig ab, doppelt so viele wie im | |
EU-Durchschnitt. Die Opposition bestreitet jedoch, dass die Reform eine | |
Besserung bringen wird, weil sie von drastischen Einsparungen im | |
Bildungssektor begleitet wird. | |
Besonders groß ist der Unmut in Katalonien, wo an den Schulen überwiegend | |
auf Katalanisch unterrichtet wird. Madrid will den Schülern der Region das | |
Recht zusichern, auf Wunsch Unterricht in spanischer Sprache zu erhalten. | |
Katalonien betrachtet das als Einmischung. Auch das Baskenland meint, dass | |
die Zentralregierung Sprachenrechte und Autonomie weiter beschneidet. Beide | |
Regionen hatten angekündigt, man werde das Gesetz nicht anwenden. | |
29 Nov 2013 | |
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