| # taz.de -- Gentechnik-Lobbyist über Mais-Studie: „Zufälliges Auftreten von… | |
| > Für Karl-Friedrich Kaufmann, Vorsitzender von Innoplanta, stellt Gen-Mais | |
| > kein Risiko dar. Keine ernstzunehmende Studie würde dies beweisen. | |
| Bild: „Wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen.“ | |
| taz: Wie interpretieren Sie den Widerruf der Studie über Gentechnik-Mais, | |
| die Kritiker als Beleg für eine Krebsgefahr durch die Pflanzen sahen? | |
| Karl-Friedrich Kaufmann: Der Widerruf ist überfällig gewesen. Aus meiner | |
| Sicht war das ein Gefälligkeitsgutachten. Das hat keiner wissenschaftlichen | |
| Prüfung standgehalten. Es gab Kritik aus aller Herren Länder, vor allem, | |
| dass die Zahl der Versuchstiere – also der Ratten – zu klein war, um | |
| zufälliges Auftreten von Krebs als Ursache auszuschließen. Diese Einwände | |
| waren berechtigt. | |
| Zeigt der Widerruf, dass gentechnisch veränderte Pflanzen sicher sind? | |
| Dieser Widerruf alleine nicht. Aber es gibt weltweit keine beweiskräftige | |
| Studie, die die Sicherheit in Frage stellt. Wir hatten vor Jahren mal eine | |
| Studie mit Mäusen, die auch sehr kritikwürdig war und zurückgezogen wurde. | |
| Aus dieser Sicht muss man heute sagen: Die Pflanzen, die freigesetzt | |
| werden, sind sicher. | |
| Wie kontern Sie das Argument, es gebe noch andere Studien, die auf Risiken | |
| hindeuteten? | |
| Das sehe ich sehr gelassen, da dort ähnliche Verfahrensfehler festzustellen | |
| sind. | |
| Welche Fehler? | |
| Oft stimmt der Umfang der Versuche nicht: zu wenige Tiere, die Dauer des | |
| Experiments ist nicht korrekt, oder die Messergebnisse werden | |
| überinterpretiert. | |
| Aber widerspricht es nicht Leitlinien von Fachzeitschriften, eine Studie | |
| zurückzuziehen, die eben keine gefälschten Daten enthielt? | |
| An der Studie hat nichts gepasst. Auch von der Aussage her. Das war | |
| manipuliert, um Gentechnik in Misskredit zu bringen. | |
| Die Autoren der Untersuchung sagen selbst, sie hätten für eine Krebsstudie | |
| zu wenige Ratten mit dem Gentech-Mais gefüttert. Aber die Abweichungen von | |
| Leber- und Nierenwerten der Tiere seien aussagekräftig. | |
| Bei der Fütterung muss sich das einfach ergeben. Wenn die Pharmaindustrie | |
| solche Versuche durchführen würde, würden keine Medikamente mehr | |
| zugelassen. Das Experiment mit den Ratten war unseriös von der Dosierung | |
| her zum Beispiel. Da muss es zu Schäden kommen. Wenn ich vier Wochen lang | |
| jeden Tag zehn Ibuprofen 800 zu mir nehme, laufe ich auch wie ein Wrack | |
| rum. | |
| Also haben die Forscher den Ratten einfach unnatürlich viel Mais gegeben? | |
| Genau. | |
| Aber war das nicht ein Standardfutter für Laborratten? | |
| Das hat sich eben in der Überprüfung der Studie nicht bewiesen. | |
| Welche Konsequenzen sollten aus der Angelegenheit mit der Rattenstudie | |
| gezogen werden? | |
| Viele Bürger sind ja geschädigt durch ständige Kritiken an der Gentechnik. | |
| Jetzt muss seriös mit dem Thema umgegangen werden. Politik und Wissenschaft | |
| sind in der Pflicht, breite Aufklärungsarbeit zu leisten anhand von | |
| belastbaren Studien, die vorliegen. | |
| Wie könnte die aussehen? | |
| Wir brauchen eine Offensive in der Öffentlichkeitsarbeit. Es muss in der | |
| Presse darüber informiert werden, wie gentechnisch veränderte Pflanzen | |
| zugelassen werden, was Gentechnik überhaupt ist. Ich stelle immer fest, | |
| dass die Mehrheit sagt: „Das habe ich nicht gewusst. Ich dachte, das sei | |
| Teufelszeug.“ | |
| Und sonst? | |
| Wir brauchen auch eine Positiv-Kennzeichnung: Wo Gentechnik drin ist, muss | |
| auch Gentechnik draufstehen. Angefangen bei Pharmaka über Lebensmittel bis | |
| zu Futtermitteln. Bisher müssen ja beispielsweise Käse, die mit Hilfe | |
| gentechnisch veränderter Enzyme produziert werden, nicht entsprechend | |
| gekennzeichnet werden. | |
| Das gilt auch für Produkte von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter | |
| bekommen haben. Würde das alles auf der Packung stehen, würden sich die | |
| Leute bewusst, dass sie schon sehr viel Gentechnik auf dem Teller haben – | |
| und es ihnen nicht geschadet hat. | |
| 6 Dec 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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