# taz.de -- Berliner Reggae-Club Yaam gerettet: Am Ufer wird weitergejammt | |
> Das Yaam bekommt sein Ersatzgrundstück: den Club Magdalena. Dessen | |
> Betreiber hoffen, ebenfalls einen neuen Standort zu finden. | |
Bild: Der Erfolg des Yaam freut auch die Spreeufer-Retter. | |
Die Party im Yaam kann weitergehen: Der Club am Friedrichshainer Spreeufer | |
erhält ein Ersatzgrundstück wenige hundert Meter entfernt. Die letzte Hürde | |
war der Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses: Er stimmte am | |
Mittwochmorgen dem bereits vor einem Jahr zwischen Senat und dem Bezirk | |
Friedrichshain-Kreuzberg ausgehandelten Deal zu. „Uns fällt ein Stein vom | |
Herzen“, sagte Yaam-Vorstand Jan Lerch am Mittwoch der taz. | |
Die Vereinbarung zwischen Senat und Bezirk sieht vor, dass das Yaam in das | |
Gebäude des Clubs Magdalena, früher Maria, an der Schillingbrücke zieht. | |
Dafür musste die Immobilie erst formal vom landeseigenen Liegenschaftsfonds | |
an den Bezirk übertragen werden. Solche Geschäfte bedürfen der Zustimmung | |
des Vermögensausschusses, die nun einstimmig erteilt wurde. „Das ist eine | |
sinnvolle Lösung“, sagte Ausschussmitglied Steffen Zillich (Linke), „es | |
hätte aber nicht so lange dauern müssen.“ Erst musste der Bezirk dazu | |
gebracht werden, mit der Übernahme des Grundstücks auch für eventuelle | |
Risiken – etwa durch Altlasten – aufzukommen. Und die Senatsverwaltung für | |
Finanzen und die Regierungskoalition hätten eine schnellere Abstimmung | |
blockiert, so Zillich, der dahinter auch Konflikte zwischen Rot-Schwarz und | |
dem grün-dominierten Bezirk vermutet: „Kreuzberg-Bashing ist da ein | |
Volkssport.“ Ähnlich äußert sich sein Ausschusskollege Jochen Esser | |
(Grüne): Diese Hängepartie habe „den Betroffenen viele Nerven gekostet.“ | |
Tatsächlich kam die Zusage in letzter Minute: Der Vertrag des Yaam am alten | |
Standort am Stralauer Platz läuft Ende Januar aus. Nun will der Club, der | |
als Verein organisiert ist und auch Jugendarbeit macht, mit dem Bezirk | |
einen Nutzungsvertrag für das neue Heim aushandeln. Dabei gehe es um eine | |
„längerfristige Perspektive“, so Lerch. Immerhin möchte das Yaam einiges | |
umbauen in dem bisher als Technoclub genutzten Magdalena. Größere | |
Investitionen waren bisher kaum möglich. „Seit fast 20 Jahren hatten wir | |
immer eine Kündigungsfrist von höchstens drei Monaten“, berichtet Lerch. | |
Auch die Leidtragenden des Grundstückwechsels sind nicht unglücklich. „Ich | |
freue mich fürs Yaam“, sagte Marco Archidiacono, Sprecher der Magdalena, | |
und fügte hinzu: „Endlich passiert was.“ Er hofft darauf, dass in | |
Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern eine Verschnaufpause von | |
einigen Monaten für die zwei Clubs herausgeholt werden kann, damit Zeit | |
bleibt, auch für die Magdalena einen Ersatz zu finden – eine nicht ganz | |
unrealistische Annahme. | |
Vonseiten des Yaam erhält er Unterstützung. Wenn es gelänge, auch für die | |
Magdalena eine Lösung zu finden, wäre das ein „ermutigendes Signal der | |
Politik“ für einen veränderten Umgang mit der Kulturszene und den | |
Liegenschaften des Landes, so Lerch. Er hofft, dass am 1. Mai das Yaam | |
seine Sommersaison dann an der Schillingbrücke eröffnet. | |
11 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
## TAGS | |
Tanzen | |
Spreeufer | |
Berlin | |
Stadtentwicklung | |
Clubs | |
Spreeufer | |
Verdrängung | |
Nachtleben | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Clublegende White Trash: Ade, Prenzlauer Berg | |
Ein fast wehmütiger letzter Abend im alten White Trash an der Schönhauser. | |
Heute Abend lädt der Club bereits in sein neues Domizil in Treptow. | |
Umzug am Spreeufer: „Clubs retten klappt nur mit Glück“ | |
An Ostern feiern Yaam und Magdalena ihre Abschiedspartys an ihren | |
bisherigen Standorten. Ein Gespräch mit Jan Lerch vom Yaam-Vorstand. | |
Interview mit Technolegende Laarmann: „Der ganz große Kick fehlt gerade“ | |
Unterwegs im Berliner Nachtleben: Ein Clubcheck mit Jürgen Laarmann, der | |
vor 25 Jahren mit dem Magazin "Frontpage" half, Techno flottzumachen. | |
Berliner Clubs: Totentanz an der Spree | |
Drei Clubs stehen vor dem Aus, selbst die CDU will ihnen helfen. Trotzdem | |
könnte die Rettung zu spät kommen. | |
Berliner Nachtleben: Die Zeit läuft gegen die Clubs | |
Die Rettung des Kulturprojekts schien sicher, doch Senat und Bezirk sind | |
uneins über die Kosten notwendiger Sanierungen. Auch die Zukunft der | |
Magdalena bleibt offen. | |
Fünf Jahre nach dem Entscheid: Kein Frieden am Spreeufer | |
Vor fünf Jahren forderten die Kreuzberger im Bürgerentscheid ein Spreeufer | |
für alle. Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Am Samstag wird deshalb wieder | |
demonstriert. |