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# taz.de -- Machtkampf im Südsudan: Zurück in den Bürgerkrieg
> Der Streit in der regierenden Exguerilla spitzt sich zu, in Südsudans
> Hauptstadt Juba brechen heftige Kämpfe aus. Präsident Kiir sucht die
> Entscheidung.
Bild: Back in Flecktarn: Zum ersten Mal seit dem Friedensvertrag von 2005 zeigt…
BERLIN taz | Von sechs Uhr abends bis sechs Uhr früh herrscht
Ausgangssperre. Fernsehen und Telefonverbindungen sind tot. Der Flughafen
ist gesperrt. Mindestens 600 verängstigte Frauen und Kinder haben auf dem
Gelände der UN-Blauhelmmission Zuflucht gesucht.
„Bleiben Sie zu Hause und vermeiden Sie unnötige Bewegungen“, raten
Botschaften von Großbritannien bis Uganda ihren Staatsbürgern. „Ich höre
ständig schweres Gewehrfeuer“, twittert ein Augenzeuge, „sie schießen
direkt vor meinem Haus“, ein anderer. Ein Radiosender berichtet:
„Zivilisten versuchen, das Krankenhaus zu erreichen, aber alle Straßen sind
gesperrt, und die Menschen werden zurückgeschickt.“
Das war die Lage in Südsudans Hauptstadt Juba am Montag, als sich schwere
Kämpfe zwischen rivalisierenden Militäreinheiten, die in der Nacht begonnen
hatten, in immer neue Stadtviertel ausbreiteten. Die Hauptstadt des
jüngsten unabhängigen Staates der Welt ist wieder Kriegsgebiet. Die
regierende Exguerilla SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) ist
dabei, sich zu zerfleischen.
Im Machtkampf im Südsudan stehen sich im Wesentlichen Präsident Salva Kiir
und sein früherer Vize Riek Machar gegenüber. Kiir kommt von der in der
SPLM tonangebenden Volksgruppe der Dinka, Machar aus dem Nuer-Volk. Beide
hatten schon während des jahrzehntelangen Befreiungskrieges zuweilen
gegeneinander gekämpft, aber ihre Versöhnung garantierte Stabilität, als
Südsudan 2005 autonom und 2011 unabhängig wurde.
## Eklat beim SPLM-Vorstandstreffen
Im Juli dieses Jahres allerdings setzte Kiir seinen Vize ab, und seitdem
brodelt es in Juba. Einem Bericht zufolge kam es am Sonntag auf einem
mehrfach verschobenen SPLM-Vorstandstreffen zum Eklat: Riek Machar, der
ebenfalls im Juli abgesetzte ehemalige SPLM-Generalsekretär Pagan Amun
sowie Rebecca Garang, Witwe des historischen toten SPLA-Chfs John Garang,
hätten das Treffen nach einem Streit mit dem Kiir-Flügel verlassen,
woraufhin Machar-treue Gardisten den Präsidentenpalast beschossen hätten.
Einem anderen Bericht zufolge soll Kiir nach diesem Eklat seine
Präsidialgarde angewiesen haben, Machar zu verhaften. Der Gardechef habe
vorher die Nicht-Dinka-Gardisten entwaffnen wollen, und als diese sich
weigerten, seien Kämpfe ausgebrochen.
Die Machar-treuen Kämpfer wurden aus der Gardekaserne vertrieben und
verschanzten sich in anderen Stadtvierteln, wo sie sich am Montag Gefechte
mit Kiir-treuen Truppen lieferten.
Salva Kiir sucht nun offenbar die Entscheidung. Am Montag vormittag trat
Salva Kiir vor die Kameras und vor die Presse – in Miltiäruniform, zum
ersten Mal seit Ende des Befreiungskrieges 2005 – und sprach von
„kriminellen Handlungen einer unzufriedenen Gruppe“, die „Angst und
Verwirrung“ stifte. Später wurden vier Minister verhaftet, darunter der
mächtige ehemalige Sicherheitsminister Oyai Deng Ajak. Das Schicksal Riek
Machars blieb unbekannt.
16 Dec 2013
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Südsudan
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Riek Machar
Juba
Mali
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