# taz.de -- Ausländer verlassen Südsudan: Zum Flughafen und in die Busse | |
> Ausländer verlassen Juba, auch Geschäftsleute aus den Nachbarländern. Für | |
> die ostafrikanische Region wird der Südsudan zum gefährlichen Krisenherd. | |
Bild: Warten auf den Evakuierungsfoug am Flughafen von Juba | |
KAMPALA taz | In Südsudans Hauptstadt Juba werden Koffer gepackt. „Jeder, | |
der es sich leisten kann, versucht jetzt hier rauszukommen“, berichtet | |
Betty (Name geändert) per Telefon aus Juba. Seit Donnerstag morgen sind der | |
internationale Flughafen und die Grenzen wieder offen, Reisebusse verlassen | |
Juba in Richtung Uganda. | |
Die Südsudanesin Betty, die der im Juli aufgelösten Regierung angehörte, | |
denkt auch an Flucht. Sie wohne nahe der Kaserne, dort sei viel geschossen | |
worden. Ihre Nachbarn seien bereits geflohen, Häuser würden durchsucht. | |
Vor allem Freunde und Kollegen, die der Nuer-Ethnie angehören, suchten | |
vorsorglich Schutz bei der UN. „Jetzt trauen sich die Leute auf die Straße, | |
die meisten hasten zum Flughafen oder zum Busbahnhof, um das Land zu | |
verlassen.“ | |
Aber nur wenige Märkte und Läden hätten geöffnet, die Preise steigen. Sie | |
sorge sich um dieWasservorräte, da das Wassergeschäft in der Hand | |
eritreanischer Geschäftsleute liegt, sagt Betty. „Wenn alle Ausländer | |
fliehen, gibt es in Juba bald kein Wasser und Essen mehr.“ | |
Der relativ trockene Südsudan ist von den Lebensmittelimporten aus dem | |
fruchtbaren Nachbarstaat Uganda abhängig. Doch in den vergangenen Tagen | |
waren die Grenzen geschlossen. Inzwischen stauen sich an der Grenzstation | |
Nimule Dutzende ugandische Lkw. | |
Sie warten nun auf Begleitschutz durch Südsudans Armee, um die knapp 200 | |
Kilometer nach Juba sicher passieren zu können. Womöglich sind das die | |
letzten Lieferungen: „Wir beladen in Kampala keine Lkws mehr“, sagt Everest | |
Kayondo, Vorsitzender des ugandischen Händlerverbandes, der taz. | |
Der Südsudan ist der wichtigste Abnehmer ugandischer Exporte. Auf 800 | |
Millionen Dollar pro Jahr beziffert Ugandas Finanzministerium den | |
Handelsumsatz. | |
## Händler flüchten – und verlassen ihre Waren | |
„Wir verlieren 2,2 Millionen Dollar pro Tag, wenn das über zwei Wochen | |
anhält, wird der wirtschaftliche Schaden schmerzhaft“, sagt Kayondo. Auch | |
ugandische Händler und Gastarbeiter im Südsudan verlieren ihr Einkommen; | |
evakuierte Geschäftsleute müssen „ihre vollen Warenhäuser unbewacht | |
zurücklassen. Damit verlieren sie ihre Lebensgrundlage“. | |
Die Regierung von Uganda war in den vergangenen zwei Tagen bemüht, die | |
geschätzt 20.000 Ugander aus Südsudan zu evakuieren. 14 Reisebusse sind | |
derzeit auf dem Weg, vollbeladen mit Ugandern, Kenianern, Äthiopiern, | |
Eritreanern, aber auch ein Brite und drei Israelis, bestätigt Fred Opolot, | |
Sprecher des Außenministeriums. | |
18 weitere Busse würden erwartet. „Wir haben dafür gesorgt, dass die | |
südsudanesische Armee die Busse sicher zur Grenze eskortiert“, so der | |
Sprecher am Rande einer Südsudan-Sicherheitskonferenz in Kampala zur taz. | |
Die ugandische Armee ist entlang der Grenze aufmarschiert. Sie soll | |
verhindern, dass der Konflikt übergreift. „Kein Zweifel, Uganda ist besorgt | |
über die Auswirkung dieser Krise aus die ganze Region“, erklärt er. | |
Als regionale militärische Groß- und Stabilisierungsmacht hat Uganda im | |
Rahmen der Afrikanischen Union Soldaten in mehrere Unruheherde von der | |
Zentralafrikanischen Republik bis nach Somalia entsandt. Besonders Krisen | |
bei den direkten Nachbarn – der Demokratischen Republik Kongo im Westen, | |
der Südsudan im Norden – beunruhigen die Politiker in Kampala sehr. | |
In den vergangenen Jahren verließen sich die Südsudanesen darauf, dass der | |
große Bruder Uganda bereit war, ihr Land notfalls militärisch gegen | |
Angriffe aus dem nördlichen Nachbarn Sudan zu verteidigen. Ugandas | |
Präsident Yoweri Museveni sei nun „ganz vorne mit dabei, eine politische | |
Lösung für die Probleme in Juba zu finden“, versichert Sprecher Opolot. | |
Eine ugandische Delegation im Rahmen der Afrikanischen Union sei unterwegs, | |
um den Dialog mit Südsudans Präsident Salva Kiir zu suchen. | |
19 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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