# taz.de -- Wirtschaftsboom in Ostafrika: Mombasa, ein Nadelöhr | |
> Der asiatische Import in die am schnellsten wachsende Region Afrikas | |
> boomt. Der zu kleine Hafen Mombasa in Kenia ist für Händler frustrierend. | |
Bild: Im Hafen von Mombasa: Alles modern, aber zu wenig davon | |
MOMBASA taz | Am Horizont liegen riesige Containerschiffe. Mombasa, Kenias | |
größte Hafenstadt am Indischen Ozean, ist das Eingangstor für Seefracht für | |
große Teile von Ostafrika. Voriges Jahr passierten hier 22 Millionen Tonnen | |
Waren, 10 Prozent mehr als 2011. | |
Aber es ist das Vierfache der Kapazität des Hafens. Mombasa ist | |
mittlerweile viel zu klein für die schnell wachsenden Volkswirtschaften | |
Ostafrikas, ein Einzugsgebiet von über 130 Millionen Menschen. Südsudan, | |
Uganda, Ostkongo, Burundi und Ruanda haben keine eigenen Zugänge zum Meer | |
und sind die ständigen Verzögerungen leid. | |
„Alle sagen, wir sind schuld“, stöhnt Justus Myarandi von der Hafenbehörde | |
KPA. Sein Büro im vierten Stock der Hafenbehördenzentrale bietet einen | |
herrlichen Blick auf die Hafeneinfahrt. „Es sind auch andere | |
verantwortlich. Das Steueramt scannt jeden Container, um zu sehen, ob alle | |
Gebühren gezahlt wurden und nichts geschmuggelt wird. Dann wird die Fracht | |
inspiziert vom Pflanzenschutzdienst, vom Wildschutzdienst. Jeder macht | |
seine eigenen Kontrollen, es gibt keine Kooperation.“ | |
Von den Waren, die in Mombasa ankommen, sind 70 Prozent für Kenia bestimmt. | |
Die wichtigsten Einfuhrprodukte sind Eisen, Stahl, Reis und Autos; das | |
meiste kommt aus Asien. Exportiert werden vor allem Tee, Kaffee und | |
Natriumcarbonat, das Basisprodukt für Glas. | |
Die Hafenbehörde KPA versucht, die Warenabfertigung zu beschleunigen. Große | |
Hebekräne arbeiten rund um die Uhr. Ein riesiger Kran auf Schienen packt | |
gleichzeitig zwei Container und platziert sie auf Schiffe an der | |
Anlegestelle. Das Hafengelände wird ständig vergrößert. Durchschnittlich | |
liegt ein Schiff heute nur drei Tage im Hafen – früher dauerte es manchmal | |
sieben Tage, bis es entladen war. | |
## Teurer Transport | |
Doch nachdem die Fracht Mombasa verlassen hat, kann es Tage und Wochen | |
dauern, bis die Güter an Ort und Stelle ankommen: über schlechte Straßen, | |
durch Hauptstädte, über bürokratische Grenzen. Es ist teurer, Güter durch | |
Ostafrika zu transportieren als bis nach Asien. | |
Ein Container van etwas mehr als 60 Kubikmter, verschickt von einen | |
nordeuropäischen Hafen nach Mombasa, ist etwa 30 Tage auf See unterwegs. | |
Das kostet ungefähr 2000 Euro. Es kann aber dann noch drei Wochen dauern | |
ehe die Fracht in Kampala ist, 1200 Kilometer entfernt von Mombasa. Die | |
Kosten dieser letzten Strecke: etwa 3000 Euro. | |
TradeMark East Africa (TMEA), eine Organisation, die wirtschaftliche | |
Integration fördert und unter anderem von deutscher Entwicklungshilfe | |
finanziert wird, fördert jetzt die regionale Zusammenarbeit, um den Handel | |
zu beschleunigen und zu verbilligen. Kenias neuer Präsident Kenyatta | |
engagiert sich auch in diesem Sinne. Ziel, sagt TMEA-Direktor Frank | |
Matsaert, ist eine „Gemeinschaftscharta für den Hafen“. | |
Am Mittwoch weiht Kenias Präsident Uhuru Kenyatta in Mombasa eine | |
Erweiterung des Hafens ein, die dessen Kapazität um ein Viertel erhöht. Die | |
Regierungen von Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi und Südsudan beraten seit | |
Montag in Mombasa über gemeinsame Infrastrukturprojekte. Ein komplett neuer | |
Terminal ist in Bau. | |
## Nächste Baustelle: Eisenbahn | |
Weiter müsste in regionale Transportwege investiert werden. Kenias | |
Straßennetz ist zu schlecht und zu klein. KPA-Manager Nyarandi kann nur den | |
Kopf schütteln, wenn er den Lastwagen nachschaut, die den Hafen verlassen. | |
„Noch nicht so lange her wurden 10 Prozent der Gütern, die hier ankamen, | |
mit dem Zug transportiert“, erinnert er sich. „Aber heute ist die Eisenbahn | |
so heruntergekommen, dass es nur noch 3 Prozent sind.“ | |
Die Eisenbahnlinie, die aus Mombasa über Nairobi bis in Ugandas Hauptstadt | |
Kampala führt, stammt aus 1903. Sie wurde damals „Verrücktenexpress“ | |
genannt, denn sie führt durch Sümpfen und Savannen und über Berge. Ihre | |
Rehabilitation würde den Frachtverkehr in Ostafrika viel billiger machen. | |
Das letzte Hindernis sind die Behörden. Immer wieder müssen die Laster in | |
Kenia auf eine Waagebrücke. Eine würde eigentlich reichen, aber an | |
Waagebrücken können sich Beamte etwas Extragehalt verdienen mit Erpressung. | |
Und ohne zu schmieren, kann ein Lastfahrer tagelang an der Grenze stehen | |
bleiben. | |
29 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
## TAGS | |
Ostafrika | |
Kenia | |
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