# taz.de -- Krieg im Südsudan: Ölförderung lahmgelegt | |
> Die Kämpfe im Südsudan erreichen die Ölgebiete. In einer zweiten Provinz | |
> sagt sich das Militär von der Regierung los. Meuterer beschießen | |
> US-Flugzeuge. | |
Bild: Soldaten der Regierungsarmee am Samstag in Juba. | |
BERLIN taz | Der neue Bürgerkrieg im Südsudan hat jetzt offenbar die | |
Ölindustrie lahmgelegt, von der das Land wirtschaftlich abhängt. Alle | |
Ölfelder seien geschlossen, berichteten evakuierte Ölarbeiter aus dem | |
Norden Südsudans am Samstagnachmittag Journalisten in der Hauptstadt Juba. | |
Unter anderem wurden 32 Mitarbeiter des staatlichen chinesischen Ölkonzerns | |
CNPC aus Bentiu, der Hauptstadt der wichtigsten südsudanesischen Ölprovinz | |
Unity, nach Juba ausgeflogen und sollen in die Heimat weiterreisen. | |
Insgesamt wurden im Laufe des Tages über 200 erwartet. | |
In Unity hatte sich am Samstagfrüh der lokale Militärkommandant, General | |
James Koang, von der Regierung des südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir | |
losgesagt. Nach der Provinz Jonglei im Osten des Landes, wo das Militär | |
bereits vor zwei Tagen in die Meuterei getreten war, verlor die Regierung | |
damit eine zweite Provinz, und zwar wegen der Ölförderung eine, ohne die | |
sie nicht überleben kann. | |
In beiden Bundesstaaten wurde der Machtwechsel von Gewalt zwischen Dinka, | |
der Ethnie des Staatschefs Salva Kiir, und Nuer, der Ethnie des geschassten | |
Exvizepräsidenten Riek Machar, begleitet, die Tausende Zivilisten zur | |
Flucht in UN-Einrichtungen getrieben hat. Es sollen innerhalb von zwei | |
Tagen 72 Menschen in Unity getötet worden sein. | |
Riek Machar, dessen Aufenthaltsort nicht bekannt ist, reklamierte in einem | |
Interview mit dem britischen Journalisten James Copnall die Kontrolle über | |
die Meuterer in Jonglei und Unity und damit über die beiden Bundesstaaten. | |
Verhandlungen mit Präsident Salva Kiir werde er nur dann führen, wenn die | |
Regierung Gefangene freilasse. In der vergangenen Woche hatte die Regierung | |
in Juba eine Reihe von Politikern festgenommen, denen sie einen | |
Putschversuch gemeinsam mit Riek Machar vorwirft. | |
## Wer die Stadt kontrollierte, blieb unklar | |
Die Regierung ging derweil in die militärische Offensive gegen die | |
Aufständischen. Eine Panzerkolonne der Regierungsarmee SPLA (Sudanesische | |
Volksbeefreiungsarmee) aus Juba rückte im Laufe des Samstags offenbar in | |
die Jonglei-Provinzhauptstadt Bor ein. Wer die Stadt kontrollierte, blieb | |
zunächst unklar. | |
Berichten zufolge ist ugandisches Militär auf SPLA-Seite in Bor im Einsatz, | |
zumindest mit Luftunterstützung. Uganda hatte am Freitag die Entsendung von | |
150 Spezialeinheiten nach Juba bestätigt; einige ugandische Medien sagen, | |
es seien sehr viel mehr ugandische Soldaten im Einsatz. | |
Die Meuterer in Bor beschossen überdies zwei US-Militärflugzeuge im | |
Landeanflug, das aus Bor US-Amerikaner evakuieren sollte. Lokalen Berichten | |
zufolge hielten sie die US-Maschine für ein Flugzeug der ugandischen | |
Luftwaffe. Vier US-Amerikaner wurden verwundet, einer davon schwer, und in | |
die kenianische Hauptstadt Nairobi ausgeflogen. | |
Nach Uganda kündigte am Samstag auch Kenia die Entsendung von Truppen nach | |
Südsudan an, um geschätzt 1.600 Kenianer aus Südsudan zu evakuieren; die | |
meisten davon sollen in Bor leben. | |
Die Ausweitung und Intensivierung des Krieges macht eine kurzfristige | |
Verhandlungslösung unwahrscheinlich. Am Freitag hatte eine Delegation | |
afrikanischer Außenminister im Auftrag der Afrikanischen Union (AU) in Juba | |
nach eigenen Angaben Salva Kiir getroffen. Sowohl er als auch Machar hätten | |
in „bedingungslose“ Gespräche eingewilligt, hieß es am Freitag abend. | |
Am Samstag aber wurde gemeldet, die Unterhändler suchten erst noch Kontakt | |
zu Machar, der sich nach Regierungsangaben in Bentiu aufhält. | |
21 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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