# taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Europa wagt sich vor | |
> Vor dem Beschluss über einen EU-Militäreinsatz im Bürgerkriegsland am | |
> Montag mehren sich die europäischen Truppenzusagen. Aber nicht aus | |
> Deutschland. | |
Bild: AU-Eingreiftruppen aus Ruanda landen in Bangui, Donnerstag. Bald kommen E… | |
BRÜSSEL taz | Am Montag, dem 20. Januar sollen die EU-Außenminister in | |
Brüssel grünes Licht für eine EU-Militärintervention in der | |
Zentralafrikanischen Republik geben. Aber der Enthusiasmus dafür ist | |
gering, angesichts der Lage in dem Bürgerkriegsland. | |
Der UN-Beauftragte für humanitäre Einsätze, John Ging, warnte am Donnerstag | |
in Genf, die staatliche Ordnung in der Zentralafrikanischen Republik sei | |
„vollständig zusammengebrochen“, die Volksgruppen hätten „Angst | |
voreinander“ und es seien „alle Elemente“ von Gewalt vorhanden, wie sie in | |
den 1990er Jahren bei den Völkermorden in Ruanda und Bosnien geherrscht | |
hätten. | |
Den Auftrag, eine EU-Intervention in Zentralafrika zu entwickeln, hatte der | |
EU-Gipfel in Brüssel am 20. und 21. Dezember erteilt. Damals war | |
Frankreichs Präsident François Hollande, der im Alleingang 1.600 | |
französische Soldaten in die zentralafrikanische Hauptstadt Bangui entsandt | |
hatte, mit dem Ansinnen gescheitert, europäische Partner an seiner Mission | |
zu beteiligen. | |
So hatte Belgien es in letzter Minute abgelehnt, 150 Soldaten zum Schutz | |
des Flughafens von Bangui schicken. Auch Deutschland und Österreich hatten | |
geltend gemacht, eine Beteiligung an einer Militärintervention, an deren | |
Planung man nicht beteiligt war, komme nicht in Frage. | |
Stattdessen erhielten die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und der | |
französische General Patrick de Rousiers den Auftrag, Optionen für ein | |
EU-Eingreifen zu entwickeln. Sie haben nun zwei Planspiele ausgearbeitet. | |
## „Eufor Bangui“ | |
Das eine sieht vor, EU-Truppen am Flughafen von Bangui zu stationieren, um | |
ihn – sowie die auf und neben ihm lebenden 100.000 Binnenflüchtlinge – zu | |
schützen. „Eufor Bangui“ heißt diese Option. Die zweite sieht vor, Truppen | |
im Westen des Landes in Richtung der kamerunischen Grenze zu stationieren – | |
auch in Zonen, die weiterhin von der mehrheitlich muslimischen | |
Rebellenbewegung Séléka kontrolliert werden, deren Führer Michel Djotodia | |
vergangene Woche als Präsident der Zentralafrikanischen Republik | |
zurückgetreten war. | |
Beide Optionen sehen außerdem vor, dass die europäischen Truppen Ausbildung | |
und Logistik für die auf 6.000 Soldaten geplante afrikanische | |
Eingreiftruppe Misca bereitstellt. Insgesamt ist von 700 bis 1.000 Soldaten | |
die Rede. | |
Alles deutet darauf hin, dass die EU-Außenminister zustimmen. Die 28 | |
EU-Botschafter im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee (PSK) | |
haben bereits am 10. Januar Zustimmung erteilt. Aber grünes Licht als EU | |
ist eine Sache – die Beteiligung der einzelnen Mitgliedstaaten eine andere. | |
Großbritannien hatte bereits im Dezember ein Transportflugzeug in Aussicht | |
gestellt, aber das war vor Beginn des Bürgerkrieges im Südsudan, der | |
Evakuierungsflüge notwendig machte. Belgien will für eine Dauer von zwei | |
Monaten zwei Transportflugzeuge stellen, die von 35 Soldaten in Gabuns | |
Hauptstadt Libreville betrieben werden. Aus Gabun oder Tschad sollen 60 | |
Soldaten mit einer spanische Herkules-C130-Maschine operieren. Auch die | |
Niederlande sollen mit Soldaten dabei sein. | |
## Zwei Bremser | |
Polen will ein Transportflugzeug und 50 Soldaten schicken, das ab 1. | |
Februar für drei Monate zur Verfügung stehen könnte, und außerdem leichte | |
Flugzeuge zum Transport innerhalb der Zentralafrikanischen Republik. Den | |
Einsatz polnischer Spezialkräfte will Polens Regierungschef Donald Tusk | |
erst nach Ende ihres Afghanistan-Einsatzes bewilligen – und er verlangt | |
außerdem ein Mandat des UN-Sicherheitsrats. | |
Die Visegrad-Gruppe aus Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn könnte | |
ein gemeinsames Kontingent zusammenstellen, heißt es. Estland hat bis zu 55 | |
Soldaten zugesagt, die ab Ende Februar vier Monate lang einsetzbar wären. | |
Deutschland und Italien sind die beiden wichtigsten Bremser, die keineswegs | |
eigene Soldaten nach Zentralafrika schicken wollen. Hollande ist schon | |
froh, dass Angela Merkel nicht gleich ihr Veto gegen diese Mission auf | |
EU-Ebene eingelegt hat. | |
18 Jan 2014 | |
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