# taz.de -- Eskalation in Thailand: Wahlen in Gefahr | |
> Zwei Sprengsätze detonieren an einem Protestcamp thailändischer | |
> Regierungsgegner. Langsam wird es fraglich, ob die Wahlen tatsächlich | |
> stattfinden. | |
Bild: Seit Dezember protestieren Regierungsgegner mit Camps in Bangkok. | |
BANGKOK taz | Es geschieht innerhalb weniger Minuten am Sonntagmittag: | |
Unbekannte schleudern zwei Sprengsätze auf ein Protestcamp der | |
Regierungsgegner am Siegesmonument, einem Verkehrsknotenpunkt in Thailands | |
Hauptstadt Bangkok. Mindestens 29 Menschen werden verletzt, teilt das | |
medizinische Notfallzentrum Erawan mit, davon sieben Menschen schwer. | |
Im Zuge der anhaltenden Proteste gegen die Regierung unter | |
Premierministerin Yingluck Shinawatra nimmt die Gewalt fast täglich zu. | |
Erst am Freitag hatte es während einer Kundgebung von Regierungsgegnern | |
eine Explosion gegeben, in deren Folge ein Demonstrant getötet und Dutzende | |
verletzt worden waren. Noch ist unklar, wer dahintersteckt. Allerdings | |
dürfte der Regierung die Gewalt am wenigsten nützen. Yingluck kommt es | |
darauf an, die Situation vor den für den 2. Februar geplanten Wahlen zu | |
beruhigen. | |
Ob es angesichts der Eskalation zum Urnengang kommt, erscheint jedoch immer | |
fraglicher. Die Protestbewegung um Suthep Thaugsuban hat wiederholt | |
deutlich gemacht, dass sie weder an einem Kompromiss noch an Neuwahlen | |
interessiert ist, bei denen das von der Opposition verhasste | |
„Thaksin-Regime“ erneut gewinnen dürfte. Die Protestler halten | |
Premierministerin Yingluck für eine Marionette ihres Bruders, des 2006 vom | |
Militär entmachteten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. | |
Anstelle der Regierung wollen Suthep und seine Anhänger einen demokratisch | |
nicht legitimierten „Volksrat“ einsetzen. Unter dem Deckmantel | |
angekündigter Reformen wollen Suthep und seine Unterstützer aus den Kreisen | |
der alteingesessenen Bangkoker Elite, Technokraten und Militärs | |
sicherstellen, dass das Thaksin-Lager politisch keinen Fuß mehr auf den | |
Boden bekommt. | |
## Verfahren gegen die Regierungspartei | |
Zudem drohen Yinglucks Partei Puea Thai nach Ansicht von Kritikern | |
umstrittene juristische Verfahren: Die Antikorruptionsbehörde (NACC) hat | |
entschieden, Ermittlungen gegen mehr als 300 Abgeordnete und Senatoren des | |
inzwischen aufgelösten Parlaments einzuleiten. Bei den meisten handelt es | |
sich um Mitglieder der Regierungspartei. | |
Die NACC beschuldigt sie, für eine Änderung der Verfassung gestimmt zu | |
haben, die darauf abzielte, die Zahl der Senatsmitglieder auf 200 zu | |
erhöhen, die direkt gewählt werden sollten. Offensichtlich befürchtet man | |
eine weitere Machtkonsolidierung des Thaksin-Lagers. Derzeit besteht der | |
150-köpfige Senat aus 76 direkt gewählten und 74 ernannten Mitgliedern. | |
Bei einem Schuldspruch könnten die betreffenden Abgeordneten für fünf Jahre | |
aus der Politik verbannt werden. Kritiker sprechen von dem Versuch, die | |
Yingluck-Regierung durch einen „juristischen Putsch“ loszuwerden, wie er | |
Ende 2008 gegen die damalige Thaksin-nahe Regierung stattgefunden hatte. | |
19 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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