| # taz.de -- Thailands politisches Patt: Neue Runde in Bangkoks Machtkampf | |
| > Die Regierung kündigt die Wiederholung der Wahl an, die Opposition will | |
| > erneut boykottieren. Premierministerin Shinawatra droht der Amtsverlust. | |
| Bild: Thailands Ministerpräsidentin Yingluck Shinawartra vor der Presse Anfang… | |
| BANGKOK taz | Neuwahlen sind nach Meinung von Thailands Regierung und von | |
| prodemokratischen Gruppen der einzig verfassungskonforme Weg, um das Land | |
| voranzubringen. Premierministerin Yingluck Shinawatra hatte sich vergangene | |
| Woche mit der Wahlkommission auf einen neuen Wahltermin am 20. Juli | |
| verständigt. | |
| Damit soll die von der Opposition boykottierte Parlamentswahl vom 2. | |
| Februar wiederholt werden. Ein entsprechender Erlass muss noch von | |
| Thailands König Bhumibol Adulyadej unterzeichnet werden. | |
| Die neue Abstimmung wird nötig, weil das Verfassungsgericht die | |
| Februar-Abstimmung für nichtig erklärt hatte. Zur Begründung hieß es, diese | |
| habe nicht wie vorgeschrieben an einem einzigen Tag stattgefunden. | |
| Die Protestbewegung PDRC unter Suthep Thaugsuban hatte Wahllokale blockiert | |
| und WählerInnen gewaltsam daran gehindert, ihre Stimmen abzugeben. Doch als | |
| kürzlich die Pläne für die Juli-Wahl bekannt wurden, kündigte der frühere | |
| Vizepremier und einst ranghöchster Strippenzieher der oppositionellen | |
| Demokratischen Partei (DP), Suthep, an, weitere Abstimmungen ebenfalls zu | |
| blockieren. | |
| Das Ziel der Opposition ist es, den ihr verhassten Shinawatra-Clan | |
| politisch ein für allemal kaltzustellen. In ihren Augen ist Yingluck eine | |
| Marionette ihres Bruders Thaksin Shinawatra, der 2006 als Regierungschef | |
| vom Militär gestürzt wurde. Stattdessen will Suthep, der wiederholt zur | |
| „letzten Schlacht“ gegen Yingluck aufgerufen hat, einen demokratisch nicht | |
| legitimierten Volksrat einsetzen. | |
| ## Oppositionschef: Premierministerin soll ihre Macht „opfern“ | |
| Auch DP-Chef Abhisit Vejjajiva lehnte Neuwahlen erneut ab und forderte | |
| Yinglucks Rücktritt. Sie müsse ihre Macht „opfern“, um den Weg für eine | |
| ernannte Übergangsregierung und politische Reformen frei zu machen. | |
| Kritiker bezeichneten den Vorschlag Abhisits, der von Ende 2008 bis Mitte | |
| 2011 selbst Premier war, als verfassungswidrig. „Dieser basiert auf der vom | |
| PDRC-Mob erzeugten politischen Krise und dem Machtvakuum, das ein Ergebnis | |
| der illegalen Behinderung der Februar-Wahl ist“, schreibt der Politologe | |
| Kasian Tejapira von der Thammasat-Universität in der Bangkok Post. | |
| Spreche die Opposition von Reformen, meine sie nur solche, die der DP | |
| nützten, moniert Pitch Pongsawat von der Chulalongkorn-Universität. Die DP | |
| hatte die Februar-Wahl boykottiert und mischt bei Sutheps Protesten massiv | |
| mit. | |
| ## Verfassungsgericht will am Mittwoch über Yinglick urteilen | |
| Doch Yingluck gerät jetzt zunächst viel stärker juristisch unter Druck: Die | |
| Antikorruptionsbehörde wirft ihr Verfehlungen bei einem staatlichen | |
| Subventionsprogramm für Reis vor. Zudem muss sie sich am Dienstag vor dem | |
| Verfassungsgericht rechtfertigen, warum sie nach ihrem Wahlsieg 2011 den | |
| damaligen Chef des Nationalen Sicherheitsrats entlassen hatte. | |
| Der Entlassene hatte in der bereits erfolgreich auf seine Wiedereinstellung | |
| geklagt. Das schon früher nicht unparteiische Verfassungsrericht will | |
| bereits am Mittwoch sein Urteil verkünden. Das könnte sogar auf jene | |
| Minister ausgedehnt werden, welche die Entlassung des Sicherheitsratschefs | |
| unterstützt hatten. | |
| Längst sprechen die Anhänger der Regierung, die sogenannten Rothemden, von | |
| Versuchen eines juristischen Putsches, wie er Ende 2008 gegen die damals | |
| regierende Thaksin-treue People Power Party stattgefunden hatte. Sollte | |
| ihre Regierung erneut gestürzt werden, wollen die Rothemden direkt nach | |
| Bangkok marschieren. | |
| 6 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Nicola Glass | |
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