# taz.de -- Russland und die Europäische Union: Ein freudloses Gipfeltreffen | |
> Wegen der Krise in der Ukraine steht die „strategische Partnerschaft“ | |
> Brüssels mit Russland auf dem Prüfstand. Auch sonst hat sich einiges | |
> aufgestaut. | |
Bild: Proteste gegen Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag in Brüssel. | |
BRÜSSEL taz | Diesen Termin hätte sich die EU am liebsten erspart. | |
Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Krise in der Ukraine müssen sich die | |
EU-Chefs am Dienstag in Brüssel mit dem russischen Präsidenten Wladimir | |
Putin treffen – jenem Mann, der die ukrainische Führung mit Drohungen und | |
Geldversprechen vom vereinbarten EU-Kurs abgebracht hat. | |
Zum Zeichen des Missvergnügens wurde der Gipfel radikal zusammengestrichen. | |
Das für Montagabend geplante Abendessen entfiel ersatzlos, das Treffen | |
wurde auf zweieinhalb Stunden verkürzt. „Das ist kein Gipfel, das ist ein | |
Abstieg vom Gipfel“, so der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf | |
Lambsdorff. | |
Die Ukraine steht offiziell nicht auf der Tagesordnung. Dennoch dürfte die | |
Krise in Kiew das Treffen beherrschen. Zum einen stellt sie die | |
„strategische Partnerschaft“ infrage, die die EU und Russland unterhalten. | |
Weder Brüssel noch Moskau haben ihre Ukraine-Politik miteinander abgestimmt | |
– im Gegenteil: Sie haben sich gegenseitig Konkurrenz gemacht, Russland hat | |
(vorerst) gewonnen. | |
Zum anderen stehen Kommissionschef José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident | |
Herman Van Rompuy unter Druck der osteuropäischen EU-Staaten. Es könne bei | |
diesem Gipfel kein „Business as usual“ geben, so Litauens Außenminister | |
Linas Linkevicius. Sollte die Gewalt in der Ukraine anhalten, müsse die EU | |
über Sanktionen nachdenken. Barroso und Van Rompuy sind Diplomaten genug, | |
um solche Drohungen zu unterlassen. Man plane eine „ehrliche Aussprache“, | |
ließ Barroso gestern knapp mitteilen. Zunächst einmal will die EU „reinen | |
Tisch machen“, sagte ein EU-Diplomat. | |
## Probleme bei Menschenrechten | |
Es hat sich einiges angestaut. Die Ukraine ist nur der wichtigste | |
Streitpunkt. Probleme gibt es auch bei den Menschenrechten und in der | |
Energiepolitik. Die EU hat immer wieder Meinungsfreiheit und ein Ende der | |
Diskriminierung Homosexueller angemahnt. Die Freilassung prominenter | |
Regimekritiker ändere nichts an der Menschenrechtslage, heißt es in | |
Brüssel. | |
Für Ärger sorgt auch die Gaspipeline South Stream in Südosteuropa. Die EU | |
hat ein Kartellverfahren eingeleitet, weil sie eine dominierende Stellung | |
von Gazprom fürchtet. Schon jetzt ist die EU mehr denn je auf Gas aus | |
Russland angewiesen. Eigentlich wollte Brüssel den Import drosseln. Doch | |
die europäische Konkurrenzpipeline Nabucco kommt nicht voran. | |
27 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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