# taz.de -- Rücktritt ukrainischer Premier: Ein neuer Handlanger muss her | |
> Nach dem Rücktritt von Mykola Asarow sucht Präsident Janukowitsch einen | |
> neuen Premier. Die Opposition hat bereits abgelehnt. Aus gutem Grund. | |
Bild: Für die Opposition hat es keinen Sinn, sich auf eine Beteiligung an der … | |
KIEW taz | Die Euphorie, mit der die meisten ukrainischen Medien den | |
Rücktritt des Ministerpräsidenten Mykola Asarow am Dienstagmorgen | |
kommentierten, war vorschnell. Gründe dafür gibt es einige. | |
Denn eine Neubesetzung des Amtes des Premiers ändert an der Situation im | |
Land zunächst einmal gar nichts. Zurzeit kommt für den Posten nur ein | |
weiterer Handlanger von Janukowitsch infrage. Denn für die Opposition hat | |
es keinen Sinn, sich auf eine Beteiligung an der Regierung einzulassen. | |
Ginge es nach Präsident Janukowitsch, so könnten die Oppositionsführer | |
bereits jetzt die Ernennung von Arseni Jazenjuk zum Ministerpräsidenten | |
feiern. Dieser hat den Posten jedoch abgelehnt. Es wäre das Ende seiner | |
politischen Karriere gewesen, denn Janukowitschs Vorschlag ist gewieft. | |
Der Ministerpräsident kann nicht eigenständig Minister ernennen, sondern | |
nur der Präsident. Daher wären dem neuen Ministerpräsidenten aus dem Lager | |
der Opposition die Hände gebunden. Seine Lösungsvorschläge könnten von den | |
Ministern, die Janukowitschs Kontrolle unterliegen, sabotiert werden. Er | |
selbst aber würde zur Zielscheibe der Kritik vonseiten des Präsidenten, der | |
Opposition, für die Arseni Jazenjuk Staatsfeind Nr. 1 wäre, der Presse | |
sowie der Öffentlichkeit. Der neue Premier wird, solange die Finanzströme | |
vom Präsidenten kontrolliert werden, auch die wirtschaftliche Situation im | |
Land nicht entscheidend verbessern können. | |
Kann sein, dass vor allem aus wirtschaftlichen Gründen niemand die | |
Verantwortung des Ministerpräsidentenamtes übernehmen möchte. Und es kann | |
auch sein, dass Mykola Asarow genau deshalb das Feld räumt. Er selbst hatte | |
ja ganz emotional verkündet, abzutreten, damit der Frieden im Land gewahrt | |
werden könne. | |
Viele Oppositionelle glauben, dass die „diktatorischen Gesetze“, die das | |
Parlament am Dienstag zurückgenommen hat, ein Ablenkungsmanöver von der | |
Verabschiedung des Haushalts sind, der keinerlei Kritik hervorgerufen hat. | |
Ein anderer wichtiger Aspekt sind die Vertreter der Sicherheitskräfte und | |
Sondereinheiten sowie die Gerichte. Auf sie hat der Rücktritt der Regierung | |
keinen Einfluss, denn sie werden vom Präsidenten ernannt und abgesetzt. Und | |
das wiederum bedeutet, dass die gewalttätige Auflösung von Demonstrationen | |
weitergehen kann, da die Kontrolle und die Macht über die Armee weiterhin | |
in Janukowitschs Händen bleibt. Damit sind nach wie vor dieselben Leute für | |
die Sicherheit im Land zuständig, die für die blutigen Auseinandersetzungen | |
verantwortlich sind. | |
Aus dem Russischen Ljuba Naminova | |
28 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Andrej Neserko | |
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