| # taz.de -- Abkommen EU-Kuba: Ein Ende der Eiszeit? | |
| > Nach 17 Jahren frostiger Stimmung wollen Kuba und die Europäische Union | |
| > in einen neuen Dialog treten. Ein bilaterales Abkommen ist geplant. | |
| Bild: In den Straßen von Havanna. | |
| BERLIN taz | Die EU-Außenminister haben am Montag in Brüssel beschlossen, | |
| Verhandlungen über ein Abkommen für einen politischen Dialog mit Kuba | |
| aufzunehmen. Es geht um eine Annäherung in den seit Jahren tiefgekühlten | |
| Beziehungen zwischen Brüssel und Havanna. | |
| Der niederländische Außenminister Frans Timmermans hat Anfang Januar | |
| bereits ausgelotet, wie es um die politische Wetterlage in Havanna bestellt | |
| ist. Mit seinem Kollegen Bruno Rodríguez vereinbarte er, politische | |
| Konsultationen aufzunehmen. | |
| Ein Schritt, so Rodríguez, der Kuba die Chance gebe, den Wandel auf der | |
| Insel vorzustellen und die gemeinsamen bilateralen Interessen zu | |
| diskutieren. Eine Position, die Timmermans teilt. Er setzt sich für eine | |
| Revision der EU-Position gegenüber Kuba ein. | |
| Und auch in Brüssel hat sich die Zielsetzung verändert. Die Normalisierung | |
| der Beziehungen, die Unterstützung des Reformprozesses und die Verbesserung | |
| der wirtschaftlichen Kooperation stehen laut EU-Vertretern ganz oben auf | |
| der Agenda. | |
| Susanne Gratius vom in Madrid ansässigen Polit-Think-Tank Fride rechnet mit | |
| einer Neuausrichtung der EU-Kubapolitik. „Offen ist jedoch, was mit dem | |
| Gemeinsamen Standpunkt passiert“, so die Professorin. Der wurde am 2. | |
| Dezember 1996 durch den Rat angenommen und legt fest, dass „der Übergang | |
| zur pluralistischen Demokratie sowie zur Achtung der Menschenrechte und | |
| Grundfreiheiten in Kuba … gefördert werden“ soll. | |
| Dieser Passus, der Fortschritte bei der Wahrung der Menschenrechte zur | |
| Bedingung für die Normalisierung der Beziehungen macht, geht auf die | |
| damalige konservative spanische Regierung von José María Aznar zurück. | |
| „Aznar ging es dabei weniger um Kuba als die USA“, sagt Gratius. Die USA | |
| hatten die Embargobestimmungen verschärft und drohten internationalen | |
| Unternehmen, die in Kuba investierten, mit Sanktionen für ihr US-Geschäft. | |
| ## Auf Sparflamme | |
| „Aznar wollte die europäischen Unternehmen aus der Schusslinie bekommen“, | |
| sagt Gratius. Unstrittig ist allerdings auch, dass Aznar den Bruch in der | |
| spanischen Kubapolitik förderte, um der Linken eins auszuwischen. | |
| Mit weitreichenden Folgen. Für Kuba ist eine Konditionierung der EU-Politik | |
| an den demokratischen Wandel nicht annehmbar. Sie gilt als Eingriff in die | |
| Souveränität, und so köcheln die Beziehungen zwischen Brüssel und Havanna | |
| seit 1996 auf Sparflamme. | |
| Eisig wurde es, als Brüssel im Frühjahr 2003 die Verurteilung von 75 | |
| Oppositionellen zu langen Haftstrafen kritisierte und den Dissidenten die | |
| Botschaften öffnete. Daraufhin reduzierte Havanna die Kontakte auf ein | |
| Minimum. Erst seit 2008 wird wieder kommuniziert. | |
| ## Harte Linie aufgegeben | |
| Jetzt soll der Dialog intensiviert werden. In Brüssel ist zu hören, dass | |
| Polen und Tschechien, die in der Vergangenheit immer auf eine harte Linie | |
| gepocht hatten, ihren Widerstand aufgegeben haben. | |
| Der „Gemeinsame Standpunkt“ hat, da sind sich Fachleute einig, nichts | |
| bewirkt. Das bestätigt auch Elizardo Sánchez, Gründer der in Kuba | |
| geduldeten Kommission für Menschenrechte und nationale Versöhnung (CCDHRN). | |
| „Derzeit gibt es so viele Verhaftungen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die | |
| Repression hat zugenommen“, sagt der 69-Jährige. | |
| Er hält wenig von der Sanktionslogik: „Die kubanische Regierung respektiert | |
| kaum internationale Normen, sodass Sanktionen einfach verpuffen“, sagt er. | |
| Allerdings: Auch vom Dialog erhofft sich Sánchez nicht viel. | |
| 11 Feb 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Knut Henkel | |
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