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# taz.de -- Der Kunstfund Gurlitt: Anwälte fordern Werke zurück
> Nur bei drei Prozent der 1.280 Werke handele es sich um Nazi-Raubkunst,
> sagen Gurlitts Anwälte. Auch Gurlitt selbst meldet sich nun zu Wort.
Bild: Ein Gemälde aus der Gurlittsammlung: Max Liebermanns „Reiter am Strand…
MÜNCHEN dpa | Die Anwälte des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt
gehen im Streit um mögliche Nazi-Raubkunst in die Offensive. Sie beklagen
eine ungerechte Behandlung ihres Mandanten – und haben die Internetseite
[1][gurlitt.info] zur umstrittenen Kunstsammlung eingerichtet.
Gurlitt sei der rechtmäßige Besitzer fast aller Bilder, betonten sie auf
der Seite und fordern die Sammlung zurück. Gurlitt sei ebenso bereit, „nach
rechtmäßiger Rückgabe der gesamten Sammlung durch die Behörden“ mögliche
Verdachtsmomente zu prüfen. Nur bei einem Bruchteil der Werke aus seiner
Sammlung bestehe überhaupt Raubkunst-Verdacht, sagen die Anwälte.
Auf der Seite ist auch ein Statement von Gurlitt (81) persönlich zu lesen.
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstinteressierte“, schreibt er. „…
viel ist in den vergangenen Wochen und Monaten passiert und passiert noch
immer. Ich habe nur mit meinen Bildern leben wollen, in Frieden und in
Ruhe.“
Das Vorgehen gegen seinen Mandanten sei vor allem im Vergleich mit anderen
Sammlungen nicht in Ordnung, kritisierte Gurlitts Anwalt Hannes Hartung am
Montag. „In Deutschland gibt es viele öffentliche und private Sammlungen,
in welchen der Anteil an potenzieller Raubkunst viel höher ist als in der
Sammlung Gurlitt – für diese Sammlungen und die dort verantwortlichen
Museumsdirektoren gibt es jedoch augenscheinlich keine Sanktionen.“
Nur bei drei Prozent der 1280 Werke aus dem spektakulären Schwabinger
Kunstfund gebe es derzeit den Verdacht, es könne sich um Nazi-Raubkunst
handeln, erläuterte Hartung. Bei den Bildern aus Gurlitts Haus in Salzburg
habe sich nach einem Abgleich mit Suchmeldungen in Verlustregistern
keinerlei Verdacht ergeben. Mit sechs Anspruchstellern gebe es
Verhandlungen. „Mehr haben sich bis dato nicht bei uns gemeldet.“ In den
Verhandlungen gehe es derzeit vor allem um das Bild „Femme assise“ von
Henri Matisse, Max Liebermanns „Zwei Reiter am Strand“ sowie und die
Sammlung Dr. Glaser aus Dresden.
Die Taskforce „Schwabinger Kunstfund“, die die Herkunft der Bilder im
Auftrag der ermittelnden Staatsanwaltschaft Augsburg klären soll, geht von
knapp 600 verdächtigen Bildern aus. Sie wurden in die Online-Datenbank
[2][lostart.de] eingestellt.
## Unwissenderweise Nazi-Raubkunst in Sammlung geführt
“Cornelius Gurlitt war zu jeder Zeit überzeugt davon, von seinem Vater eine
Sammlung geerbt zu haben, die im Wesentlichen aus der sogenannten
‚entarteten‘ Kunst aus vormals deutschem Reichseigentum in öffentlichen
Sammlungen und Museen besteht“, heißt es auf der Internetseite. „Cornelius
Gurlitt war nicht bekannt, dass sich in seiner Sammlung auch vereinzelt
Gegenstände befinden, welche heute als Raubkunst qualifiziert werden
könnten.“
Er sei bereit, „qualifizierte, nachvollziehbare und berechtigte
Rückgabeansprüche von Erben jüdischer Verfolgter“ zu prüfen. Dies sei eine
„freiwillige, moralisch fundierte Selbstverpflichtung von Cornelius
Gurlitt“.
Inzwischen wächst nach Informationen des Spiegel der Druck auf die
ermittelnde Staatsanwaltschaft Augsburg. Wie das Magazin berichtet, gibt es
im bayerischen Justizministerium Zweifel am Vorgehen gegen Gurlitt. Das
Ministerium sehe die Staatsanwaltschaft auf sehr dünnem Eis und habe
angefragt, ob sie Gurlitt überhaupt strafbares Verhalten vorwerfen könne,
berichtet das Nachrichtenmagazin. Dazu, ob Gurlitt und seine Anwälte eine
Beschwerde gegen die Ermittlungen erwägen, wollte sein Sprecher Stephan
Holzinger sich am Montag nicht äußern.
Vor zwei Jahren wurden Gurlitts Bilder beschlagnahmt, seit Bekanntwerden
des Falls im vergangenen Jahr wird darüber diskutiert. „Manches von dem,
was über meine Sammlung und mich berichtet wurde, stimmt nicht oder stimmt
so nicht“, heißt es in Gurlitts Statement. „Deshalb wollen meine Anwälte,
mein Betreuer und ich hier einige Informationen bereitstellen, um die
Diskussion um meine Sammlung und um meine Person zu versachlichen.“
17 Feb 2014
## LINKS
[1] http://www.gurlitt.info
[2] http://www.lostart.de/Webs/DE/Start/Index.html
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