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# taz.de -- China reagiert wütend: Dalai Lama bei Obama
> Erstmals seit drei Jahren hat US-Präsident Obama am Freitag den Dalai
> Lama im Weißen Haus empfangen. Die chinesische Regierung protestiert.
Bild: Nicht zum ersten Mal im Weißen Haus: Der Dalai Lama, hier 2010.
PEKING taz | Es soll sich lediglich um ein Treffen in einem Saal im
Erdgeschoss des Weißen Hauses handeln und nicht im präsidialen Oval Office.
Doch der chinesischen Führung ist diese Unterscheidung egal. Sie zeigt sich
empört darüber, dass Barack Obama am Freitag den Dalai Lama zu einem
einstündigen Gespräch trifft.
Das Treffen des US-Führers mit dem Dalai sei „eine grobe Einmischung in
Chinas innere Angelegenheiten“, wetterte die Sprecherin des chinesischen
Außenministeriums, Hua Chunying, am Freitag - noch bevor das Treffen
überhaupt stattgefunden hat. Sie warf dem US-Präsidenten vor,
„antichinesische Aktivitäten” zu fördern. „Das Treffen wird den Beziehu…
zwischen China und den USA großen Schaden zufügen.”
Die kommunistische Führung in Peking betrachtet den Dalai Lama als
Separatisten, der das seit 1950 annektierte Tibet von der Volksrepublik
abspalten wolle. Obwohl das geistige Oberhaupt der Tibeter mehrfach
versichert hat, dass er eine Unabhängigkeit gar nicht anstrebe, sondern
sich lediglich für mehr religiöse und kulturelle Freiheiten in Tibet
einsetze, nimmt ihm die chinesische Führung das nicht ab.
Sie macht dem 78-Jährigen zudem verantwortlich für die mehr als 120
Selbstverbrennungen der vergangenen Jahre. Aus Unmut über die chinesische
Besatzung zünden sich regelmäßig in den tibetisch besiedelten Gebieten
Chinas Mönche, Nonnen und Bauern selbst an. Die chinesischen
Sicherheitsbehörden reagieren mit harter Repression gegen die Bevölkerung.
## Letzter Empfang: Juli 2011
Wie die meisten westlichen Länder sympathisieren die USA mit dem Dalai
Lama. Auf seiner derzeitigen Rundreise durch die Vereinigten Staaten wird
er stets mit großem Jubel empfangen. Allerdings betont die US-Regierung,
dass sie den Status Tibets als ein Teil der Volksrepublik nicht anzweifle.
Sie unterstütze lediglich die Forderungen des Dalai Lama nach mehr
Autonomie.
Obama hatte den Dalai Lama im Juli 2011 schon einmal im Weißen Haus
empfangen. Auch damals hatte die chinesische Führung den US-Präsidenten
heftig protestiert und mit Konsequenzen gedroht. Die blieben aber aus. Die
Beziehungen zwischen China und den USA befanden sich 2011 und in den
Folgejahren ohnehin auf einem Tiefpunkt. Der arabische Frühling hatte in
den westlichen Staaten die Hoffnung genährt, dass sich auch China
politischen Reformen öffnen würde. Stattdessen aber unterdrückte die
chinesische Führung umso heftiger den Nachrichtenfluss aus dem Ausland und
ging gegen Dissidenten vor.
Seitdem Xi Jinping vor einem Jahr das Amt des chinesischen
Staatsoberhauptes übernommen hat, nähern sich beide Staaten wieder an. Im
Umgang mit Nordkorea hat sich China im vergangenen Jahr von seinem
einstigen Bruderstaat abgewandt, nachdem Pjöngjang entgegen der Absprachen
eigenmächtig einen Atomtest abhielt. China ist nun um eine gemeinsame
Strategie mit den USA bemüht.
John Power, Asien-Politologe der National University in Australien, glaubt
daher auch, dass die Auswirkungen des Dalai Lama-Empfang im Weißen Haus
gering bleiben dürften. Peking müsse schon aus Prinzip Protest erheben,
gilt der Dalai Lama in China doch offiziell als Hochverräter. Die Wortwahl
sei aber immer die gleiche. „Nichts ist passiert.“
Das mag in Bezug auf die Beziehungen mit den USA zutreffen. Weniger
einflussreiche Staaten haben es jedoch schwerer. Nachdem Großbritanniens
Premierminister David Cameron kurz nach seinem Amtsantritt den Dalai Lama
empfing, wurden in Peking daraufhin die politische Beziehungen mit den
Briten auf Eis gelegt. Es dauerte anderthalb Jahre bis die chinesische
Führung sich versöhnlich zeigte und Cameron empfing.
21 Feb 2014
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
USA
China
Barack Obama
Dalai Lama
Tibet
Protest
Tibet
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Tibet
China
Buddhismus
China
Tibet
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