# taz.de -- Tibetische Idylle in den Sozialen Medien: Chinas Zwitscher-Propagan… | |
> Mit falschen Twitter-Accounts frisiert Peking das Tibet-Bild. Davon geht | |
> jedenfalls die Menschenrechtsorganisation „Free Tibet“ aus. | |
Bild: Twitter-Vögelchen. Steht nicht überall für Authentizität. | |
Tom Hugo gefällt es in Tibet. Bei Twitter schwärmt er von den fröhlichen | |
Einwohnern, die in traditionellen Gewändern singen und tanzen. Dabei hat er | |
keine Ahnung davon. Denn dieser Tom Hugo existiert nicht. Sein | |
Twitter-Konto ist ein Fake, sein Profilbild zeigt das brasilianische | |
Fotomodell Felipe Berto. | |
Die [1][Menschenrechtsorganisation Free Tibet] hat vergangene Woche | |
mindestens 100 solcher gefälschten Twitter-Konten entlarvt, die chinesische | |
Regierungspropaganda über Tibet verbreiten. Fast alle nutzen konstruierte | |
westliche Namen, ihre Profilbilder zeigen AmerikanerInnen, aufgenommen von | |
professionellen Fotografen. | |
Für Free Tibet ist klar: Diese Konten sollen das unterdrückte Tibet als | |
idyllische chinesische Provinz darstellen und Artikel verbreiten, die den | |
Dalai Lama angreifen. Ein Artikel, der das geistige Oberhaupt der Tibeter | |
beschimpft, kam auf 6.500 Retweets. | |
Zwar macht Free Tibet die chinesische Regierung nicht explizit für die | |
Fälschungen verantwortlich. Doch viele der Konten verlinken auf die | |
Webseite eines Unternehmens aus Peking, das Auskunft über die | |
Twitter-Accounts verweigerte. Die chinesische Regierung hat bisher nicht | |
auf die Vorwürfe reagiert. | |
[2][Die New York Times] hat am vergangenen Montag als erstes Medium über | |
die Fälschungen berichtet. Bereits einen Tag später hat Twitter einige | |
Accounts entfernt. Free Tibet rechnet jedoch mit noch viel mehr | |
unentdeckten falschen Profilen. In einem Brief forderte die Organisation | |
den Twitter-Geschäftsführer Dick Costolo auf, sicherzustellen, dass der | |
Kanal in Zukunft nicht für Propagandazwecke genutzt wird. | |
Soziale Medien wie Twitter, Facebook und YouTube sind in China zwar längst | |
blockiert, werden aber von staatlichen Medien genutzt, um die Haltung der | |
chinesischen Regierung zu verbreiten. | |
29 Jul 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://freetibet.org/ | |
[2] http://www.nytimes.com/2014/07/22/world/asia/trending-attractive-people-sha… | |
## AUTOREN | |
Samanta Siegfried | |
## TAGS | |
Tibet | |
China | |
Peking | |
Soziale Netzwerke | |
Propaganda | |
Protest | |
Buddhismus | |
Tibet | |
USA | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aus Protest gegen Chinas Politik: Selbstverbrennung in Sichuan | |
Ein 40-jähriger Mann soll am Donnerstag infolge seiner Verletzungen | |
gestorben sein. China wirft dem Dalai Lama vor, die Tibeter zu | |
Selbstverbrennungen anzustiften. | |
Klang und Gesang: Glöckchengebimmel und Geblöke | |
Im „ausland“ in Prenzlauer Berg gibt es die aufregende Musik tibetischer | |
Mönche zu hören. | |
Kommunale Menschenrechtspolitik: Tibet-Konflikt in deutscher Provinz | |
Die chinesische Botschaft drängt deutsche Bürgermeister, an ihren | |
Rathäusern nicht die tibetische Schneelöwenflagge zu hissen. Die sind aber | |
stur. | |
China reagiert wütend: Dalai Lama bei Obama | |
Erstmals seit drei Jahren hat US-Präsident Obama am Freitag den Dalai Lama | |
im Weißen Haus empfangen. Die chinesische Regierung protestiert. |