# taz.de -- Verluste bei RWE: Die Energieblase lässt Luft ab | |
> Sie machen Milliardenverluste: Konzerne wie RWE oder Gaz de France legen | |
> derzeit katastrophale Jahreszahlen vor. Das könnte erst der Anfang sein. | |
Bild: So ungefähr sehen Finanzblasen aus. Wenn sie platzen, ist alles verklebt. | |
BERLIN taz | RWE geht es nicht gut. Nächste Woche wird der größte deutsche | |
Stromversorger laut Handelsblatt zum ersten Mal in seiner Geschichte einen | |
Jahresverlust verkünden. Drei Milliarden Euro soll das Minus betragen. In | |
Frankreich sieht es nicht besser aus. Dort verbucht der Strom- und | |
Gaskonzern GDF Suez ein Minus von 9,3 Milliarden Euro. | |
Dem Rest der Branche geht es kaum besser:„Im Augenblick Chef eines | |
deutschen Energieversorgers zu sein, ist wahrscheinlich eine der | |
schwierigsten Aufgaben, die man sich aussuchen kann“, klagt Eon-Chef | |
Johannes Teyssen kürzlich in der taz. | |
Die Gründe der Misere sind komplex. RWE und GDF müssen vor allem den Wert | |
ihrer Gaskraftwerke nach unten korrigieren, was sich als Verlust in der | |
Bilanz niederschlägt. Das liegt zum Teil an den erneuerbaren Energien, die | |
gefördert auf den Markt kommen und als erstes die teuersten fossilen | |
Kraftwerke verdrängen. Ausgerechnet Gaskraftwerke lohnen sich kaum noch, | |
obwohl sie am effizientesten arbeiten und wegen ihrer Flexibilität am | |
besten zu Wind- und Solarenergie passen. | |
Gas ist in Europa im Vergleich zu Kohle einfach zu teuer. Was zum Teil an | |
den USA liegt, wo es sich anders herum verhält. Dort leiden Energiekonzerne | |
an zu niedrigen Gaspreisen. Sie haben mit der umweltschädlichen | |
Fracking-Methode so viel Erdgas aus dem Boden gepresst, dass der Preis | |
weniger als ein Drittel des europäischen beträgt und die Förderung Verluste | |
bringt. | |
## Erdgas mal zu teuer, mal zu billig | |
In der Stromerzeugung löst dort nun das Gas die Kohle ab, die dafür nach | |
Europa exportiert wird – und hier wiederum das wesentlich teurere Gas ins | |
Abseits drängt, siehe RWE und GDF-Verluste. | |
Das ändert allerdings nichts an einer simplen Entwicklung: Erneuerbare | |
Energien verdrängen langfristig fossile Kraftwerke, was zu Wertverlusten | |
bei den Konzernen führt, die den Trend zu lange verschlafen haben. Dazu | |
kommt langfristig ein weiteres Risiko für die Unternehmen: Soll der | |
Klimawandel tatsächlich in erträglichen Maßen begrenzt werden, dürfen nur | |
noch ein Drittel der nachgewiesenen Reserven an Kohle, Öl und Gas verfeuert | |
werden. | |
Das schrieb die Internationale Energieagentur im Jahr 2012. Mittlerweile | |
findet sich diese Erkenntnis in diversen Positionspapieren auch der | |
EU-Kommission. Allerdings stehen die Werte dieser Rohstoffe bereits in den | |
Bilanzen diverser multinationaler Konzerne. Beschließt die | |
Weltgemeinschaft, nicht alles Öl bis zum letzten Tropfen zu verbrennen, | |
dann sind die Verluste von RWE und GDF nur Vorboten der sogenannten Carbon | |
Bubble. | |
## Die größte Blase aller Zeiten? | |
Eine Finanzblase, hervorgerufen durch eine globale, systematische | |
Überbewertung von Energiekonzernen. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore | |
sieht darin das Potential „für die größte Finanzblase aller Zeiten“, wie… | |
dem britischen Guardian sagte. | |
Ende Februar hat das EU-Parlament den EU-Systemrisiko-Rat und die | |
EU-Kommission dazu aufgerufen, das Problem der carbon bubble zu untersuchen | |
und zu erfassen. Allerdings wird es kaum einer zur Kenntnis nehmen. Es war | |
Punkt 16 eines Berichts über die langfristige Finanzierung der europäischen | |
Wirtschaft. | |
Der Systemrisiko-Rat, teil der europäischen Finanzaufsicht, teilte auf | |
taz-Anfrage mit: „Das Thema ist bekannt und wird überwacht, aber momentan | |
gibt es keine Anlass zu handeln.“ | |
28 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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